Luzerner Löwendenkmal lädt an Jubiläum zu Interpretationen ein
Bei den Feierlichkeiten zum 200-Jahr-Jubiläum des Löwendenkmals in Luzern wurde viel neu interpretiert. Eine Festansprache hielt unter anderem Doris Leuthard.

Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstag wurde in Luzern das 200-Jahr-Jubiläum des Löwendenkmals gefeiert.
- Es erinnert an die Schweizer Söldner, die während der Französischen Revolution umkamen.
- Geehrt wurde das Monument mit Ansprachen, unter anderem von alt Bundesrätin Doris Leuthard
Das Löwendenkmal, eine der Hauptsehenswürdigkeiten Luzerns, ist vor exakt 200 Jahren eingeweiht worden. Es erinnert an den Tod der Schweizer Söldner, die im Jahr 1792 vergeblich den Königspalast in Paris verteidigten. Viele kamen im Kampf gegen die revolutionären Massen ums Leben.
Das Monument biete auch heute Stoff zum Nachdenken, erklärten Rednerinnen und Redner an einem Festakt zum Jubiläum. So einnerte Stadtpräsident Beat Züsli (SP) an der Feier: Die Einweihung des Monuments vor 200 Jahren sei für die progressiven Kräfte eine Provokation gewesen. Aus diesem Grund wurde das 100-Jahre-Jubiläum nur verschämt begangen.
Denkmal erinnert an «umstrittene Umstände»
Denkmäler seien nie widerspruchsfrei, weil sie an umstrittene Umstände erinnerten. Heute sei der Löwe mit seiner Würde, die er ausstrahle, ein Ort der freien Gedanken, sagte Züsli. Er sei froh, dass man sich nun offen und neugierig mit den Facetten des Denkmals auseinandersetzen könne.
Errichtet hat das Löwendenkmal Carl Pfyffer von Altishofen, ein Spross einer Patrizierfamilie, die mit dem Söldnerwesen reich geworden ist. Das Denkmal zeige das Selbstverständnis der Patrizier, sagte Hess. Zur Zeit seiner Einweihung sei das Söldnerwesen seinem Ende entgegengegangen. Das Monument könne deswegen auch als Werbung für dieses Geschäft interpretiert werden.
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Das Denkmal verschweige zudem, dass längst nicht alle Schweizer Söldner dem französischen König während der Revolution die Treue hielten. Ein Teil der Kämpfer desertierte nämlich.
Der Tod, an den das Denkmal erinnert, war ein grosser Teil des Kriegsgeschäfts. Ein Drittel der Söldner sei nicht nach Hause zurückgekehrt, sagte Hess. Neben Leid habe das Söldnerwesen Luzern aber auch Reichtum und Wissen gebracht.
Doris Leuthard sieht den steinernen Löwen als Mahnmal
Die Festrednerin, alt Bundesrätin Doris Leuthard (CVP), bezeichnete das Löwendenkmal als Zeitzeuge einer reichen Geschichte und als einträgliche Sehenswürdigkeit. Es sei ein Mahnmal dafür, dass selbst bei löwenhaftem Einsatz Gewalt nicht das richtige Mittel sei.
Leuthard blickte in ihrer Ansprache auf die Welt und die vielen blutigen Konflikte. Wer, wenn nicht die Schweiz, könne und müsse ihre Stimme erheben für Rechtsstaatlichkeit oder das friedliche Beilegen von Konflikten einstehen.
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Das Löwendenkmal und das Söldnerwesen zeigen gemäss Leuthard aber auch, dass die Schweiz bereits früher international vernetzt war. Frankreich habe die Stellung innegehabt, die heute die EU habe, erklärte die alt Bundesrätin.
Die Feier wurde musikalisch und von einem Spoken-Word-Beitrag von Autor Severin Perrig umrahmt. Zum Schluss gedachten die geladenen Gäste der toten Soldaten und Zivilistinnen und Zivilisten vom 10. August 1792.