Mal- und Töpferkurse werden von jungen Menschen gut besucht. Gleichzeitig zittert das Nachtleben immer weiter.
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Mal- und Töpferkurse sind bei Jungen zurzeit beliebt. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Töpfern und Malen sind beim jungen Publikum beliebte Freizeitaktivitäten geworden.
  • Gesundheit und Sinnhaftigkeit liegen total im Trend.
  • Dafür leidet das Schweizer Nachtleben.
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Kreativität ist hoch am Kommen bei der Gen Z.

In den letzten Jahren haben sich Kurse und Veranstaltungen im kreativen Bereich immer mehr etabliert. Ob Töpfern, Malen oder auch Stricken, handwerkliche Tätigkeiten sind beliebt. Währenddessen scheinen die Schweizer Bars und Klubs sich seit der Pandemie schwer zu erholen.

Ist es der Gen Z mit dem Nachtleben zu bunt geworden?

Entschleunigtes Leben «ist angesagt»

Olivia Maurer hat «Die kleine Töpferei» in Zürich mit 25 Jahren gegründet. Seit Beginn der Töpferei hat Maurer eine Social-Media-Präsenz aufgebaut, die eine junge Klientel angezogen hat. «Es war schon seit Tag eins eher jung», meint die heute 30-Jährige.

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Olivia Maurer hat mit 25 Jahren ihre eigene Töpferei in Zürich gegründet.
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Durch ihre Social-Media-Präsenz hat «Die kleine Töpferei» seit Beginn ein junges Publikum angesprochen.
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Ihre Kurse werden gerne von jungen Menschen besucht.
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Das Nachtleben dagegen kämpft mit Umsatzeinbussen. (Symbolbild)

Für Olivia Maurer ist der «Töpferhype» bei «Jung und Alt angekommen». Der Grund: Ihre Kundschaft suche einen Ausgleich, etwa bei Unzufriedenheit im Job.

Maurer sagt: «Slow Living (Deutsch: Entschleunigtes Leben, Anm. d. Red.) ist angesagt, dies kommt sicherlich ursprünglich auch vom Yoga und Meditationshype. Viele sehen das Töpfern entschleunigend an, um herunterzufahren vom schnelllebigen Alltag.»

Mehr als Malen nach Zahlen

Auch Martin Pfeiffer, Geschäftsführer von «Paint Events», sieht diesen Ausgleich als Grund für die Beleibtheit seiner Mal-Anlässe beim jungen Publikum. Seit der Gründung 2016 verzeichnet er einen «recht hohen Anteil» an jungen Teilnehmenden in den Kursen.

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Seit Beginn von «Paint Events» 2016 besuchten auch junge Menschen ihre Kurse. - instagram/@paintevents

Für Pfeiffer ist klar: Seine Mal-Anlässe sind eine Alternative zu Freizeitangeboten wie Kino und Partys. Schliesslich seien sie ein «niederschwelliges Angebot» – für Menschen, die sich selbst nicht als kreativ sehen. Zudem könne man sich recht spontan für eine Veranstaltung anmelden.

Zudem spreche es Junge an, dass sein Team aktuelle Kunst-Trends auf Social Media verfolge und im Angebot umsetze.

Gen Z ist «Sinnhaftigkeit» wichtig

Ähnliches beobachtet auch Esther Schwander, Maltherapeutin und CEO von «Art and Wine» in Zürich. «Die Sinnhaftigkeit hat eine grosse Bedeutung erlangt», sagt sie.

Bei ihren Veranstaltungen kommen Gastronomie und Malkurse zusammen. Für Schwander steht fest: Die künstlerische Tätigkeit unterstützt die psychische Gesundheit.

«Der Konkurrenzkampf ist weg, man hat Zeit für sich.» Statt mit KI würde man sich mit der eigenen Kreativität auseinandersetzen.

Für sie bietet ein Mal-Event «Quality Time», also Qualitätszeit. Als Rückmeldung habe Schwander etwa gehört, dass sich ihre Veranstaltungen «wie Ferien» anfühlen würden.

Kann es ein Partyabend da noch aufnehmen?

Nachtleben leidet: Umsatz hat abgenommen

Alexander Bücheli von der Schweizer Bar und Club Kommission bestätigt den gesellschaftlichen Wandel. «Das Gesundheitsbewusstsein steigt. Während der Pandemie hat sich zudem auch das Freizeitverhalten verändert.»

Immer mehr Menschen seien alkoholfrei unterwegs, und da man weniger Geld im Portemonnaie habe, werde im Ausgang gespart. «Der Pro-Kopf-Umsatz hat in der Stadt Zürich im Vergleich zu 2018 um bis zu 30 Prozent abgenommen.» Gleichzeitig seien alle Kosten, insbesondere für Miete und Personal, gestiegen.

Was würdest du in deiner Freizeit am liebsten machen?

Jüngst gab das Sommercasino in Basel seine Schliessung bekannt. Das Fri-Son in Fribourg und das Kapitel in Bern kämpfen aktuell um ihre Existenzen. «Solche Wellen haben wir zwar immer wieder erlebt», sagt Bücheli. «Doch die wirtschaftlichen Herausforderungen waren wohl noch nie so gross wie heute.»

Zwar würden sich die Klubs durchaus an die neuen Gegebenheiten anpassen: «Zum Beispiel gibt es neue Angebote wie Daydances, wo Gäste den Tag durch tanzen und danach früh ins Bett können.» Damit könnten die Klubs mit den Veränderungen mitgehen – «doch die Umsatzeinbussen lassen sich dadurch nicht kompensieren».

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