Mitholz BE: Interner Bericht stellt Explosionsrisiko infrage

Munitionsspezialisten der Armee zweifeln die bisherigen Risikoanalysen zum Munitionslager Mitholz an. Die geplante Räumung könnte überdimensioniert sein.

Mitholz Berg Häuser
Ein unveröffentlichter Bericht stellt das Explosionsrisiko in Mitholz BE infrage. (Archivbild) - Keystone

Das ehemalige Munitionslager Mitholz im Berner Oberland sorgt erneut für Schlagzeilen. Ein bisher unveröffentlichter interner Bericht von Munitionsspezialisten der Schweizer Armee stellt die bisherigen Risikoanalysen des Verteidigungsdepartements (VBS) infrage.

Die neuen Erkenntnisse werfen Fragen zur Notwendigkeit der geplanten Grossräumung auf. Das Parlament bewilligte für das Projekt 2,59 Milliarden Franken; die Hälfte des Dorfes Mitholz soll für zehn Jahre evakuiert werden.

Explosionsrisiko in Mitholz nicht so hoch wie gedacht?

Die Experten kommen zu dem Schluss, dass das Explosionsrisiko deutlich geringer sein könnte als bisher angenommen, wie die «NZZ» berichtet. Laut dem Bericht vom März 2024 könnte die im Berg verbliebene Munition zwar ein Umweltproblem, aber kein gravierendes Explosionsrisiko dar.

Glaubst du, dass vom ehemaligen Munitionslager Mitholz eine grosse Gefahr ausgeht?

Die Spezialisten sprechen von «maximal fünf Kilogramm» Sprengstoff, die auf einmal explodieren könnten. Bisher waren diesbezüglich zehn Tonnen angenommen worden.

Die Munitionsexperten haben nach eigenen Angaben bereits tausende Bomben, Granaten, Geschosse und Minen aus dem ehemaligen Lager geborgen. Dabei seien die sogenannten «Hotspots», also die Stellen mit dem grössten vermuteten Explosionsrisiko, bereits geräumt worden.

VBS bleibt bei Einschätzung

Trotz der neuen Erkenntnisse hält das VBS laut «NZZ» an seiner bisherigen Risikoeinschätzung fest. Das Departement argumentiert, dass der Spezialistenbericht nur auf Einzelereignisse ausgerichtet sei.

Mitholz Explosion Analyse
Die Situation um das ehemalige Munitionslager Mitholz beschäftigt Experten bereits seit langem. (Archivbild) - Keystone

Gemäss VBS müssen laut rechtlichen Vorgaben, insbesondere der Störfallverordnung, die Munitionsrückstände als Ganzes und damit auch Massenereignisse berücksichtigt werden

Simulationen und Sprengversuche hätten gezeigt, dass Massenübertragungen bei Munitionsrückständen im Berg nicht ausgeschlossen werden könnten.

Kontroverse um Berichtsänderungen

Laut «NZZ» habe das VBS offenbar mehrfach Änderungen am Bericht der Munitionsspezialisten verlangt. Die Experten hätten sich jedoch geweigert, kritische Stellen zu entfernen.

Ein ehemaliges Mitglied der Expertengruppe und der Fachstelle für Kampfmittelräumung der Schweizer Armee kritisierte das Vorgehen laut «NZZ» als «anmassend».

Das VBS erklärt hingegen, dass Vernehmlassungen und Qualitätssicherungen bei der Freigabe von Dokumenten üblich seien.

Historischer Hintergrund des Mitholz-Projekts

Das Mitholz-Projekt hat seinen Ursprung in einer verheerenden Explosion im Dezember 1947.

Damals kam es im ehemaligen Munitionslager der Armee zu grossen Detonationen, wie unter anderem der SRF in Erinnerung ruft.

Mitholz Trümmer 1947
Im Jahr 1947 zerstörten Explosionen grosse Teile des Dorfes Mitholz. (Archivbild) - KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Walter Studer

Das Depot stürzte teilweise ein, neun Menschen starben durch umherfliegende Felsbrocken, dutzende Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Seither lagern noch immer grosse Mengen an Munition und Sprengstoff im Berg.

Zukunft des Projekts ungewiss

Die aktuellen Erkenntnisse werfen Fragen zur Zukunft von Mitholz auf. Ob die geplante Grossräumung in vollem Umfang notwendig ist, wird möglicherweise neu diskutiert werden müssen.

Das VBS betont jedoch, dass alle neuen Erkenntnisse laufend in die Risikobeurteilungen einfliessen und diese weiter konkretisieren würden. Die endgültige Entscheidung über das weitere Vorgehen bleibt abzuwarten.

Kommentare

User #3945 (nicht angemeldet)

Hügel in die Luft jagen, Häuser und Infrastruktur wieder aufbauen käme weit günstiger als jahrelang rumbasteln.

User #1195 (nicht angemeldet)

Die Schweiz hat übrigens im Atlantik 5350 Tonnen Radioaktiven Abfall versenkt. Sollte vielleicht auch einmal erwähnt werden. Wir ach so Umweltfreundlichen Schweizer. So nun könnt ihr euren Kopf wieder in den Sand stecken und weiter beten.

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