SBB Personal im Clinch: Streit um Aufgaben im Fernverkehr
Das SBB Personal wehrt sich gegen geplante Änderungen im Fernverkehr. Sicherheitsbedenken stehen Pünktlichkeitszielen gegenüber.
Im Schweizer Bahnverkehr bahnt sich ein Konflikt zwischen den SBB und ihrem Personal an. Wie die «Luzerner Zeitung» berichtet, plant die Bahn, auf einer ersten Fernverkehrslinie wichtige Aufgaben der Kundenbegleiter zu streichen.
Dies stösst auf heftigen Widerstand beim SBB Personal. Konkret geht es um die Strecke im St. Galler Rheintal.
Konflikt beim SBB Personal
Die SBB erwägen, den Kundenbegleitern die Aufgabe zu entziehen, den Fahrbefehl für die Züge zu erteilen. Stattdessen sollen die Lokführer diese Verantwortung übernehmen.
Das SBB Personal sieht darin ein Sicherheitsrisiko. Laut «Luzerner Zeitung» fürchten die Kundenbegleiter, dass das neue Verfahren auf Kosten ihrer Sicherheit gehen könnte.
Der Streit ist besonders brisant vor dem Hintergrund eines tödlichen Unfalls im August 2019.
Pünktlichkeit vs. Sicherheit
Die SBB argumentieren, dass die sogenannte «Selbstabfahrt» zu einer Verbesserung der Pünktlichkeit führen könnte. Die SBB sehen darin eine Möglichkeit, wertvolle Sekunden zu gewinnen.
René Zürcher, zuständig beim SEV für den Personenverkehr der SBB, erläutert die Sicherheitsbedenken bei der Selbstabfertigung:
«Bei der Abfertigung durch das Zugpersonal hingegen gibt es schlicht mehr Augen, die etwas sehen könnten. Die Sicherheit ist deshalb höher.»
Sensibles und emotionales Thema
Die Diskussion ist emotional aufgeladen. Auch an einer Vorstandssitzung des Zugpersonalverbands (ZPV) der Eisenbahnergewerkschaft SEV im Dezember 2024 wurde das Thema heiss diskutiert.
Die SBB betonen, dass die Sicherheit bei der Selbstabfahrt jederzeit gewährleistet sei. Laut SBB-Sprecherin Sabrina Schellenberg sei das Rollmaterial entsprechend ausgerüstet.
Technische Möglichkeiten
Zürcher vom ZPV räumt ein, dass die Selbstabfertigung technisch möglich sei. Er gibt jedoch zu bedenken, dass die Lokführer bei langen Zügen einen weniger guten Überblick hätten als die Kundenbegleiter.
Das Unternehmen hatte dem SBB Personal eine Art Ultimatum bis Ende 2024 gesetzt. Wenn die Pünktlichkeitsziele nicht erreicht werden, soll die Umstellung erfolgen.
Aktueller Stand
Derzeit werden laut SBB die Massnahmen noch nicht umgesetzt. Die Pünktlichkeitsziele werden im Rheintal aktuell erreicht.
Die Situation werde jedoch weiterhin beobachtet.