Machtkampf bei Scott Sports: CEO Beat Zaugg muss gehen
Der Schweizer Sportartikelhersteller Scott setzt seinen langjährigen CEO Beat Zaugg vor die Tür – und löst einen Machtkampf zwischen den Eignern aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Velo- und Ski-Hersteller Scott Sports ist ein Machtkampf entbrannt.
- Der Mehrheitseigner aus Südkorea liess den langjährigen CEO Beat Zaugg absetzen.
- Der Patron der Marke wehrt sich gegen die Entscheidung.
Beim Schweizer Sportartikelhersteller Scott Sports ist ein Machtkampf zwischen dem koreanischen Mehrheitseigner Youngone und dem bisherigen CEO Beat Zaugg entbrannt. Die Velo- und Ski-Marke trennte sich von ihrem langjährigen Patron. Youngone hatte sich in den Verwaltungsräten für eine sofortige Trennung eingesetzt.
Unklar sind die Hintergründe der Entscheidung. In einer Mitteilung wollte das Unternehmen diese vorerst nicht nennen.
Zaugg zufolge ist die Kündigung nicht ordnungsgemäss abgelaufen. Er sei nach wie vor «an vorderster Front» und werde «nicht einfach einknicken», sagte er der Nachrichtenagentur AWP.
Den Chefposten übernimmt nun Juwon Kim vom südkoreanischen Mehrheitsaktionär Youngone. Das Ziel dieser Entscheidung sei es, die internationale Entwicklung der Marke voranzutreiben.
Mitarbeitende nicht vorab über CEO-Wechsel informiert
«Klar kann man mich als CEO abwählen, der Verwaltungsrat kann dies entscheiden», sagte Zaugg. Er sei aber an keiner Verwaltungsratssitzung diesbezüglich dabei gewesen. Er kritisiert unter anderem, dass die Mitarbeitenden nicht vorab über den CEO-Wechsel informiert worden seien.
Für den 66-Jährigen ist es nicht undenkbar, sich eines Tages von seinem Investment zu trennen. Er besitzt derzeit einen Aktienanteil von 47 Prozent an Scott. Ein möglicher Käufer müsse jedoch «die Branche und die Kultur der Firma verstehen». Bei Youngone sei dies nicht der Fall, so Zaugg.
Zaugg leitete das Unternehmen seit 1993. Der gebürtige Berner war von 2005 bis 2013 Alleinaktionär von Scott gewesen. Im März 2015 übertrug er dem Konzern Youngone 50,01 Prozent der Aktien. Damit wurde er zum Minderheitsaktionär und hat folglich keine alleinige Entscheidungsgewalt mehr.
Neuer CEO arbeitete für die Credit Suisse
Die Absetzung wurde laut Juwon Kim von der Mehrheit des Verwaltungsrats der Holdinggesellschaft Scott Corporation beschlossen. Dies sei in Anwesenheit von Zaugg geschehen, sagte der neue CEO gegenüber AWP.
Kim ist seit 2022 Mitglied des Verwaltungsrats der Scott Corporation. Er verfügt laut einer Mitteilung des Verwaltungsrats über langjährige Erfahrung im Investmentbanking, unter anderem bei der Credit Suisse. Zudem war Kim Mitbegründer eines Start-up-Unternehmens in Südkorea, bevor er beim Scott-Mehrheitsaktionär Youngone die Leitung Wachstumsstrategie und M&A übernahm.
Als CEO werde Kim von Steve Meineke und Mathias Seidler beraten, zwei Branchenexperten aus der Velo- und Outdoor-Industrie, heisst es. Youngone sprach dem bestehenden Management und den Mitarbeitenden das «volle Vertrauen» aus. Der 1974 gegründete Hersteller von Outdoormaterial für globale Topmarken sehe sich als «starker Partner und langfristiger Aktionär» von Scott.
Youngone arbeitet seit 1997 mit Scott zusammen, ist seit 2013 am Unternehmen beteiligt und seit 2015 Mehrheitsaktionär. Scott wurde 1958 in den USA gegründet. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 1000 Mitarbeitende, davon 400 in der Schweiz. Es hat seinen Hauptsitz in Givisiez im Kanton Freiburg.