Junge Eltern sind beim Posten ihrer Kinder zu unvorsichtig. Dabei wird es durch künstliche Intelligenz immer einfacher, die Bilder zu missbrauchen.
Kinder
Kinderföteli landen wieder häufiger im Netz – dabei ist es so einfach wie nie, sie zu missbrauchen. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Junge Eltern posten ihre Kinder oft mit unzensierten Gesichtern im Internet.
  • Kinderschützer warnen: Durch KI wird es immer leichter, diese Bilder zu missbrauchen.
  • Die Risiken: Mobbing, aber auch Pädokriminelle.
Ad

Das Kind am Strand, beim Gschänkli-Auspacken, beim Znüni, in der Badewanne oder am ersten Schultag: Die meisten Eltern halten zahlreiche Momente mit ihren Sprösslingen mit der Handykamera fest. Und wieder mehr von ihnen posten auch vieles davon ungefiltert und unzensiert im Netz.

Regula Bernhard Hug vom Kinderschutz Schweiz erklärt bei Nau.ch: «Ganz am Anfang, als Social Media erstmals aufkam, wurde wie wild ungehemmt veröffentlicht. Damals war man sich den Gefahren viel weniger bewusst.»

Dank Sensibilisierungskampagnen wurde die Post-Wut der Schweizer Eltern daraufhin gebremst. «Die Generation der Eltern über 36 Jahren ist im Umgang mit Kinderbildern im Netz viel vorsichtiger

Jüngere Eltern sind unvorsichtiger

Doch damit ist das Problem nicht verschwunden. Eine Befragung der Uni Freiburg zeigt: Jeder zehnte Elternteil postet Kinderfotos ohne jegliche Vorsorgemassnahmen – wie beispielsweise das Gesicht abzudecken.

Auffällig dabei ist, dass rund ein Drittel der Eltern, die wöchentlich posten, jünger als 35 Jahre ist. Kurz: Bei der jüngeren Elterngeneration gibt es punkto Aufklärung noch Luft nach oben. «Deshalb sind auch heute Sensibilisierungsmassnahmen so wichtig», betont Bernhard Hug.

Kinder
Regula Bernhard Hug vom Kinderschutz Schweiz warnt: Wer seine Kinder öffentlich postet, setzt sie gewissen Risiken aus. - Kinderschutz Schweiz

Dabei birgt die Posterei im Zeitalter von künstlicher Intelligenz immer mehr Risiken, wie die Kinderschützerin warnt: «Durch KI lassen sich so einfach wie noch nie Bilder generieren, die Kinder in unvorteilhafter oder gar sexualisierter Pose zeigen.»

Die Risiken: «Etwa späteres Mobbing in der Schule – oder die Bilder können in pädokriminellen Foren landen», sagt Bernhard Hug.

Zeigst du die Gesichter deiner Kinder im Internet?

Besonders gefährlich sei Cybergrooming. «Pädokriminelle bauen mit Kindern im Internet eine Beziehung auf, um sie sexuell auszubeuten.» Wenn zu Bildern persönliche Daten weitergegeben werden, wissen Groomer eher, wo das Kind zur Schule geht, Fussball spielt und wann.

Wichtig sei es, nie das Gesicht des Kindes von vorne zu zeigen.

Eltern nutzen ihre Kinder für Klicks aus

Die Risiken sind also zahlreich – und trotzdem teilen auch Eltern mit Tausenden Followern ihre Kids. In der Schweiz zeigt zum Beispiel Ex-Miss-Schweiz Christa Rigozzi ihre Kinder regelmässig unverpixelt auf Instagram.

Einige verdienen sich gar noch ein goldenes Näschen damit: Die Rede ist von Influencern. Einige posten fast ausschliesslich Kinder-Videos, andere – das gibt es in der Schweiz öfter – zeigen ihre Kinder nebenbei.

Zum Beispiel um für Kinderprodukte zu werben. Die Verlockung ist gross: Laut der «New York Times» verdienen die ganz Grossen mit ihren Kinder-Videos Millionen.

Trotzdem bewusst dagegen entschieden hat sich Ex-Bachelorette Eli Simic. Sie postet regelmässig auf Social Media – das Gesicht ihrer Tochter ist aber tabu. «Ich habe einige Kooperationen abgelehnt, für die ich sie mehr ersichtlich hätte zeigen müssen», sagt sie zu Nau.ch.

Kinder
Ex-Bachelorette Eli Simic postet regelmässig auf Social Media – das Gesicht ihrer Tochter ist aber tabu.
Kinder
Das handhaben viele Influencer anders, vor allem im Ausland gibt es viele Kanäle, in denen Eltern fast nur ihre Kinder zeigen. Etwa, um für Kinderprodukte zu werben.
Kinder
Es geht um Geld: Die ganz grossen Kinder-Influencer verdienen mit solchen und ähnlichen Videos Millionen.
Kinder
Eine Expertin warnt vor den Risiken: Es ist heute so einfach wie nie, Kinderfotos zu entfremden – dank KI.
Kinder
Kinder können durch KI in unvorteilhafte oder gar sexualisierte Posen gebracht werden.

Eli betont: «Kein Geld in der Welt ist mir wichtiger als ihr Schutz.» Influencer, die ihre Kinder mit Gesicht oder nur in den Windeln am Strand zeigen, kann sie nicht verstehen. «Ich könnte nicht mit mir leben, wenn ein Foto meiner Tochter, das ich geteilt habe, plötzlich im Darknet auftaucht.»

Kinder können gar kein Einverständnis geben

Ganz generell gehe es ihr um Privatsphäre: «Ich habe bewusst als Erwachsene den Weg gewählt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Meine Kleine kann aber noch nicht entscheiden, ob sie das will oder nicht.»

Tatsächlich können kleine Kinder kein gültiges Einverständnis geben, warnt Kinderschützerin Bernhard Hug. «Sie können die Konsequenzen nicht abschätzen, die es haben kann, wenn ihr Foto im Internet herumgeistert. Das sind Dimensionen, die selbst wir Erwachsene nicht immer verstehen.»

Gibt es von dir Fotos im Netz, die du löschen möchtest – aber nicht kannst?

Ihr Fazit: Posten ohne gültiges Einverständnis des Kindes ist immer eine Verletzung des Rechts am eigenen Bild. «Vorsichtiger Umgang mit Bildern im Netz schützt Kinder heute und morgen.»

Erziehungswissenschaftlerin Tina Hascher von der Universität Bern rät: «Die Entwicklungsschritte und schönen Erlebnisse mit den Kindern festhalten, aber das Handy immer wieder weglegen.»

Analoge Kommunikation zwischen Eltern und Kindern sei viel wichtiger als ein Foto auf irgendeiner Plattform. «Ich würde auch raten, Fotos nur mit eng vertrauten Personen zu teilen und jede Art von Indiskretion zu vermeiden.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Universität BernChrista RigozziDie BacheloretteEli SimicInstagramInternetMobbingDarknetDaten