Die Modekette Mango setzt neuerdings auf KI-Models. Das wird für echte Models zum Problem, sagen Schweizer Insider.
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«Das Bild ist tot, das lebt nicht», findet eine Expertin: Das KI-Model der Modekette Mango. - Mango

Das Wichtigste in Kürze

  • Die spanische Modekette Mango wirbt neuerdings mit Models, die es gar nicht gibt.
  • Dank Künstlicher Intelligenz sehen die Frauen täuschend echt aus.
  • An den Fotos sind aber nur die Kleider echt.
  • Models müssen sich nun Sorgen machen, sagt ein Schweizer Agentur-Chef.
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Hier reibt man sich die Augen: In der neuesten Werbekampagne der Modekette Mango steht eine dunkelhaarige Schönheit vor der Kamera.

Doch: An ihr ist nichts echt. Im «Fotoshooting» für die Teenie-Linie «Sunset Dream» sind nur die Kleider real. Das Model wurde mittels Künstlicher Intelligenz (KI) von einem Computer geformt.

Die Kleider hat man in echt fotografiert und dann mittels Computer die KI-Frau damit angezogen. Beim Mode-Riesen Mango schwärmt man, dies sei eine «technologische Revolution, die grossartige Möglichkeiten bietet».

Models «müssen sich Sorgen machen»

Doch: Jetzt droht echten Menschen der Jobverlust. Jad Hayek sagt zu Nau.ch: «Models und Agenturen müssen sich wegen der Entwicklung von KI Sorgen machen, in Zukunft weniger Aufträge zu erhalten.»

Hayek ist CEO der Zürcher Modelagentur Fotogen. Hayek erklärt: «KI-generierte Bilder werden immer realistischer und vielseitiger, sodass Unternehmen möglicherweise weniger auf menschliche Models angewiesen sind.»

Künstliche Intelligenz
Die Modekette Mango setzt neuerdings auf KI-Models.
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Jad Hayek (hier abgebildet mit Model Anja Leuenberger) ist überzeugt: Wegen KI müssen sich Models und Agenturen «Sorgen machen».
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Auch Modefotograf Christoph Marti fürchtet: «Traditionelle Fotografie-Aufträge könnten zurückgehen.»
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Model-Chefin Ursula Knecht (links, hier mit Model Manuela Frey) von der Zürcher Agentur Option macht sich derweil keine Sorgen um Jobs.
Bildung
«ch zweifle, ob sich das langfristig durchsetzt», sagt sie. (Archivbild)

Auch der Schweizer Modefotograf Christoph Marti fürchtet: «Traditionelle Fotografie-Aufträge könnten zurückgehen.» Dass er ganz ersetzt wird, glaubt er aber nicht. Derzeit spürt er noch keinen Auftragsrückgang.

Fotografin Anja Wurm lichtet Bundesräte wie Ignazio Cassis und Promis wie Vanessa Mai, Andreas Gabalier und Kurt Aeschbacher ab. Sie rechnet auch mit «künftigen Austragseinbussen» in der Werbefotografie. Sie fordert zusammen mit anderen Organisationen der Kreativbranche eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte.

Konsumenten könnten «sich getäuscht fühlen»

Model-CEO Hayek sieht auch für Konsumenten eine Gefahr. Sie könnten sich «getäuscht fühlen», wenn sie erfahren, dass das Model nicht echt ist.

Und er warnt: «Es besteht auch das Risiko, dass KI-Modells für unethische Bilder genutzt werden könnten.»

Was hältst du von KI-Models?

Zwar seien KI-Models günstiger als echte Menschen. «Dennoch bleiben echte Models aufgrund ihrer Authentizität, Flexibilität und menschlichen Verbindung unverzichtbar.»

Für Hayek ist drum klar, dass es ist Zukunft wohl eine «Koexistenz beider Ansätze» gibt. «Wobei echte Models für hochwertige und kreative Projekte bevorzugt werden.»

«KI-Model ist bestimmt teurer»

Model-Chefin Ursula Knecht von der Zürcher Agentur Option macht sich derweil keine Sorgen um Jobs. Mango sei eine riesige Marke, die Kapital habe.

«Aber ob kleinere Betriebe da investieren wollen, wenn sie gerade so gut ein Modell buchen könnten, das ihnen gefällt ... das bezweifle ich.» Ein echtes Model koste 2000 Franken. «Ein KI-Model ist bestimmt teurer.»

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Knecht machte Models wie Sarina Arnold (abgebildet), Patricia Schmid oder Nadine Strittmatter gross. - keystone

Knecht machte Models wie Sarina Arnold, Patricia Schmid oder Nadine Strittmatter gross. Dass da ein künstlich erschaffenes Bild mithalten kann, glaubt sie nicht.

Auf den ersten Blick sehe das Mango-Model natürlich toll aus. «Aber ich zweifle, ob sich das langfristig durchsetzt», sagt sie. Denn: «Man merkt schon, das ist künstlich. Das Bild ist tot, das lebt nicht.»

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