Maus frisst mit – hat Europaallee ein Hygiene-Problem?
An der Zürcher Europaallee schätzen anscheinend nicht nur Restaurantgäste die Gelegenheit, draussen zu essen. Sondern auch Mäuse.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Nau.ch-Leserin entdeckt an der Zürcher Europaallee kürzlich eine Maus.
- Sie frisst – null menschenscheu – Brösmeli vom Boden einer Restaurantterrasse.
- In einer so grünen Stadt kein Wunder, sagen Tierexperten.
Noemi L.* (31) hat es sich gerade gemütlich gemacht. Auf einer Restaurantterrasse an der hippen Zürcher Europaallee sitzt sie vor ihrem Salatteller und greift zur Gabel. Da erschrickt sie: Neben ihrem Fuss bewegt sich etwas.
«Es rannte eine Maus um mich herum», erzählt sie Nau.ch. «Sie war blitzschnell. Erst zwischen den Tischbeinen, dann zack, neben meinen Schuhen.»
Videos zeigen: Das Tier frisst Brösmeli vom Boden. Offenbar ist Besuchern davor Essen vom Teller auf den Boden gefallen. Und: Die Maus ist überhaupt nicht scheu. Wenn die Marketing-Fachfrau ihren Fuss bewegt, zuckt das Tier keineswegs zusammen.
«Ich habe keine Angst vor Mäusen», sagt Noemi L. «Aber ich war schon froh, dass ich keine offenen Sandalen trug.»
Mäuse auf dem teuren Pflaster – hat die Europaallee ein Hygiene-Problem?
Können Alarmzeichen sein
Wie Jean-Martin Fierz, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Schädlingsbekämpfungsfirma Desinfecta AG, sagt, können Mäuse ein Alarmzeichen sein. Müssen aber nicht.
«Die Hausmaus ist der weltweite Schädling Nummer 1», erklärt er. «Und kommt überall auf dem Land sowie in den Städten vor.» Es kann sich dabei um eine einzelne, «verirrte» Maus handeln. Aber auch um einen Befall mit mehreren im oder um das Restaurant.
«Ein Restaurant ist nicht unbedingt unhygienisch, wenn Mäuse vorkommen», so Fierz weiter. «Mäuse können überall und von jedem mit Waren eingeschleppt werden. Da kann das Restaurant noch so sauber sein.»
Unhygienische Zustände würden aber die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Mäuse angelockt und sich besser vermehren können.
Mit Mäusen ist zu rechnen
Laut Marcus Schmidt, Projektleiter bei der Schädlingsprävention Stadt Zürich, sind Mäuse nur ein Problem, wenn sie in ein Restaurant hereingelangen. «Und überall urinieren, kötteln», sagt er. «Das wäre natürlich unhygienisch. Aber wir sind ja eher eine Stadt, die begrünt – es ist also mit Mäusen zu rechnen.»
Die Tierchen sind also offenbar harmlos. Vor allem in Zürich, wo sie kein Hantavirus haben. Eine Infektion, die durch Bisse und Kontakt mit kleinen Säugetieren übertragen wird. Wichtig ist nur, dass ihre Population nicht ausser Kontrolle gerät.
«Vogelfütterer stellen für uns dabei ein grosses Problem dar», sagt Schmidt. Eigentlich ist dies nicht erlaubt. «Aber viele machen es trotzdem … Auf Kosten der Stadt», so Schmidt weiter.
«Wir müssen an solchen Standorten genau darauf achten, dass es durch die Fütterung nicht zu einer Übervermehrung der Mäuse kommt. Und: vor allem der Ratten.»
Schilder, um Menschen darauf aufmerksam zu machen, keine Essensreste auf den Boden fallen oder liegen zu lassen, sind sicherlich sinnvoll. Zum Beispiel in Parks und anderen öffentlichen Orten. An der Zürcher Europaallee allerdings «unnötig», so die beiden Experten.
* Name geändert.