Korruption

Korruption bei SBB: Baustellenleiter vor Gericht!

Marie Augustin
Marie Augustin

Olten,

Ein Baustellenleiter soll SBB-Aufträge an einen befreundeten Architekten vergeben haben. Dabei soll Schwarzgeld geflossen sein – beide landen vor Gericht.

Olten Baustellenleiter korrupt Gericht
Eine Untergrund-Baustelle im Kanton Solothurn. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Oltener Baustellenleiter soll jahrelang korrupt gehandelt haben.
  • Angeblich verschaffte er einem Freund für Bestechungsgelder Aufträge.
  • Beide müssen sich nun vor dem Bundesstrafgericht verantworten.

Mit 68 Jahren ging ein Angestellter der SBB in Olten SO in den Ruhestand. Bis dahin hatte er in der Immobilienabteilung das Amt des Baustellenleiters inne.

Wie sich herausstellte, hatte er seine Arbeit jedoch nicht rechtschaffen ausgeführt: Er soll knapp 20'000 Franken an Bestechungsgeldern angenommen haben, schreibt die «bz Basel». Im Gegenzug soll er dafür gesorgt haben, dass ein befreundeter Architekt Firmenaufträge und überhöhte Honorare erhielt.

Nun sieht er sich mit der Anklage der Bundesanwaltschaft konfrontiert und muss am Mittwoch der Verhandlung vor dem Bundesstrafgericht beiwohnen.

Die Vorwürfe: Bestechlichkeit, ungetreue Amtsausführung sowie die Verletzung von Amtsgeheimnissen.

Schwarzgeldfluss in Buchhaltung aufgeführt

Ebenso wird der aus der Region Basel stammende 61-jährige Architekt vorgeladen. In seiner Buchhaltung waren der Steuerverwaltung die Schwarzgeldzahlungen aufgefallen: Unter den Titeln «Provisionen» und «SBB» wurde das Geld auf das Schwarzgeldkonto des Baustellenleiters gebucht.

Baustellenleiter korrupt Bestechung SBB
Der mutmasslich korrupte Baustellenleiter soll bei der SBB in Olten SO gearbeitet haben. (Archivbild) - keystone

Beweise für die illegalen Absprachen der beiden Freunde fanden die Ermittler unter anderem in deren E-Mail-Verlauf. Der Baustellenleiter hatte dazu sein SBB-E-Mail-Konto genutzt.

Darüber sandte er dem Architekten unter anderem vertrauliche Dokumente von Angeboten der Konkurrenz.

Sein Freund hätte die konkurrierenden Unternehmen damit in Verhandlungen ausstechen können. Auch über Möglichkeiten, dem Architekten Aufträge zuzuspielen, wurde diskutiert. Letztlich kamen SBB-Aufträge über insgesamt 65'000 Franken über vier Jahre für den Architekten zustande.

Ungerechtfertigte Zahlungen und Provisionen

Dabei soll der Baustellenleiter über Aufträge bis 10'000 Franken selbst entscheidungsbefugt gewesen sein. Das eigentlich festgelegte Vier-Augen-Prinzip für jede Rechnung wurde laut der «bz Basel» offenbar nicht korrekt umgesetzt.

Findest du, dass staatliche Einrichtungen ihre internen Abläufe schärfer kontrollieren sollten?

Der Architekt erhielt mutmasslich überhöhte Honorare und Auszahlungen für nicht geleistete Arbeitsstunden. Der Baustellenleiter erhielt dafür Provisionen in bar oder per Einzahlungsschein.

Während beide Freunde alle Beschuldigungen abstreiten, wollen die SBB ihre Kontrollen künftig verbessern.

Laut der SBB wurde in Sachen Compliance in den vergangenen Jahren schon viel unternommen. So sei die Weisung zur Antikorruption mehrfach verschärft worden.

Dazu würden ein grosser Teil der Mitarbeitenden, insbesondere im Kader und in relevanten Bereichen, obligatorische Compliance-Schulungen absolvieren. Auch gebe es einen Verhaltenskodex, welcher für alle Mitarbeitenden gelte.

Ausserdem könnten sowohl Mitarbeitende als auch externe Personen Verstösse über eine vertrauliche Compliance-Meldestelle melden.

Kommentare

User #905 (nicht angemeldet)

Die SBB vergibt jedes Jahr Aufträge in Milliardenhöhe. Sie hat sehr strenge Complinace regeln. Der genannte Betrag ist verschwindend gering, trotzdem richtig dass der Fall vor Gericht kommt. Trotz strengster Massnahmen ist es bei 35'000 Mitarbeiter ein Fehlverhalten nie ganz auszuschliessen .

User #2974 (nicht angemeldet)

Ist Korruption in der Schweiz nicht normal? Müsste beim BR und dem Parlament nicht auch ein Verfahren eingeleitet werden? Oder hat BR und Parlament das Recht 9 Milliarden aus dem AHV Topf zu entwenden und anderweitig zu verwenden? Und warum schweigen die Medien?

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