Lkw-Tragödie Essex: Auch Schweizer Zoll besorgt um Schlepper
Das Wichtigste in Kürze
- In der Nähe von London wurden in einem Lkw-Container 39 chinesische Leichen entdeckt.
- Die Umstände werden noch abgeklärt, vieles deutet jedoch auf Migrantenschmuggel hin.
- Die Bekämpfung der Schlepperkriminalität hat auch in der Schweiz einen hohen Stellenwert.
Die Lkw-Tragödie im britischen Essex schockiert die Welt. 39 chinesische Leichen wurden in einem Lastwagen-Anhänger entdeckt, die Hintergründe sind noch unklar. Der Fahrer, ein 25-jähriger Nordire, wurde wegen des Verdachts des Mordes verhaftet.
Nach allem, was bisher zu erfahren war, stehen die Behörden wohl vor einem der grössten Vorfälle an Migrantenschmuggel. Alles deutet auf ins Land geschleuste Migranten hin. Solche werden auch durch illegale Schlepper in die Schweiz gebracht.
Rund 400 Fälle am Schweizer Zoll
Wie die Eidgenössische Zollverwaltung EZV auf Anfrage schildert, habe es in der Schweiz bisher keinen vergleichbaren Fall wie in Essex gegeben.
Die Migrationszahlen haben in der Schweiz seit 2016 deutlich abgenommen, so Mediensprecher David Marquis. Jedoch seien «Schlepperorganisationen sowie Einzelpersonen nach wie vor sehr aktiv im Menschenschmuggel».
Besonders nach der Tragödie im Sommer 2015 in Österreich, als 71 Tote in einem verschlossenen Kühllaster entdeckt wurden, sah die Schweiz Handlungs-Bedarf. Damals rief der Bund eine Task-Force ins Leben, um Schlepperkriminalität zu bekämpfen.
Menschenschmuggel betrifft laut Marquis «insbesondere die Schweizer Südgrenze». Daher habe die Bekämpfung der Schlepperkriminalität einen hohen Stellenwert.
«Dies zeigt sich auch darin, dass wir im Jahr 2018 insgesamt 398 Fälle von mutmasslicher Schlepperkriminalität festgestellt haben.» In diesem Jahr seien bis Ende September 313 Fälle registriert worden.
Europol warnt schon länger vor «Behältnisschleusung»
Fakt ist: Die Schlepperkriminalität ist europaweit ein brennendes Thema. Somit kann ein solcher Vorfall in der Schweiz nicht ausgeschlossen werden.
Die britischen Inseln hingegen gelten als besonders begehrenswertes Ziel für Migranten aus aller Welt. Obwohl sie schwerer anzusteuern sind als kontinentale EU-Länder.
In seinem letzten Jahresbericht warnte das Europäische Polizeiamt Europol davor, dass besonders entlang der Balkanroute sowie beim Ärmelkanal vermehrt sogenannte «Behältnisschleusung» stattfinde. Dabei verstecken sich Migranten im Lkw, Kleintransporter oder Container.
«Deutschland und Grossbritannien sind die wichtigsten Zielländer», stellt Europol fest. Die dramatischen Folgen sind immer wieder zu beobachten, so wie im jüngsten Fall von Essex.