60 Klima-Aktivisten bleiben in Zürich in Haft
Das Wichtigste in Kürze
- Im Zuge von Klima-Aktionen in Zürich und Basel wurden über 80 Aktivisten festgenommen.
- In Zürich müssen rund 60 Festgenommenen eine weitere Nacht in Haft bleiben.
- Am Dienstag kamen nur wenige Personen frei, so auch ein Greenpeace-Sanitäter.
Nach rund 30 Stunden sind nur wenige der Klima-Aktivisten der Zürcher und Basler Banken-Demo auf freiem Fuss. Wie die zuständige Oberstaatsanwaltschaft Zürich mitteilt, müssen rund 60 Personen eine weitere Nacht in Haft bleiben.
Auch vor Ort war Beat Locher, Teil der Klima-Grosseltern – und er ist wütend. Für ihn ist klar: Man müsste die Banker an der Bahnhofsstrasse «abholen», nicht die Klima-Aktivisten. Dass ein 17-Jähriger über Nacht in Haft war, stösst Locher sauer auf.
«Angesichts der aussergewöhnlich hohen Zahl» würden die Ermittlungen noch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Spätestens am Mittwoch-Vormittag sollten die Aktivisten wieder frei gelassen werden.
«Für den Jugendlichen und die Eltern ganz schlimm – dass dürfte in einer Demokratie nicht geschehen», so Locher. Man wolle aber einfach nicht umdenken, obwohl man seit Jahren von den Umweltproblemen wisse.
Denn laut Schweizerischer Strafprozessordnung muss eine beschuldigte Person spätestens nach 48 Stunden auf freien Fuss gesetzt werden. Oder anderenfalls wird sie in Untersuchungshaft gestellt.
Freigelassener Greenpeace-Inhaftierter redet Klartext
Das Collective Climate Justice (CCJ), das hinter den Protest-Aktionen steht, ist empört. Aus diesem Grund fand heute Nachmittag in Zürich erneut eine Solidaritätsaktion statt. Rund 100 Personen versammelten sich vor der Kaserne der Kantonspolizei Zürich, wo sich die Inhaftierten befinden.
Frei gelassen wurden lediglich alle drei Minderjährigen, wie die dafür zuständige Oberjugendanwaltschaft Zürich bestätigt. Und auch ein Sanitäter von Greenpeace, den Nau kurz nach seiner Entlassung traf.
Offenbar hat die Zürcher Polizei Fehler einzuräumen. Arsène Formaz (53), Betriebssanitärer bei Greenpeace, ist einer der wenigen, die am Dienstag entlassen wurden.
«Ich stand 12 Meter von den Aktivisten weg und stand nie auf CS-Boden. Sie haben einen Fehler gemacht.»
Das sei ihnen auch bewusst. «Die Staatsanwaltschaft hat sich bei mir entschuldigt. Man hat mir sogar eine Entschädigung zugestanden. Wie hoch diese ist, weiss ich noch nicht.»
Hunderte bekunden Solidarität
Fast schon surreale mutete die Stimmung an. Während die Solidarität-Bekundenden «What do we want» schrien, antworteten die Inhaftierten aus dem Gebäude heraus «Climate justice!». Das Spiel wiederholte sich mit dem Spruch «When do we want it? Now!».
Klima-Grosseltern sind ebenfalls empört
Eil-Appell erreicht hunderte Unterschriften
Mittlerweile haben die Aktivisten auf der Plattform Campax eine Petition gestartet. Im sogenannten Eil-Appell fordern sie die Freilassung aller Aktivisten.
Gestartet hat die Petition die Organisation Fossil Free Switzerland. Und diese stösst auf grosse Resonanz: Innert einer Stunde unterzeichneten über 1000 Personen den Appell.