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Magdeburg: War der Täter ein echter Arzt?

Simon Binz
Simon Binz

Deutschland,

Der Attentäter von Magdeburg hatte als Arzt gearbeitet. Jetzt verdichten sich die Hinweise, dass er gar kein abgeschlossenes Medizinstudium hatte.

anschlag magdeburg
Polizisten bewachen nach dem Anschlag den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ermittler beleuchten derzeit intensiv das Leben des Magdeburg-Attentäters.
  • Es werden ehemalige Kollegen, Patienten und Ärzte des MRV befragt.
  • Es verdichten sich die Anzeichen, dass Abdulmohsen kein ausgebildeter Mediziner war.

Nach dem Attentat auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg (5 Tote & 500 Verletzte), ermitteln die Behörden zum Vorleben des Täters: Taleb Al-Abdulmohsen (50)

Es werden unter anderem Nachbarn des Arztes aus Saudi-Arabien befragt, aber auch ehemalige Kollegen und Patienten. Ein Fokus liegt auch auf Informationen von Ärzten und Mitarbeitern des Massregelvollzugs (MRV).

Wie die «Bild» berichtet, verdichten sich dabei die Hinweise, dass der Attentäter möglicherweise kein abgeschlossenes Medizinstudium hatte.

Die Ermittlungen sollen demnach ergeben haben, dass Al-Abdulmohsen in einer Bernburger Fachklinik seines Arbeitgebers sogar mit einem Behandlungsverbot belegt war.

Zu Beginn seiner Tätigkeit als Arzt im Jahr 2020 durfte Al-Abdulmohsen zwar noch im benachbarten Salus-Fachklinikum arbeiten.

Das wurde jedoch unterbunden, nachdem er Patienten in Lebensgefahr gebracht hatte, weil er ihnen falsche Medikamente verschrieb.

«Spritzen setzen war nicht seine Stärke»

Ein Mitarbeiter der dortigen Pflegeleitung meint gegenüber der Boulevardzeitung: «Aufmerksame Schwestern und Pfleger hatten das mitbekommen und konnten die Einnahme verhindern. Doch Hinweise und Beschwerden verhallten bei der Klinikleitung.»

Die Person führt weiter aus: «Neben Zulassungen, Bescheinigungen über Promotionsverfahren müssen Bewerber im MRV auch Zeugnisse und Sprachkursteilnahmen nachweisen. Doch dafür, dass der Stationsarzt seit 2006 in Deutschland sein soll, war sein Deutsch unterirdisch.»

Auch im Massregelvollzug, wo Al-Abdulmohsen weiterhin tätig sein durfte, gab es wiederholt Beschwerden von Patienten über den saudi-arabischen Arzt.

Patient Burkhard M. sagt zur «Bild»: «Spritzen setzen war nicht seine Stärke. Als er mir die Corona-Spritze verabreichte, stach er sich dabei selbst in den Finger.«

Und: «Als ich ihm von meiner Thrombose berichtete, musste Dr. Google wieder in Internet nachschauen.»

Weitere Anklage gegen Attentäter von Magdeburg möglich

Der Attentäter von Magdeburg war als Stationsarzt für drei Therapie-Bereiche zuständig. Gemäss den Einstellungsvoraussetzungen fordert der MRV für Abdulmohsens Position eine Qualifikation als: «Arzt (m/w/d) in fortgeschrittener Weiterbildung» oder als «Facharzt (m/w/d) für Psychiatrie und Psychotherapie als Stationsarzt».

In der Wohnung des inzwischen inhaftierten Arztes stellten Ermittler sämtliche Unterlagen zu Bewerbungen, Einstellungen und Gehältern sicher.

Diese Dokumente sowie der Computer des Attentäters werden im Landeskriminalamt ausgewertet.

Magdeburg
Nach dem Attentat am Weihnachtsmarkt ist die Trauer in Magdeburg (D) riesig. - Keystone

Was würde passieren, wenn sich herausstellen sollte, dass Al-Abdulmohsen ein Hochstapler mit abgebrochenem Medizin-Studium ist?

Laut einem Justizsprecher würde die Staatsanwaltschaft in diesem Fall prüfen, ob die zu erwartende Anklage erweitert werde. Und zwar um die Tatbestände «des Betruges, der Urkundenfälschung und der versuchten Körperverletzung».

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