Lärmklagen wegen Strassen-Musikern beim Bahnhof Bern
«Es Burebüebli ...». Strassenmusik belebt eine Stadt. Sie kann aber auch nerven. Vor allem dann, wenn lautstark die gleichen Melodien gespielt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Strassenmusik ist in Bern grundsätzlich erlaubt und erwünscht.
- Für Strassenmusiker gilt, dass sie alle 30 Minuten den Standort wechseln müssen.
- Immer wieder rückt in Bern die Polizei aus.
Wer in Bern Strassenmusik machen will, der darf das. Und das ist auch gut so. Musizieren ist zwar nicht im Bahnhof Bern selbst erlaubt, aber auf dem Vorplatz und in den Gassen.
Das sieht dann so aus: Ein Querflötespieler bläst vor dem Loeb-Egge innig seitlich in sein Metallrohr, eine ältere Frau singt zu den Tönen ihrer Drehorgel «Es Burebüebli mahn i nid» Und ein Saxofonist krümmt sich vor lauter Einsatz fast zu Boden.
Das tönt nach viel Spass, Tanz und Kultur. Aber leider nicht nur.
Nach einem halbstündigen Auftritt muss der Standort gewechselt werden. Die Lautstärke provoziere so fest, dass Leute, die zwangsläufig mithören müssen, sich deswegen bei der Gewerbepolizei beschweren.
Auch das Nervpotenzial der ewig gleichen Musiker und Lieder sei gewaltig, so der Vorwurf. Die meisten Musiker hätten gefühlt drei Lieder in ihrem Repertoire. Und diese gäben sie immer wieder zum Besten.
Und zwar am gleichen Standort. Der Trick: Sie verschieben sich einfach um wenige Meter.
Diese Verschiebung ist dann für die Polizisten schwierig zu kontrollieren, sie sind praktisch machtlos. «Das kann leider auch nur ein halber Meter sein», sagt Dominique Steiner von der Gewerbepolizei Bern. Eine Minimaldistanz für den Wechsel gebe es nicht.
«Es nervt brutal beim Arbeiten»
Das Problem ist vor allem beim bekannten Treffpunkt Loeb-Egge, wenige Meter vom Bahnhof entfernt, bekannt. «Ich beschwere mich leider oft bei der Gewerbepolizei. Ich kenne sogar bereits die Namen der Polizisten», sagt Alice K*., die will anonym bleiben will.
Die 33-jährige Bernerin arbeitet in einem Gebäude gleich neben dem Loeb-Egge. «Die Musik nervt mich und meine Kolleginnen brutal beim Arbeiten. Wir können dem Sound nicht aus dem Weg gehen, weil wir wegen der Kunden immer wieder die Fenster öffnen müssen.»
Alvaro Soler stehe bei einem Strassenmusiker ganz hoch im Kurs. «Ich träume mittlerweile von seinem Hit Sofia. Es ist schrecklich ...», sagt Alice K.
Rund zwölfmal pro Monat geht bei der Gewerbepolizei in Bern eine Lärmklage ein. «Genauso oft rücken wir dann auch aus», erklärt Steiner gegenüber Nau.ch.
Musiker wechseln Gasse, wenn Polizei kommt
Steiner: «Wir raten den Musikerinnen und Musikern dann, die Gasse zu wechseln.» Die einzige Lösung für das Lärmproblem sei gute Kommunikation. «Lärm ist das schwierigste Problem auf Erden», so Steiner.
Einerseits sei Musik immer Geschmackssache, andererseits erlaube die Stadt Bern das Musizieren auf der Gasse. Klar sei, dass die Künstlerinnen und Künstler die Regeln einhalten müssen. «Beschwerden wollen wir aber ernst nehmen und entsprechend die Regeln der Stadt aufzeigen», so Steiner.
* Name der Redaktion bekannt