Will man bei Menschen einen Persönlichkeitstest machen, greift man zum Fragebogen. Bei Tieren geht das nicht. Forschende haben einen anderen Weg gefunden.
Mäuse auf einem Ast
Mäuse vermehren sich enorm schnell. Hier: Feldmäuse auf einem Ast. - Shutterstock/Captivelight

Das Wichtigste in Kürze

  • In einem Experiment haben Mäuse bewiesen, dass sie konsistente Persönlichkeiten haben.
  • Wissenschaftler konnten sie, je nach Verhalten, verschiedenen Typen zuweisen.
  • Offenbar hat das genetische Erbmaterial einen Einfluss auf die Mäuse-Persönlichkeiten.
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Wer ein Haustier hat, weiss: auch Tiere haben eine Persönlichkeit: ob scheu, verschmust oder neugierig. Biologen des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München und des Weizmann Institute of Science in Israel haben diese Persönlichkeit nun greif- und messbar gemacht. Die Ergebnisse ihrer Studie haben sie im Wissenschaftsmagazin Nature Neuroscience veröffentlicht.

Die Forschenden untersuchten das Verhalten von Mäusen, um daraus auf ihre Persönlichkeit zu schliessen. Dafür kennzeichneten sie die Mäuse farblich und liessen sie in Vierergruppen in einem Käfig während mindestens vier Tagen frei herumlaufen, fressen, schlafen und spielen. Die Wissenschaftler beobachteten, wie sich die Mäuse in verschiedenen Situationen verhielten, also, ob sie eher wegrannten oder ihre Kollegen jagten, sich versteckt hielten oder neugierig ihr Umfeld erkundeten.

Nach einer Auswertung konnten sie für jede einzelne Maus ein Profil der Persönlichkeit erstellen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wendeten für die Mäuse ein ähnliches Konzept an, wie bei Persönlichkeitstests für Menschen. Denn dort beurteilt man Leute bezüglich verschiedener Merkmale wie Gewissenhaftigkeit oder Offenheit und erhält so einen Überblick über die jeweilige Persönlichkeit.

Grundpersönlichkeit bleibt gleich

Bei den Mäusen haben die Forschenden vier andere Faktoren verwendet, die sie «Identitätsdomänen» nennen und vom Verhalten herleiten. Verbrachte eine Maus beispielsweise viel Zeit mit anderen und bewegte sich eher langsam fort, so war sie am ehesten der Identitätsdomäne zwei zuzuweisen.

Um die Konsistenz der Mäuse-Persönlichkeiten zu testen, vermischten die Wissenschaftler anschliessend die Gruppen, sodass sich die Ausgangslage für die Mäuse veränderte. Es zeigte sich: Das Verhalten der einzelnen Mäuse veränderte sich zwar, doch die Grund-Persönlichkeit blieb grösstenteils dieselbe.

Bei einer anschliessenden Gen-Analyse konnten die Forschenden Gen-Variationen mit bestimmten Identitätsdomänen in Zusammenhang bringen. Sie gehen davon aus, dass die Gene einen Einfluss darauf haben, welche Persönlichkeit man entwickelt. Das Ziel: Auch die menschliche Persönlichkeit in Gene aufzuschlüsseln.

«Wenn wir die Genetik der Persönlichkeit identifizieren können und verstehen, wie unsere Kinder Teile ihrer Persönlichkeit erben, können wir auch bessere Diagnosen stellen und Probleme behandeln, wenn die Gen-Vererbung schief geht», sagt Mitautor Oren Forkosh in einer Medienmitteilung. Die Persönlichkeit jedes Einzelnen würde also kartographiert, und die Einflüsse durch Gene, aber auch durch Substanzen oder der Alterung, könnten genau erfasst werden. So könne zum Beispiel eine personalisierte Psychologie entstehen.

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