In der Schweiz gibt es so viele Schwarzfahrer wie noch nie
Immer mehr Leute in der Schweiz bezahlen nicht für den ÖV. 2024 waren es über eine Million registrierte Schwarzfahrende. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen.

Das Wichtigste in Kürze
- Über eine Million Menschen sind in der Schweiz 2024 schwarzgefahren.
- Seit Einführung des Schwarzfahrenden-Registers haben sich die Fälle mehr als verdoppelt.
- Gründe dafür: «erhöhte Risikobereitschaft» sowie «häufigere und effizientere» Kontrollen.
Der öffentliche Verkehr in der Schweiz gilt aufgrund seiner Fahrplandichte und seiner Pünktlichkeit als Erfolgsmodell.
Trotzdem sind offenbar immer weniger Menschen hierzulande bereit, für die Nutzung des ÖVs zu zahlen.
Denn: 2024 fuhren so viele ÖV-Nutzende in der Schweiz schwarz, wie noch nie zuvor. Mehr als eine Million Fälle wurden im nationalen Schwarzfahrenden-Register gezählt.
Das ist ein Anstieg von etwa zehn Prozent gegenüber 2023. Damals waren es noch 918'643 Passagiere ohne gültiges Billet. (Nau.ch berichtete)
Seit 2019 mehr als doppelt so viele registrierte Fälle
Mit der Schwarzfahrenden-Zählung begonnen wurde 2019. Damals waren es etwas mehr als 400'000 Fälle pro Jahr. Seither steigen die Zahlen jährlich an. Auch das Corona-Jahr 2020 bildet keine Ausnahme.
Das Register soll dabei helfen, Mehrfachtäterinnen und -täter zu identifizieren. Registriert wird, wer mit einem ungültigen oder nur teilweise gültigen Ticket unterwegs ist.
In die Datenbank aufgenommen werden auch Touristinnen und Touristen. Ebenso Menschen aus dem grenznahen Ausland, die regelmässig in die Schweiz reisen.
Mehr Risikobereitschaft
Wer zwei Jahre nicht schwarz fährt oder sich dabei mindestens nicht erwischen lässt, wird aus der Datenbank gelöscht. Trotzdem steigt die Zahl im Register kontinuierlich an – und erreicht jedes Jahr neue Rekordwerte.
Dafür gebe es drei Gründe, berichtet Michaela Ruoss, Mediensprecherin von Alliance Swisspass, gegenüber der «Berner Zeitung».
Erstens gebe es «mehr ÖV-Nutzende», erklärt Ruoss. Zweitens habe man bei den Ticketkontrollen Fortschritte erzielt. Diese seien «häufiger und effizienter». Und drittens beobachte sie eine «gesellschaftliche Veränderung zu mehr Risikobereitschaft».
Letzteres trifft offenbar besonders auf Jugendliche und Erwachsene unter 26 Jahren zu. Sie machen 35 Prozent aller Schwarzfahrenden aus.
Die Hälfte der Personen fährt mehrfach schwarz
In dieser Altersgruppe sind auch die meisten Mehrfachtäterinnen und -täter zu verzeichnen, heisst es. Denn fast die Hälfte der im Schwarzfahrenden-Register verzeichneten Personen fahren mehr als zweimal ohne Billett.
Eine Tatsache, die auch für die Busse relevant ist.
Denn: Fährt man einmal schwarz, berappt man 100 Franken. Wer zweimal erwischt wird, muss bereits 140 Franken blechen. Und wer sich ein drittes Mal ertappen lässt, bezahlt 170 Franken.
Zudem muss man mit einer Strafanzeige rechnen, wenn man dreimal oder öfter beim Schwarzfahren erwischt wird. Dafür zuständig ist das jeweilige Transportunternehmen.
Wer das erste Mal erwischt wird, darf auf Kulanz hoffen. Das zeigte der Fall von Nau.ch-Leser Tim, der letztlich nur 60 Franken Busse zahlen musste, als er vergass, zu lösen.
«Die Dunkelziffer ist hoch»
Doch: Längst nicht alle Schwarzfahrenden-Fälle sind im Register verzeichnet!
Ruoss führt aus: «Die Dunkelziffer ist hoch.»
Der Grund: Nur wer erwischt wird, kann registriert werden. Wer nicht kontrolliert wird, aber kein Billett besitzt, fällt durch die Maschen des Systems.
Das System ÖV wird derweil von den Schwarzfahrenden stark belastet. So rechnet Alliance Swisspass mit einem Einnahmenverlust von 200 Millionen Franken. Ein Betrag, der bei 6,7 Milliarden Franken Umsatz keine Kleinigkeit ist.
Gestopft wird das durch Schwarzfahren verursachte Loch in der Kasse von den Steuerzahlenden. Und von ehrlichen Fahrgästen, die ein Billett lösen.