Klimastreik: So lernen die Aktivisten Gesetze zu brechen

Philipp Kobel
Philipp Kobel

Bern,

Mehr ziviler Ungehorsam für mehr Gehör. Das hat sich der Klimastreik auf die Fahne geschrieben. Dafür bietet die Bewegung sogenannte Aktionstrainings an.

Klimastreik 4. september 2020
Am vergangenen Freitag demonstrierten Aktivisten des Klimastreiks für mehr Taten statt Worte in der Klimapolitik. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vom 20. bis 25. September führt der Klimastreik in Bern eine Aktionswoche durch.
  • Um optimal darauf vorbereitet zu sein, bietet die Bewegung sogenannte Aktionstrainings an.
  • Darin lernen die Aktivisten, wie man bewusst gegen Gesetze verstösst.

Die Demonstrationen am vergangenen Freitag sollen nur ein Vorgeschmack auf das gewesen sein, was der Klimastreik in zwei Wochen plant. Vom 20. bis 25. September absolviert die Bewegung in Bern eine ganze Woche mit diversen Aktionen.

Während den sechs Tagen planen die Aktivisten gewaltfreien und massenhaften zivilen Ungehorsam unter dem Motto «Rise Up For Change». Um möglichst optimal auf die Woche vorbereitet zu sein, führt der Klimastreik in mehreren Städten sogenannte Aktionstrainings durch. Gewisse haben schon stattgefunden, andere folgen noch.

Lena Bühler, die sich an vorderster Front im Klimastreik engagiert, gibt Auskunft darüber, wie man sich diese Trainings vorstellen muss.

Nau.ch: Was wird in diesen Aktionstrainings genau trainiert?

Lena Bühler: In den Aktionstrainings wird besprochen, wieso ziviler Ungehorsam notwendig und legitim ist. Danach werden verschiedene Formen des zivilen Ungehorsams vorgestellt. Dazu gehören Sitzblockaden, Die-Ins und viele weitere Aktionsformen. Es wird jeweils ein Input über die rechtliche Situation gemacht und wie man sich im Falle von Repressionen verhalten soll.

Lena Bühler klimastreik
Lena Bühler (2.v.l.) spricht im November 2019 an einer Medienkonferenz des Klimastreiks. - Keystone

Im zweiten Teil wird praktisch geübt. Die Teilnehmer lernen, wie man sich in Blockaden verhält und mit den anderen Aktivisten in der Aktion agieren muss. Das Ziel muss eine sichere und erfolgreiche Aktionsdurchführung sein.

Nau.ch: Wie lernt man zivilen Ungehorsam?

Lena Bühler: Es ist wichtig sich für Aktionen des zivilen Ungehorsams vorzubereiten. Es handelt sich um Aktionen, bei denen bewusst gegen Regeln verstossen wird. Aktivisten sollen die möglichen Konsequenzen kennen und sich dementsprechend vorbereiten. Wenn man ein Aktionstraining besucht und mit Menschen, denen man vertraut, in die Aktion geht, ist man optimal vorbereitet.

Es handelt sich um Aktionen, bei denen bewusst gegen Regeln verstossen wird.

Nau.ch: Wie definiert der Klimastreik zivilen Ungehorsam?

Lena Bühler: Bei zivilem Ungehorsam wird bewusst gegen Gesetze verstossen, indem man gewaltfreien Widerstand leistet. Historisch gesehen hat ziviler Ungehorsam oftmals zu gesellschaftlichen Veränderungen geführt.

Klimastreik zytglogge
Klimaaktivisten werden bei der Berner Zytglogge von Polizisten kontrolliert, nachdem sie ein sogenanntes Die-In machten. - Keystone

Wir haben immer noch keine wirksamen Klimamassnahmen. Dies, obwohl die Klimabewegung seit Jahren für wirksamen Klimaschutz einsteht und alles mögliche versucht, um eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Wir sehen zivilen Ungehorsam deshalb als legitimes und wirksames Mittel den ökologischen und sozialen Wandel voranzutreiben. Bei Aktionen des zivilen Ungehorsams wird die Thematik als so wichtig erachtet, dass mögliche Konsequenzen in Kauf genommen werden.

Nau.ch: Der Klimastreik animiert Trainingsteilnehmer also zu illegalen Handlungen?

Lena Bühler: Nein. Die Aktivisten darin auszubilden, wie die rechtliche Situation hierzulande aussieht oder wie man einen Ort blockieren kann, ist legal. Der Klimastreik ruft an den Aktionstrainings nicht direkt zu einer Aktion auf. Es ist wichtig, dass alle Aktivisten selber abwägen, ob sie die möglichen rechtlichen Konsequenzen in Kauf nehmen möchten.

Nau.ch: Wer leitet die Aktionstrainings?

Lena Bühler: Aktivisten, welche schon an einigen Aktionstrainings dabei waren und Aktionserfahrung haben, können grundsätzlich ein Aktionstraining geben. Es ist wichtig, dass Menschen mit Wissen über die rechtliche Situation und Erfahrung von Aktionen des zivilen Ungehorsams anwesend sind.

Nau.ch: In Zürich und Bern fanden schon Trainings statt. Wie lautet das Zwischenfazit?

Lena Bühler: Die Aktionstrainings wurden von den Teilnehmern positiv aufgefasst und pro Aktionstraining beteiligen sich zwischen 10 und 40 Aktivisten. Es sind Menschen verschiedener Altersgruppen dabei, welche sich für Aktionen des zivilen Ungehorsams interessieren und sich informieren möchten. In nächster Zeit wird es in vielen Regionen der Schweiz noch weitere Aktionstrainings geben.

Kommentare

Weiterlesen

Klimastreik
205 Interaktionen
christa rigozzi
124 Interaktionen
klimastreik
503 Interaktionen

Mehr aus Stadt Bern

Amherd
98 Interaktionen
Frau auf Parkbank am See
4 Interaktionen
Geschenke
3 Interaktionen