Migros

Migros-Center muss jetzt Coop-Tochter Zuschlag geben

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Statt Melectronics von Migros gibt es bald einen Interdiscount von Coop in einem Migros-Shoppingcenter. Kein Einzelfall. Wie schmerzlich ist das?

Migros Interdiscount Coop
Im Westside, einem Berner Einkaufscenter der Migros, zieht im Sommer nun ein Interdiscount ein. Damit holt sich die Migros ein Coop-Format ins Haus. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Coop-Tochter Interdiscount zieht jetzt ins Migros-Shoppingcenter Bern Westside ein.
  • Die Migros ist nach dem Fachmarkt-Verkauf nun auf Coop angewiesen.
  • Ein Shoppingcenter-Experte sieht darin Vorteile für die Kundinnen und Kunden.

Jetzt muss die Migros Coop ins Boot holen!

Im von der Migros betriebenen Berner Shoppingcenter Westside zieht im Juni der Elektrofachhändler Interdiscount ein.

Im Migros-Universum steht künftig also ein Laden der Coop-Gruppe!

Hintergrund: Im vergangenen Jahr kam es beim orangen Riesen zum Mega-Abbau. Er verkaufte Fachmärkte wie Sport X oder Melectronics.

Von Letzterem übernahm Media Markt 20 Filialen. Die übrigen 17 Läden wurden geschlossen – so auch jener im Westside.

Damit die Shopperinnen und Shopper weiterhin Glühbirnen, Kabel, Staubsauger und Fernseher kaufen können, springt die Coop-Tochter Interdiscount in die Bresche.

Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Interdiscount-Sprecherin Salome Balmer: «Wir prüfen und optimieren unser Filialnetz laufend. Indem wir auf kleine und mittlere Flächen setzen, die an gut frequentierten Lagen sind.»

Das treffe auf das Berner Westside zu.

Interdiscount zieht auch in Interlaken in Migros-Center

Balmer verweist darauf, dass Interdiscount auch in anderen Migros-Einkaufscentren vertreten ist. Entscheidend sei das aber nicht, sondern lediglich der Standort und die Konditionen.

Der Interdiscount im Westside ist tatsächlich kein Einzelfall.

Auch im Rugenpark in Interlaken BE zieht demnächst ein Interdiscount ein. In anderen Einkaufscentren sind Coop-Formate schon länger präsent.

Bist du ein Migros-Kind oder ein Coop-Kind?

Neda Golafchan von der Genossenschaft Migros Aare erklärt gegenüber Nau.ch: «Bei der Vermietung der Flächen in unseren Einkaufscentern stehen die Bedürfnisse der Centerkundschaft im Vordergrund. Wir möchten der Kundschaft ein möglichst vielfältiges Angebot anbieten.»

Interdiscount sei ein «geeigneter neuer Mietpartner».

Der Migros-eigene Elektronikversandhandel Digitec/Galaxus verfügt über keine vergleichbaren Geschäfte. «Die jeweiligen Digitec-Filialen sind Abholstandorte, welche sich nicht für ein Einkaufscenter eignen.»

Auch wenn der Schritt auf den ersten Blick schmerzlich für die Migros erscheint, sieht Shoppingcenter-Experte Marcel Stoffel sogar Vorteile.

Migros muss nicht mehr Rücksicht nehmen

«Bislang waren Shoppingcenter geprägt von ihrem Universum: In jenen der Migros waren eher Migros-Formate vertreten, bei jenen von Coop eher Coop-Formate. Das ist aber veraltet», sagt Stoffel zu Nau.ch.

Das heisst: «Die Migros als Shoppingcenter-Betreiberin muss nach dem Verkauf der Fachmärkte nicht mehr Rücksicht darauf nehmen, was zum Migros-Universum gehört. Sie kann sich stattdessen am freien Markt orientieren und so einen möglichst guten Shopping-Mix zusammenstellen.»

Marcel Stoffel Migros
Shoppingcenter-Experte Marcel Stoffel sieht Vorteile für die Migros. - zvg

Und zu einem solchen Mix kann eben auch eine Coop-Tochter gehören.

Generell gelte: «Je mehr relevante Angebote, umso besser für die Kundinnen und Kunden.»

Auch Migros-Sprecherin Neda Golafchan will nichts davon wissen, dass es schmerzt, wenn man nun auf Fachmärkte der Coop-Gruppe angewiesen ist. Die Kundenbedürfnisse stünden im Vordergrund.

Und: «Um diese zu erfüllen ist ein attraktiver Mix aus verschieden Unternehmen mit vielfältigem Angebot erforderlich, weshalb sich diese Fragestellung erübrigt.»

Ob jetzt Migros, Coop oder jemand anders: Experte Marcel Stoffel glaubt nicht, dass es für die Kundinnen und Kunden eine Rolle spielt, wem die Formate gehören. «Die Kundschaft achtet nicht darauf – und weiss es häufig nicht mal», ist der Experte überzeugt.

Experte: Freier Markt ist immer besser

Generell sei ein freier Markt immer besser für die Shopperinnen und Shopper, betont Stoffel. Und das auch beim Detailhandel!

Grundsätzlich ist es auch nicht unbedingt nötig, dass Migros oder Coop Eigentümer des Shoppingcenters ist. Obwohl sie dort mit einem Geschäft vertreten sind.

Glattzentrum Migros
Das Glattzentrum gehört nicht mehr der Migros. Das öffnet neue Möglichkeiten. - keystone

Als positives Beispiel sieht der Experte das Glattzentrum in Wallisellen ZH, das die Migros 2020 an Swiss Life verkaufte.

Neben einem Migros-Supermarkt und Denner gibt es dort seit 2023 auch einen Aldi. «Das ist positiv für die Kundinnen und Kunden», sagt Stoffel.

Kommentare

User #7497 (nicht angemeldet)

Jetzt hat sich die Migros der Reisebranche in der Schweiz einen bärendienst erwiesen mit dem Verkauf von Hotelplan ins Ausland für ein Butter Brot, ein so rentabler Betrieb auch noch ins Ausland, ich werde als langjähriger Kunde niemals mehr beim vom neuen Management erzwungen verhökerten Verkauf keinen Franken mehr verbrauchen. Es riecht nach Niedergang bei Migros, Schande

User #6321 (nicht angemeldet)

Gruzzi Gruzzi mitenand! Ich wollte nur sagen, mich interessiert dieses Thema überhaupt nicht!

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