Immer mehr Halter nehmen ihre Katze an die Leine
Dieses Bild sieht man immer öfters: Halter spazieren mit ihrem Stubentiger durch die Stadt. Tierschützer raten davon ab, die Katze wie einen Hund zu behandeln.
Das Wichtigste in Kürze
- Aus Angst, dass die Katze überfahren wird, nehmen Halter den Stubentiger an die Leine.
- Für die Katze bedeutet das Stress, warnen Tierschützer.
- Zudem könne sie so vieles nicht tun – zum Beispiel stundenlang vor einem Mauseloch sitzen.
Es sind ungewohnte Szenen, die man jedoch auch in der Schweiz immer öfters antrifft: Halter spazieren mit ihrer Katze an der Leine. Genauso wie es ein Herrchen mit seinem Hund tut.
Doch während Letzteres nichts Neues ist, sorgt das Gassigehen mit dem Stubentiger für grosse Augen. Kein Wunder: Normalerweise streunen Katzen allein durch die Wildnis.
Tierschutzorganisation warnt vor Verletzungen
Was sagen Tierschützer dazu? Sie sehen den neuen Trend kritisch. «Das Führen einer Katze an der Leine kann Stress für das Tier bedeuten», so die Tierschutzorganisation Vier Pfoten auf Anfrage. Die Katze könne entgegen ihrem Instinkt in gewissen Situationen nicht weglaufen und sich verstecken.
Gerade unsichere Tiere würden dazu neigen, bei jedem ungewohnten Geschehen panikartig zu flüchten. Sind sie dazu noch angeleint, könnte das zu Verletzungen führen, warnt die Organisation.
Die Stubentiger werden zudem daran gehindert, ihren natürlichen Impulsen zu folgen. Jagen oder selbständiges Erkundigen der Umgebung in ihrem eigenen Tempo sei mit einer Leine nicht möglich.
«Wir würden eher davon abraten»
Die Schweizerische Vereinigung der Katzenhaus-Freunde äussert sich ähnlich. «Wir würden eher davon abraten», sagt Präsidentin Susi Voser gegenüber Nau.ch.
Eine Katze sei kein Hund, der Gassi geht, sondern eine Beobachterin. «Und ob der Mensch dann Lust hat, mit ihr stundenlang vor einem Mauseloch zu hocken, sei dahingestellt.»
Die Organisation rät stattdessen: «Lieber Wohnungskatzen mit eingesetztem Balkon oder Freigänger auf dem Land mit Katzentürli. Dann kann die Katze selbst entscheiden, was sie genau möchte.»
Trotz der Einwände der Tierschützer spürt man bei Vier Pfoten eine Zunahme des Trends. «In unserer Wahrnehmung hört man immer öfters von Menschen, die ihre Katzen an der Leine an die frische Luft führen.»
So würden vermehrt Bilder von Stubentigern an Leinen in den sozialen Medien kursieren. Und auch Hilfsmittel, beispielsweise Katzengeschirr, gäbe es mehr. Offizielle Statistiken und Zahlen dazu gibt es aber nicht.
Doch warum überhaupt führt man sein Samtpfötchen an der Leine Gassi? Die Tierschützer vermuten, dass sich Halter um das Wohl ihrer Katzen fürchten.
«Freigänger sind oft potenziellen Gefahren wie stark befahrenen Strassen, belebten Fussgängerzonen oder Orten, an denen sich viele Hunde tummeln, ausgesetzt.» Mit der Leine sollen ihre Vierbeiner die Aussenwelt ungefährdet geniessen können.