Islamischer Staat (IS) radikalisiert Kinder mit Videospielen
Eine Recherche zeigt, dass der Islamische Staat (IS) versucht, mit Plattformen für Videospiele, Jugendliche zu indoktrinieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Jugendliche sind begeisterte Gamer - das nutzt der Islamische Staat für sich.
- Die Terroristen locken die Jugendlichen auf Tiktok mit Screenshots für Videospiele.
- Bei denen geht es um Nachstellungen von Hinrichtungen oder Selbstmordattentaten.
- Das Ziel: Die Kinder für den «E-Jihad» zu radikalisieren.
TikTok ist bei Kindern das beliebteste soziale Netzwerk. Das macht sich offenbar auch der Islamische Staat (IS) zu nutzen. Auf TikTok verbreiten sie Bilder aus Videospielen mit sehr gewalttätigen Sequenzen. Es geht um Nachstellungen von Hinrichtungen oder Selbstmordattentaten.
Die Ausschnitte stammen laut einer Recherche des Westschweizer Fernsehens «RTS» aus Spielen der Plattform Roblox. Diese kann im Google Play Store heruntergeladen werden. Die Gruppe, die für die Nachstellungen verantwortlich ist, hat einen Namen, der keine Zweifel aufkommen lässt: der Islamische Staat von Roblox.
Laut dem Bericht zählte diese Gruppe zu ihren bisher besten Zeiten im Jahr 2023 rund 200 Mitglieder. Die Gruppe wurde demnach schon mehrfach von der Spieleplattform Roblox verbannt. Sie breitet sich unterdessen weiter auf Seiten aus, die bei Kindern beliebt sind.
Links führen direkt zu Propagandavideos des Islamischen Staates
Dazu gehört etwa Fandom – eine amerikanische Plattform für Fans von Science Fiction. In einem Forum auf dieser Plattform erläutern die Anführer, wie sie es geschafft haben, eine Gemeinschaft um sich zu bilden. Sie rufen das Publikum dazu auf, sich ihrem sogenannten «E-Jihad» anzuschliessen.
Unterstützt wird dies durch Fotos von Handfeuerwaffen, Munition und Flaggen, die denen von Terroristen ähneln. Auf der Seite befinden sich Links, die direkt zu Propagandavideos führen, in denen Kämpfe und Enthauptungen gezeigt werden.
Einer der Spieler dieser Gemeinschaft wurde laut dem Bericht 2023 in Singapur verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, einen Anschlag in Australien geplant zu haben. Nach einer Nachfrage von «RTS» hat Fandom die fragliche Seite entfernt. Die Plattform weigerte sich aber, Fragen zu deren Inhalt zu beantworten.
Fedpol: Online-Chats für Radikalisierung von jungen Menschen benutzt
«RTS» hat ihre Recherche dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) vorgelegt. Das Fedpol wollte sich laut dem Bericht nicht zu einer bestimmten Plattform äussern – habe aber per Mail geschrieben: «Was die Radikalisierung junger Menschen betrifft, können wir bestätigen, dass sich dieses Phänomen zunehmend auch in Online-Chats manifestiert.»