Köniz BE führt striktes Handy-Verbot an allen Schulen ein
Die viertgrösste Berner Gemeinde Köniz führt an sämtlichen Schulen ein striktes Handy-Verbot ein. Schüler dürfen die Geräte auch nicht über Mittag benutzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ab sofort dürfen Schülerinnen & Schüler in Köniz BE ihre Handys an Schulen nicht benutzen.
- Sie müssen die Geräte ausgeschaltet abgeben oder in einem Schliessfach hinterlegen.
- Erst am Ende des Schultages erhalten sie ihre Handys zurück.
Immer wieder werden Forderungen nach einem Handy-Verbot für Schülerinnen und Schüler an Schulen laut. Die viertgrösste Berner Gemeinde Köniz macht jetzt aber Nägel mit Köpfen.
Ab sofort gilt für alle Schülerinnen und Schüler ein striktes Handy-Verbot an sämtlichen Könizer Schulen, wie die «Berner Zeitung» berichtet. Alle Handys und andere elektronischen Geräte müssen demnach beim Betreten des Schulareals ausgeschaltet werden.
Diese werden dann vor Unterrichtsbeginn in einem Schliessfach deponiert oder der Lehrperson abgegeben. Die Schülerinnen und Schüler dürfen sie dann auch nicht über Mittag oder in anderen Pausen benutzen. Erst nach Unterrichtsschluss kriegen sie die Geräte zurück.
«Bisherigen Regeln nur schwer umsetzbar»
«Die bisherigen Regeln waren leider nur schwer umsetzbar», sagt Reto Lang zu den strikten Massnahmen. Er ist Co-Schulleiter der Schule Sternenberg und Co-Vorsitzender der Schulleiterkonferenz Köniz. Letztere hatte das Verbot beantragt.
Schon bisher durften Schülerinnen und Schüler in Köniz keine Handys in den Hosentaschen tragen. Sie mussten die Geräte während des Unterrichts unsichtbar und lautlos machen. Laut Lang habe es aber trotzdem immer wieder aus irgendeiner Tasche geklingelt.
Das habe sich negativ auf die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler sowie «auf die Qualität des Unterrichts» ausgewirkt. Zudem hätten sich immer wieder Schulkinder auf die WCs zurückgezogen. Dort hätten sie Videos geschaut oder gechattet.
Das strikte Handy-Verbot diene zum Schutz der Schülerinnen und Schüler: Etwa vor dem Verlernen des persönlichen Austausches. «Die Schule soll ein Ort sein, wo man sich auf den Unterricht konzentriert und echte soziale Beziehungen gefördert werden.»
Handy-Verbot soll auch Eltern entlasten
Zudem wolle man laut Lang so die Eltern entlasten: «Das Handy-Verbot ist auch als Ermutigung gedacht, dass die Anschaffung eines Smartphones nicht zu früh erfolgen soll.»
Natürlich seien auch Ausnahmen vom Verbot erlaubt. Zum Beispiel wenn ein Kind wegen einer Krankheit auf eine bestimmte App angewiesen sei.
Laut dem Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz gehört Köniz zu den ersten Orten im Land, die ein Handy-Verbot flächendeckend einführen. Und begrüsst die neue Massnahme: «Eine solche Vereinheitlichung macht Sinn und vereinfacht die Kommunikation für alle.»
«Aus neurowissenschaftlicher Sicht ist ein Handy-Verbot an Schulen sinnvoll», sagt Neurowissenschaftlerin Barbara Studer der Zeitung. Studien hätten gezeigt, dass die Smartphone-Nutzung die fokussierte Konzentration reduziere. «Wenn in den Pausen statt der Verarbeitung des Gelernten neue Informationsberieselung stattfindet, wird der natürliche Lernprozess unterbrochen.»