Mail der Basler Kantonalbank wird Guy Lachappelle zum Verhängnis
Eine Ex-Freundin zeigt Guy Lachappelle wegen eines internen Mails der Basler Kantonalbank an. Er tritt als Verwaltungspräsident der Raiffeisen zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Raiffeisen-Gruppe gibt den Rücktritt des VR-Präsidenten Lachappelle bekannt.
- Eine Ex-Freundin zeigte ihn wegen eines internen Mails der Basler Kantonalbank an.
Bei der Raiffeisen-Gruppe kommt es zu einem überraschenden Wechsel an der Spitze. Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle erklärte seinen Rücktritt, weil er in einer Liebesbeziehung einen «sehr grossen Fehler» gemacht habe.
Zu Fall gebracht habe ihn eine Liebesbeziehung, die 2017 begonnen habe, sagte Lachappelle an einer Medienkonferenz. Diese Liebesbeziehung, die er selbst beendet habe, verfolgt Lachappelle bis heute. Die Frau habe immer wieder seine Nähe gesucht, ihn in einem gerichtlich verbotenen Buch aber auch als Psychopathen dargestellt.
Anzeige wegen internem Mail der Basler Kantonalbank
Diese Woche nun habe ihn diese Frau bei der Staatsanwaltschaft angezeigt wegen eines internen Mails der Basler Kantonalbank. Er hatte es ihr 2017 überlassen. Thema war die interne Transformation der Bank. Auch den Medien habe die Frau dieses Dokument zugespielt.
Lachappelle geht davon aus, dass er nichts strafrechtlich Relevantes getan hat. Unter dem Gesichtspunkt der Integrität lasse sich sein Handeln aber nicht entschuldigen.
«Ich schäme mich dafür», sagte er vor den Medien. Er habe einen sehr grossen Fehler gemacht, für den er bitter bezahlen müsse. Lachappelle sicherte der Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen volle Kooperation zu.
Als Raiffeisen-Präsident habe er sich dagegen nichts zuschulden kommen lassen, hielt Lachappelle weiter fest. Er habe Privates und Geschäftliches stets getrennt und auch seine Berater selbst bezahlt.
Vor den Medien entschuldigte sich Lachappelle nicht nur bei allen betroffenen Unternehmen, sondern auch bei seiner Familie. Seine Eheprobleme habe er inzwischen aufgearbeitet, er und seine Frau seien «ein starkes Team».
Beruflich werde er viel verlieren, vielleicht auch seine Existenz und die Reputation. Doch seine ehemalige Partnerin werde es nicht schaffen, seine Familie zu zerstören, sagte Lachappelle unter Tränen. Er kündigte an, auch von seinen übrigen Ämtern zurückzutreten und sich aus der Finanzbranche zurückzuziehen.
Das Raiffeisen-Verwaltungsratspräsidium gibt Lachappelle per Ende Juli ab. Er stehe bis dahin dem Unternehmen aber noch für einen reibungslosen Übergang zur Verfügung, teilte die Bankengruppe am Donnerstag mit.
Seine Amtsgeschäfte übernimmt per sofort Vizepräsident Pascal Gantenbein, der das Präsidium ad interim bis zur nächsten Generalversammlung führen wird. Gantenbein hatte den Verwaltungsrat bereits einmal nach dem Rücktritt von Johannes Rüegg-Stürm geleitet.