In diesen Branchen arbeiten Grenzgänger in der Schweiz
In der Schweiz ist die Anzahl Grenzgänger im letzten Jahr um über sechs Prozent gestiegen. Hier verdienen sie rund 70 Prozent mehr als etwa in Deutschland.
Das Wichtigste in Kürze
- 380'000 Arbeitskräfte aus dem Ausland pendelten Ende letzten Jahres in die Schweiz.
- Die Mehrheit der Grenzgänger stammt aus Frankreich.
- Martin Weber, Chefökonom der Zürcher Kantonalbank, erklärt, wie die Schweiz profitiert.
Ende 2022 machen die Grenzgänger 7,3 Prozent der gesamten erwerbstätigen Bevölkerung in der Schweiz aus. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs ihre Anzahl um 6,1 Prozent an, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mitteilte.
Warum arbeiten so viele Leute in der Schweiz, wenn sie im Ausland wohnen?
Die hohe Zunahme an Grenzgängern sei eine direkte Folge der positiven wirtschaftlichen Entwicklungen und des ausgetrockneten Arbeitsmarktes in der Schweiz, erklärt Martin Weder, Chefökonom Zürcher Kantonalbank.
«Die Arbeitslosenrate liegt auf dem tiefsten Stand seit über 20 Jahren. Und die Zahl der offenen Stellen erreichte zuletzt ein Rekordhoch», sagt er zu Nau.ch.
Die meisten arbeiten in der Arbeitsvermittlung, der Gesundheit und im Detailhandel
Im vierten Quartal 2022 hatten mehr als die Hälfte aller ausländischen Grenzgänger ihren Wohnsitz in Frankreich. Rund ein Viertel stammte aus Italien, 17 Prozent aus Deutschland und zwei Prozent hatten einen österreichischen Pass.
Besonders beliebt bei Grenzgängern sei die Branche «Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften», sagt das BFS auf Anfrage. Diese Abteilung umfasst die Zusammenstellung von Stellenangeboten sowie Bewerber zu vermitteln.
Sieben Prozent der insgesamt 380'000 Grenzgänger sind in dieser Wirtschaftsabteilung beschäftigt. Danach folgt der Detailhandel (6,7 Prozent) und das Gesundheitswesen (5,9 Prozent).
In der Schweiz verdient man 70 Prozent mehr als in Deutschland
Neben der Zahl an Grenzgängern hat 2022 auch die Zuwanderung in die Schweiz stark zugenommen. Wie das Staatssekretariat für Migration vergangene Woche mitteilte, sind 81'000 Ausländerinnen und Ausländer mehr eingewandert, als das Land verliessen.
Wegen der deutlich höheren Löhne hierzulande sei die Schweiz für Grenzgänger besonders attraktiv. «Eine vollzeitbeschäftigte Person in der Schweiz verdient rund 70 Prozent mehr als in Deutschland», so Weder.
Im Vergleich zu Frankreich und Italien sei der Unterschied noch grösser. Hinzu käme derzeit die hohen Inflationen im Ausland, welche «die tatsächlichen Lohndifferenzen noch ausweiten».
«Fachkräftemangel bleibt vermutlich bestehen»
Schweizerinnen und Schweizer müssten sich nicht sorgen, dass ihnen der Job weggenommen werde. «Die Grenzgänger haben sich viel mehr ergänzt, was die tiefe Arbeitslosenquote belegt», sagt Weder.
Und weiter: «In den kommenden Jahren werden mehr Schweizer den Arbeitsmarkt verlassen als jüngere Generationen hinzukommen werden.»
Der Grund: Die geburtenstarken Jahrgänge würden das Rentenalter erreichen, die jüngeren Generationen seien weniger zahlreich.
Der Fachkräftemangel bleibe somit trotz hoher Zuwanderung und einer Zunahme der Grenzgänger vermutlich bestehen.