Lidl scannt Autonummern – Kundin: «Wusste ich nicht»
Nicht nur die Produkte, sondern auch die Autokennzeichen der Kunden werden von Lidl gescannt. Dafür hagelt es Kritik – der Discounter wehrt sich.
Das Wichtigste in Kürze
- Lidl scannt die Autonummern zur Parküberwachung.
- Eine Nau.ch-Umfrage zeigt: Die Kundinnen und Kunden wissen von nichts.
- Lidl sagt, das Parkier-Regime habe Vorteile für die Kundschaft.
Als «sehr fragwürdig» bezeichnen Kundinnen und Kunden das neue Parkier-Regime vor der Lidl-Filiale in Thun BE.
Der Schweizer Ableger des deutschen Discounters überwacht die Parkplätze mit Kameras – und erfasst dabei automatisch die Autokennzeichen.
So will Lidl verhindern, dass das Auto zu lange stehen gelassen wird. Denn nur eine Stunde lang ist das Parkieren gratis. Wer länger bleibt, muss mit einer Geldstrafe rechnen.
Kunden bekommen Lidl-Scanning nicht mit
Nicht nur in Thun kommt dieses System bei Lidl zum Einsatz – sondern landesweit. In Wetzikon ZH ist es bereits seit einiger Zeit in Kraft. Trotzdem zeigt eine Nau.ch-Umfrage vor Ort: Die Kundschaft weiss von nichts.
«Ich habe nicht gewusst, dass hier gescannt wird», sagt Kundin Annemarie. «Ich finde es merkwürdig, dass es nicht klar angeschrieben wird.» Dass man fürs Gratis-Parkieren registriert wird, betrachtet sie als «unnötig».
Doch: Mitten im Parkplatz hängt ein Schild, das auf die Überwachung hinweist.
Auch Markus ist skeptisch. «Es muss ja nicht jeder wissen, wo du dein Auto hinstellst und wo du einkaufen gehst», findet er.
Pietro hält nichts davon – und findet: «60 Minuten gratis parkieren ist zu wenig. 90 Minuten wären ideal.»
Doch es gibt auch andere Stimmen. Doris findet: «Das System hat vielleicht auch seine Vorteile.» Schliesslich stehen die zu lange besetzten Parkplätze dann nicht anderen Kundinnen und Kunden zur Verfügung.
Lidl-Sprecher Sandro Kissayi rechtfertigt die Massnahme im Nau.ch-Interview. «Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden genügend Parkplätze anbieten», sagt er.
«Bedauerlicherweise gab es einige Falschparker, die von unseren Parkplätzen profitieren wollten», so Kissayi. Die automatische Kennzeichenerkennung sei eine der «modernsten und effizientesten Methoden».
Lidl verspricht Kulanz für Lang-Shopper
Das System habe auch Vorteile für die Kundschaft. «So müssen sich die Kundinnen und Kunden nicht mit komplizierten Schranken oder Parkautomaten auseinandersetzen», so der Lidl-Sprecher.
Wer länger als 60 Minuten im Lidl einkaufen geht und dann gebüsst wird, dürfe auf Kulanz hoffen, verspricht Sandro Kissayi. «Man muss die Kaufquittung mitschicken», sagt er. «Bei Bedarf werden die Bussen storniert.»