Mobility Pricing führt zu Verhaltensänderung und reduziert Kosten
Das Wichtigste in Kürze
- Bei einer Studie wurde das Verhalten von 3700 Personen mit dem Mobility Pricing getestet.
- Es wurde festgestellt, dass sich das Verhalten der Teilnehmenden veränderte.
- Mit dem Mobility Pricing könnten volkswirtschaftliche Kosten um 5,1 Prozent sinken.
Mobility Pricing dürfte zu einer signifikanten Reduktion der volkswirtschaftlichen Kosten führen. Darauf deutet ein achtwöchiges Feldexperiment in Schweizer Ballungsräumen mit rund 3700 Personen hin.
Schadstoff- und Treibhausgasemissionen, Lärm, Stau, Sitzplatzmangel, Gesundheitskosten sowie Betriebs- und Unterhaltskosten: Der Verkehr und die Mobilität verursachen eine ganze Reihe externer Kosten. In der Schweiz sind das Lasten in Milliardenhöhe, die nicht die Verursachenden, sondern die Allgemeinheit trägt.
Feldversuch gelungen
Mobility Pricing will das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung auf Strasse und Schiene mittels Abgaben steuern. So liessen sich die Prinzipien der Kostenwahrheit und des Verursacherprinzips erfüllen. Dieser Ansatz erwies sich im Feldversuch denn auch als wirkungsvoll und technisch machbar: Die Bepreisung und der damit verbundene finanzielle Anreiz führte zu einer signifikanten Reduktion der externen Kosten um 5,1 Prozent.
Und: Es gebe eine Reihe von Argumenten, die langfristig grössere Effekte erwarten liessen als in diesem achtwöchigen Experiment. Dies sagte Studienerstautor Beat Hintermann von der Universität Basel gemäss einer Mitteilung der Hochschule vom Montag.
Im Auftrag des Bundesamts für Strassen (Astra) führten Forschende aus diversen Schweizer Universitäten ein Experiment mit rund 3700 Personen durch. Diese wohnten in Ballungsräumen der Romandie und der Deutschschweiz und nutzten das Auto an mindestens zwei Tagen pro Woche. Es handelt sich dabei gemäss der Universität Basel um die grösste Studie dieser Art weltweit.
Drei Gruppen überprüft
Die Forschenden teilten die Probandinnen und Probanden, deren Verkehrsverhalten eine App erfasste, in drei Gruppen ein: Eine Gruppe wurde wöchentlich über die von ihnen verursachten Kosten informiert und mit Tipps versorgt, wie sie diese reduzieren könnten.
Die zweite Gruppe erhielt dieselben Informationen. Zudem wurden ihr die externen Kosten von einem individuellen Transportguthaben abgezogen. Dies mit der Aussicht, dass ihnen der eingesparte Betrag am Ende der Studie ausbezahlt wird. Die dritte Gruppe diente als Kontrolle.
Das Resultat: Die Pricing-Gruppe passte ihr Verkehrsverhalten - trotz unveränderter zurückgelegter Gesamtdistanz - an. Sie hielten die Kosten tiefer, indem sie andere Routen wählten, ihre Abfahrtszeit anpassten und auf andere Verkehrsmittel auswichen. Den Effekt beobachteten die Forschenden insbesondere bei denjenigen Personen, die die Definition von «externen Transportkosten» korrekt verstanden hatten. Zudem führten Informationen allein nicht dazu, dass die Teilnehmenden ihr Verhalten veränderten.
Eine Befragung unter den Studienteilnehmenden deutete darauf hin, dass die Bepreisung des Verkehrs prinzipiell eine politische Mehrheit finden könnte. Den Autoren zufolge könnte sich dies demnach als ein effektives Instrument erweisen, um Verkehrsspitzen zu glätten. Zudem soll der Verkehr so nachhaltiger gestaltet werden.
Der Bundesrat schaffte im Februar 2021 die Grundlage, damit Kantone und Gemeinden ab 2024 Pilotversuche zu Mobility Pricing durchführen können. Das Gesetz soll auf zehn Jahre befristet sein. Es soll erlauben, neuartige Preissysteme zur Beeinflussung der Verkehrsnachfrage und des Mobilitätsverhaltens auf Strasse und Schiene zu erproben. Während die SVP und der TCS ein Mobility Pricing ablehnen, befürworten alle anderen grossen Parteien zumindest Pilotprojekte.