Krebserregende Blutdrucksenker aus China

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Zürich,

14'000 Patienten haben Blutdrucksenker eingenommen, die mit krebserregenden Substanzen verunreinigt waren. Für die Behörden kam der Fall nicht überraschend.

Eine Tablettenverpackung eines Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Valsartan.
Eine Tablettenverpackung eines Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Valsartan. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein aus China importierter Grundstoff für die Generika-Produktion soll krebserregend sein.
  • Die Blutdrucksenker für 14'000 Patienten wurden deswegen zurückgerufen.
  • Die betroffene Pharmafirma und die Behörden hätten Warnsignale jahrelang ignoriert.

Auch im Arzneisektor steigt der chinesische Einfluss: Bei zwei von drei Wirkstoffen für Generika-Medikamente stammen die Wirkstoffe aus Asien. Anfang Juli riefen die Behörden und Pharmaunternehmen dutzende Blutdrucksenker zurück. Der Grund: Sie sollen mit einem krebserregenden Grundstoff aus China verunreinigt sein.

Seit 2012 sollen sich in diversen Generika für Blutdrucksenker hohe Rückstände des krebserregenden Stoffes Nitrosamin finden, wie die NZZ am Sonntag berichtete. Dieser kommt zwar auch in natürlicher Form in Nahrungsmitteln vor, allerdings wurde bei Stichproben des Wirkstoffes Valsartan der Grenzwert um das 70-fache überschritten. In der Schweiz sind rund 14'000 Patienten davon betroffen.

Das Absetzen der Medikamente birgt auch Risiken

Laut einer Untersuchung der europäischen Heilmittelbehörde EMA könne von 5000 Patienten einer einen zusätzlichen bösartigen Tumor entwickeln – ausgelöst durch Nitrosamin. Patienten, welche seit Längerem Blutdrucksenker einnehmen, sollen ihr Produkt mit der Rückrufliste von Swissmedic abgleichen und mit ihrem Arzt einen Termin vereinbaren. Denn: Wer die Medikamente einfach so absetzt, dem drohen Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Mit dem Skandal ist nun die chinesische Pharmafirma Zhejiang Huahai Pharmaceutical im Visier, aus der die verunreinigten Generika stammen. Schon vor Jahren haben die amerikanischen Gesundheitsbehörden eine Veränderung im Herstellungsverfahren bei genau jener Firma durchgewunken. Nun wird vermutet, dass diese Veränderungen die Bildung des krebserregenden Stoffes verursachen. Huahai-Mitarbeiter hätten während Jahren Warnsignale bei Tests ignoriert. Die amerikanische Gesundheitsbehörde erklärt, man hätte die Fehler bei den Fabrikbesuchen nicht feststellen können.

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