Langfinger-Alarm bei Skifahrern: «Sie nehmen Zange in Garderobe»
Ladendiebstähle haben stark zugenommen. Langfinger gibt es auch unter Skifahrern. «Manche nehmen Zangen mit in die Garderobe», sagt ein Verkäufer.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kampf gegen Ladendiebstahl setzt ein Berner Sportgeschäft auf Ausgangs-Kontrollen.
- Andere setzen auf Detektive oder Sicherungen.
- Nicht immer bringt es was: «Diebe nehmen Zangen mit in die Garderobe», so ein Verkäufer.
- Die Kantons-Polizeien raten Wintersport-Geschäften zu Eigeninitiative.
- Im Jahr 2023 gab es insgesamt über 24'000 Ladendiebstähle – absoluter Rekord.
Die Ladendiebstähle in der Schweiz nahmen zuletzt rasant zu. Mit 19'781 Ladendiebstählen stellte 2022 ein Rekord-Jahr dar. Dieser wurde 2023 mit 24'252 nochmals pulverisiert.
Und: Langfinger gibt es auch unter den Skifahrern.
Ein grosses Berner Sportgeschäft reagiert. Bevor Wintersportler durch den Ausgang gehen, müssen sie beim Kontrolleur an der Tür vorbei! Dieser checkt, ob Service-Arbeiten oder Waren bezahlt wurden. (Foto oben)
Die Betreiber wollen nur anonym Stellung nehmen. Das Modell funktioniere, «wir setzen die Kontrollen mal mehr, mal weniger ein. Leute zu finden, die diesen Job machen, ist eine Challenge».
Grundsätzlich gehe es darum, «das eigene Personal zu schützen. Denn was macht eine Verkäuferin, wenn sie jemanden beim Stehlen beobachtet? Sie sind dafür nicht ausgebildet.»
Teure Artikel: Der Winter ist für Diebe attraktiv
Solche Ausgangs-Kontrollen kann es auch bei Intersport (169 Filialen) geben, heisst es auf Anfrage. «An schönen Wintertagen, wenn sehr viele Leute ein- und ausgehen, ist es manchmal schwierig, den Überblick zu bewahren.»
Allgemein sei «der Winter attraktiver» für Diebe, «da teure Artikel vorhanden sind».
Ausgangs-Kontrollen sind eines von vielen Anti-Diebstahl-Konzepten. Beim zur Migros gehörenden SportX hält man sich bedeckt, es gebe verschiedene Massnahmen.
Wintersport-Diebe nehmen eine Zange mit in den Laden
Claudio Lüönd, der Verkaufs-Leiter bei Bächli Sport (15 Filialen), sagt, dass man Diebe zuerst anzusprechen versucht.
Je nach Höhe des Delikts rufe man dann die Polizei. «Ebenso sprechen wir punktuell ein Hausverbot aus.»
Unbemerkt davonkommen können Diebe nicht: «Alle unsere Artikel sind gesichert.»
Das Berner Sportgeschäft mit Kontrolleuren verzichtet hingegen auf Sicherungen.
Einer der Geschäftsführer erzählt, dass er früher auch in Filialen gearbeitet habe, wo man darauf gesetzt hatte.
«Die nehmen dann eine Zange mit in die Garderobe. Wir fanden abgetrennte Sicherungen und beschädigte Ware. Zudem ist es ein Riesen-Aufwand, alle Artikel zu sichern – und an der Kasse zu entsichern.»
Polizeien raten zu Kontrollen und Ladendetektiven
Alleine im Kanton Bern ist die Anzahl Ladendiebstähle im Jahr 2023 um 30 Prozent in die Höhe geschossen. Die Kriminal-Statistik zum letzten Jahr wird im März veröffentlicht.
Die Kantonspolizei Bern begrüsst es, dass Sport-Geschäfte gegen Skifahrer-Langfinger selbst aktiv werden.
«Wir empfehlen mit Blick auf die Diebstahl-Prävention in Geschäften, sofern möglich, personelle Massnahmen zu ergreifen. Die Ausgangs-Kontrollen sind somit eine mögliche personelle Massnahme», sagt Sprecherin Lena Zurbuchen.
Genauso tönt es auch von der Kapo des Berg-Kantons Graubünden. «Ein solches Vorgehen kann zur Diebstahls-Prävention beitragen und ist durchaus im Sinne der Polizei.»
Im Wallis empfiehlt die Polizei zudem, auf Laden-Detektive zu setzen. «Es gibt verschiedene präventive Ansätze – wichtig ist, dass die rechtlichen Grundlagen eingehalten werden.»
Ob Luzern, Basel, Zürich oder Aargau: Ladendiebstähle nehmen zu
Laden-Diebstähle nehmen auch in Luzern (plus 20 Prozent), Basel-Stadt (17 Prozent), im Aargau (10 Prozent) und Zürich (17 Prozent) zu.
Das gilt auch für Sportgeschäfte, so Kapo-Zürich-Sprecher Alexander Renner. «Im Jahr 2021 betrug die Anzahl Ladendiebstähle in Sportgeschäften 15. 2022 sowie 2023 je 35.»
Immerhin: Für das Jahr 2024 erwarten die Zürcher einen leichten Rückgang.