Jelmoli schliesst – Kundin: «Haben ja bald nichts mehr in Zürich!»
Das Wichtigste in Kürze
- Das Zürcher Traditionswarenhaus Jelmoli schliesst per Ende 2024.
- Es wird «an die neuen Marktgegebenheiten angepasst», heisst es.
- Jelmoli-Kundinnen finden dies «gar nicht toll».
Ende 2024 wird das Zürcher Traditionswarenhaus Jelmoli «an die neuen Marktgegebenheiten angepasst» und geschlossen. Wie das Immobilienunternehmen Swiss Prime Site mitteilt, wird das Gebäude 2027 in neuer Form wieder eröffnet werden.
Neu sollen exklusive Büroflächen entstehen und auf rund 10'000 Quadratmetern Retailflächen für Luxusprodukte. In Zürich kommt das gar nicht gut an.
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Dass Jelmoli seine Türen schliessen wird, ist noch nicht allen klar. «Sie machen einen Witz? Das glaube ich nicht», ist Passantin Christiane überrascht. «Wir haben ja bald nichts mehr in Zürich», empört sie sich.
Bald könne die Stadt zumachen. Es habe ja nur noch Läden für die «oberste Liga».
Ähnlicher Meinung ist auch Jelmoli-Kundin Rita: «In der Innenstadt funktioniert bald nichts mehr. Zürich ist eine tote Stadt.» Es gäbe bald nur noch Luxusläden. «Das finde ich nicht toll.»
«Generelles Konsumverhalten» hat sich verändert
Mladen Tomic, Pressesprecher der Immobilienbesitzerin Swiss Prime Site, erklärt den Umbau mit der Veränderung des «generellen Konsumverhaltens». «Jelmoli ist schlicht zu klein, um als Einzelhaus in dieser Form weiterzubestehen.»
Vor allem in der Pandemie habe es einen grossen Umsatzeinbruch gegeben. Danach sei das Warenhaus zu wenig profitabel gewesen. «Auch der Online-Handel spielt eine Rolle. Wir alle kaufen ganz anders ein, und das haben wir hier sehr stark bemerkt.»
Auf die vielen Arbeitsplätze, die verloren gehen, angesprochen – laut NZZ sind es rund 850 Stellen –, meint Tomic: «Wir sind verantwortungsvolle Arbeitgeber.» Die Mitarbeiter hätten jetzt viel Zeit, sich neu zu orientieren, und würden betreut.
Das Gebäude werde aber auch nach der Schliessung mit dem Namen Jelmoli in Verbindung bleiben.
Ex-Chef: Jelmoli «hat Anschluss verpasst»
Walter Fust, ehemaliger Inhaber von Jelmoli, kann über die Schliessung nur den Kopf schütteln. «Es hätte nicht sein müssen. Man hätte es besser machen können», sagt er gegenüber Nau.ch.
Dass die aktuellen Verantwortlichen den Online-Handel als grossen Widersacher sehen, versteht er nicht. «Natürlich spielt der Online-Handel eine Rolle, aber man gibt immer den anderen die Schuld.» Man hätte eben früher reagieren oder agieren sollen – Jelmoli habe den «Anschluss verpasst».
Er fügt an: «Schuld sind immer die Chefs.»