Vergewaltigung

Läderach-Skandal: Erstmals spricht Betroffene über Vergewaltigung

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Gaster,

Eine ehemalige Schülerin der christlichen Privatschule von Läderach spricht über ihre Vergewaltigung. Als sie sie gemeldet hatte, wurde sie ausgeschlossen.

Läderach
Die christliche Privatschule im Hof Oberkirch in Kaltbrunn ist mit heftigen Vorwürfen konfrontiert. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Betroffene erzählt von der Vergewaltigung an der Schule von Ex-Chocolatier Läderach.
  • Sie habe den Vorfall der Schulleitung gemeldet, auch Jürg Läderach habe davon gewusst.
  • Sie wurde aber als Lügnerin hingestellt und von der Schule geworfen.

Nach der Doku über die christliche Schule von Ex-Chocolatier Jürg Läderach im Hof Oberkirch in Kaltbrunn spricht erstmals eine Betroffene. Kelly G. erzählt gegenüber «10 vor 10», was sie dort erlebt hatte.

Mit elf Jahren sei sie an die Schule gekommen. Als 12-Jährige sei sie von einem Lehrer der Schule vergewaltigt worden und habe den Vorfall der Schulleitung gemeldet. Doch geglaubt habe ihr niemand.

«Sie haben mich als Lügnerin hingestellt», erzählt sie. Für die Lüge würde sie in ewiger Verdammnis schmoren, der Teufel sei in ihr, habe ihr die Schulleitung gesagt. So etwas könne nie passieren, es würde nicht gemacht.

Läderach
Kelly G. sagt, sie wurde als Zwölfjährige in der Christlichen Schule Linth, die damals «Domino Servite» hiess, vergewaltigt. - Screenshot SRF

Am selben Tag sei sie von der Schule ausgeschlossen worden. Den Eltern sei gesagt worden, sie sei vom Teufel besessen und würde lügen.

In der Folge schwieg Kelly G. über ihre Vergewaltigung: «Wenn man immer wieder sagt, welches Unrecht einem angetan wurde, und es nie geglaubt wird, dann schweigt man irgendwann.» Doch mit der Doku und dem Untersuchungsbericht sei das Verdrängte wieder an die Oberfläche gekommen.

Opfer: Auch Jürg Läderach wusste davon

Im Untersuchungsbericht, den die Schule selbst in Auftrag gegeben hat, wird von weiteren Betroffenen geschrieben. Sie sagen dort, sie seien von Missionaren oder Mitschülern vergewaltigt worden. Auch von sexuell grenzüberschreitendem Verhalten einer Lehrperson ist die Rede. Darauf sei hingewiesen worden, jahrelang sei aber nicht reagiert worden.

Kelly G. sagt ebenfalls, das gesamte Schulleitungsteam habe von ihrer Vergewaltigung gewusst, auch Jürg Läderach. Die damals Verantwortlichen aber sagen, sie hätten erst durch den Bericht davon erfahren.

Und auch Jürg Läderach dementiert gegenüber «10 vor 10», davon gewusst zu haben. Er wiederholt auch, dass er «niemals Schülerinnen oder Schüler geschlagen oder misshandelt» habe.

Strafrechtlerin: Möglicherweise Fälle, die nicht verjährt sind

Der mutmassliche Vergewaltiger von Kelly G. weist jegliche Vorwürfe zurück. Es sei eine Geschichte ohne Glaubwürdigkeit oder Beweise, lässt er über einen Anwalt ausrichten. Die christliche Privatschule habe er verlassen, für die Gottesdienste kehre er aber regelmässig auf den Hof Oberkirch zurück.

Die Vorwürfe könnten, wenn sie wahr sind, rechtliche Folgen haben. Die Tat liege zwar schon 20 Jahre zurück, sie könnte aber noch nicht verjährt sein. Dies sagt Strafrechtsprofessorin Monika Simmler von der Universität St.Gallen. Sie geht davon aus, dass nun die Behörden ermitteln müssten und dies abkläre.

Mittlerweile führt Jürgs Sohn Johannes das Schoggi-Unternehmen Läderach. Dieser betonte nach der SRF-Doku vor wenigen Wochen, dass sich die Vorwürfe nicht gegen die aktuelle Chocolatier-Generation richten.

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