Kulinarisches Erbe der Schweiz: Pferdefleisch gehört neu dazu

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Bern,

Lange Zeit war das Pferd zu wertvoll für die Schlachtbank. Dann war der Konsum mit diffusen Tabus verwoben. Nun ist das Fleisch kulinarisches Erbe der Schweiz.

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Bei Pferdeimpfstoffen kommt es auch zu Lieferverzögerungen. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Das Wichtigste in Kürze

  • Pferdefleisch gehört neu zum kulinarischen Erbe der Schweiz.
  • Insgesamt sind dort über 400 Produkte gelistet.

Pferdefleisch ist neu kulinarisches Erbe der Schweiz. Lange Zeit sei das Pferd als Reit- und Zugtier zu wertvoll für die Schlachtbank gewesen, schreibt der zuständige Verein.

Auch heute gebe es Tabus. Pferde zu essen erzeuge Kontroversen, «vergleichbar mit gesottenen Hunden oder Katzen». Dies schreibt der Verein Kulinarisches Erbe der Schweiz in einer Mitteilung vom Freitag.

Pferdefleisch
Pferdefleisch ist neu kulinarisches Erbe der Schweiz. - keystone

Kulinarisches Erbe der Schweiz

Der Verein betreibt seit 2008 ein Inventar, welches über 400 Produkte umfasst und vom Bund subventioniert wird. Im Inventar finden sich etwa Salz, Glarner Alpkäse oder Walliser Roggenbrot. Neu seit Ende 2019 ist nun auch Pferdefleisch und Jurabergkäse.

Das Pferdefleisch nimmt im Inventar aufgrund seiner Geschichte eine besondere Stellung ein. Diffuse Tabus seien mit dem Konsum von Pferdefleisch verwoben, schreibt der Verein.

Lange Zeit zu wertvoll

Doch letztlich seien es wirtschaftliche Gründe gewesen, die Pferde vor dem Metzger verschont hätten: Ein Pferd fresse mehr als ein Rind, verwerte das Futter schlechter und verbrauche mehr Energie. Um das Futter aufzuwiegen, bringe es mehr als Reit- und Zugtier für zivile und militärische Zwecke. «Jahrhundertelang war das Pferd zu wertvoll, um auf der Schlachtbank zu landen.»

Bis 1995 nur beim «Rossmetzg»

Mit der französischen Revolution sei das Verbot verschwunden. Im Jahr 1866 habe Frankreich den Verzehr von Pferdefleisch erlaubt, die Schweiz folgte. Da Pferdefleisch bald billiger geworden sei als Rindfleisch, hätten Täuscher das Fleisch falsch deklariert. Folglich habe Pferdefleisch bis ins Jahr 1995 nur in speziellen Lokalen verkauft werden dürfen, die als «Rossmetzg» bezeichnet wurden.

Pferdefleisch
Bis 1995 war Pferdefleisch nur beim «Rossmetzg» erhältlich. (Symbolbild) - keystone

In der Schweiz werden gemäss Angaben des Bundes rund 50 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr gegessen. Davon entfallen etwa 450 Gramm auf Pferdefleisch. Nur ein Zehntel davon stamme von einheimischen Pferden, schreibt der Verein. Der Rest werde importiert.

Pferdefleisch-Skandal

Pferde werden im Gegensatz zu Schweinen oder Kälbern nicht gemästet. 2013 war ein Skandal bekannt geworden: Die Schweiz hatte Pferdefleisch aus den USA, Kanada, Mexiko und Argentinien importiert, das aus quälerischer Haltung stammte.

Das Inventar des kulinarischen Erbes der Schweiz ist vom Bund initiiert worden. Damit ein Produkt aufgenommen wird, muss es unter anderem mindestens eine Generation weitergegeben worden. Es muss ausserdem seit 40 Jahren durchgehend hergestellt worden sein.

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