Innerschweizer Frauen dürfen nicht trycheln – «Männersache»
Frauen sind heutzutage den Männern gleichgestellt. Eigentlich. Denn in der Zentralschweiz ist ein bestimmtes Brauchtum noch immer nur Männern vorbehalten.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Zentralschweiz dürfen Frauen vielerorts nicht trycheln, weil es «Männersache» sei.
- Viele Vereine verweisen auf die Tradition – das sei schon immer so gewesen.
- In anderen Vereinen sind Frauen inzwischen eine Selbstverständlichkeit.
Diese uralte Tradition soll die bösen Geister während der Weihnachtszeit oder kurz vor dem Jahreswechsel vertreiben: In vielen Regionen ziehen Trychler durch die Dörfer. Insbesondere in der Zentralschweiz.
Aber eben keine Trychlerinnen. In vielen Gemeinden dürfen keine Frauen und Mädchen mitmachen, wie der «Bote der Urschweiz» berichtet.
«War schon immer so»
So etwa in Küssnacht SZ. «Das ist so, weil es eine alte Tradition ist», erklärt Sandro Anderrüthi, Präsident der St. Niklausengesellschaft.
Ähnlich tönt es in Muotathal SZ. «Es ist eine alte Tradition, es war halt schon immer so», sagt Remo Betschart, Präsident des örtlichen Vereins.
Auch wenn der Ausschluss zu Diskussionen führt – eine Änderung der Tradition sei unrealistisch.
Sandro Anderrüthi aus Küssnacht SZ erklärt: «In Schwyz wäre die Aufnahme von Frauen bei den Mitgliedern wahrscheinlich nicht gerne gesehen.» Es herrsche die Auffassung vor, dass Trycheln eine «Männersache» sei.
Remo Betschart aus dem Muotathal fügt hinzu, dass ein entsprechender Antrag auf einer Generalversammlung «nicht durchkommen würde».
Gemeinden mit Trychler-Frauen in der Minderheit
Doch: Es gibt auch Orte, an denen Frauen und Männer gemeinsam trychlen. So etwa in Arth SZ oder in Studen SZ.
In letzterer Gemeinde dürfen seit 1972 auch Frauen mitmachen – also just nach der Einführung des Frauenstimmrechts.
Und das sei inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit geworden, wie Präsident Adrian Holdener gegenüber dem «Boten der Urschweiz» erklärt: «Wenn eine Frau Freude am Trychlen hat und das Brauchtum erhalten möchte, warum sollte man es ihr nicht erlauben?»
Das stösst auf offene Ohren: Von den heute 41 Mitgliedern in Studen sind 15 Frauen. Also gut ein Drittel.
Somit bleibt abzuwarten, ob sich diese offene Haltung in Zukunft auch in anderen Gemeinden durchsetzen wird.