Mobilfunk-Anbieter jagen mit Billig-Abos Kunden
Eine Internet-Flatrate fürs Handy gibt es schon ab 20 Franken. Das war früher anders. Wie können sich die Anbieter diesen Preis leisten? Nau.ch hat nachgefragt.
Das Wichtigste in Kürze
- Früher zahlten Kunden für eine Handy-Flatrate rund hundert Franken.
- Das ist längst alte Schule: Heute gibt's das Abo für 20 Franken oder noch weniger.
- Wer sich für ein solches Abo entscheidet, muss Abstriche in Kauf nehmen.
Für ein Mobilabonnement mit unbegrenztem Datenvolumen gegen hundert Franken bezahlen? Das war einmal. Aktuell unterbieten sich Mobilfunkanbieter mit immer günstigeren Angeboten.
Eine Flatrate gibt es bei einem Günstig-Anbieter bereits für rund 20 Franken. Auch Nau.ch-Leser Ulrich H.* staunt: «Für unbegrenztes Datenvolumen auf der ganzen Welt zahle ich gerade mal 25 Franken.» Er habe bei einer Promo-Aktion am Black Friday zugegriffen.
Comparis-Experte: «Mobilfunkmarkt ist gesättigt»
Aber wie kommen diese Preise zustande? Jean-Claude Frick, Digital & Telecom-Experte bei Comparis. erklärt auf Anfrage von Nau.ch: «Der Mobilfunkmarkt in der Schweiz ist gesättigt, da praktisch alle bereits ein Handy-Abo haben.»
Telecom-Anbieter könnten nur dann noch wachsen, wenn sie ihrer Konkurrenz Kunden abjagen. «Das führt zu einem starken Preis- und Konkurrenzdruck, der die Preise sinken lässt.»
Wer bei der Swisscom unlimitiert surfen will, zahlt mindestens 69,90 Franken monatlich. Bei der Swisscom-Günstig-Marke Wingo sind es gerade mal 28 Franken. Andere Anbieter wie Yallo (Sunrise) und Galaxus sind sogar noch günstiger. Auch Salt verfügt über Günstig-Marken.
Anbieter nehmen weniger Umsatz in Kauf
Aber schneiden sich die Mutter-Firmen mit ihren Günstig-Alternativen nicht ins eigene Fleisch?
«Nein», findet Frick. «Es geht darum, zu verhindern, dass ein Kunde, beispielsweise der Swisscom, nicht ganz weggeht.» Da nehme man in Kauf, dass er bei Wingo weniger Umsatz bringt. «Dafür ist er immer noch Kunde der Firma.»
Doch wie können sich die Anbieter die günstigeren Preise leisten? «Gespart wird beispielsweise bei der kostenlosen Helpline oder bei Papierrechnungen», so der Experte.
Oder aber bei der Möglichkeit, an Verkaufsstellen eine Verkaufsberatung zu bekommen. «All das fehlt beim Günstiganbieter. Wer das aber sowieso nicht braucht, kann Geld sparen, ohne auf etwas verzichten zu müssen.»
Das Geschäft lohnt sich dennoch
Auch Sunrise verweist auf Anfrage auf ihr Verkaufsstellennetz. Dieses biete den Kunden ein «‹Peace of Mind›-Kundenerlebnis» (dt. Seelenfrieden). Ebenso werden einfachere Strukturen und direkte Prozesse hin zu den Kunden als Grund für die günstigeren Preise genannt. Statt in den Shop zu gehen oder anzurufen, startet man beispielsweise einen digitalen Chat.
«Ziel ist, mit Yallo als Ergänzung zu Sunrise für alle Marktsegmente günstigere Preise bieten zu können.» Die ständigen Rabattaktionen erklärt Sunrise mit der «hohen Wettbewerbsintensität».
Beim Buhlen um Kundschaft ins Minus zu rutschen, würden die Anbieter aber nicht in Kauf nehmen, so Frick. Auch Wingo schreibt auf Anfrage: «Wie alle anderen Anbieter sind auch wir an der Wirtschaftlichkeit unserer Angebote interessiert.»
Was das Wegfallen der kostenlosen Helpline angeht, hat Nau.ch-Leser Ulrich H. einen Trick: «Ich rufe einfach bei der Verkaufshotline an, wenn ich ein Problem habe. Die leiten mich dann kostenlos an einen Experten weiter, schliesslich wollen sie mich als Kunden nicht verlieren.»
*Name geändert