In Bern rüsten immer mehr Bettler auf Kartenlesegeräte und Twint um. Das Geld wird nachverfolgbar – muss es also auch versteuert werden?
Bettler Bern
Der Berner Bettler Martin ist mit einem Kartenlesegerät ausgerüstet. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • In Bern sorgen zwei Bettler für Aufsehen: Sie akzeptieren digitale Zahlungsmethoden.
  • Heisst das, dass sie ihre Einkünfte versteuern müssen?
  • «Theoretisch ja, in der Praxis vielleicht», sagt ein Experte.
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«Sorry, ich habe leider kein Bargeld dabei.»

Diese Ausrede lassen zwei Berner Bettler nicht mehr gelten. Nau.ch berichtete über Martin, der jetzt mit einem Kartenlesegerät ausgestattet ist. Aber auch andere Bettler gehen mit der Zeit – und akzeptieren inzwischen bargeldlose Spenden.

So wie Strassenmusikant «Güggu». Viele Berner kennen den «Bärner Troubadour» und seinen Hund aus dem Tram. Neu nimmt er allerdings nicht nur Spenden in Form von Bargeld entgegen, sondern verweist auch auf seine Webseite. In Kürze soll es möglich sein, ihm dort via Twint Geld zu spenden.

bettler
Der «Bärner Troubadour» nimmt auch Spenden via Twint entgegen. - Screenshot Krach im Tram

Damit wird das Geld allerdings auch besser nachverfolgbar. Was bedeutet das für die Bettler – müssen sie ihre Einnahmen gar versteuern?

Beat Hintermann von der Universität Basel erklärt: «Wir behandeln in der Schweiz einen Franken gleich, egal in welcher Form er daherkommt.» Aber: «Die Sichtbarkeit dieser Franken ist natürlich unterschiedlich.» So hinterlasse Bargeld die kleinsten Spuren.

Experte rechnet mit «gewissem Ausmass an Steuerhinterziehung»

Der Experte weiss: «Theoretisch müsste man jeden Franken deklarieren. Genauso wie Serviceangestellte ihr Trinkgeld deklarieren müssen. Ich vermute aber, dass dies selten getan wird.»

Solange die Einnahmen eines Bettlers unterhalb des Steuerabzugs blieben, mache es aber auch keinen Unterschied, so Hintermann. Denn da müsse man ohnehin keine Einkommenssteuern zahlen.

Kartenlesegerät mit Kreditkarte
In der Stadt Bern hat sich ein Bettler mit einem Kartenlesegerät ausgerüstet. (Symbolbild)
Stadt Bern Bettler
Das Betteln ist im Kanton der Bundeshauptstadt erlaubt. Auf welche Art und Weise, spielt keine Rolle.
steuern
Elektronisches Geld lässt sich einfacher nachweisen als Münz. Müssen Bettler, die Kreditkarten akzeptieren, also Steuern zahlen? (Symbolbild)
steuern
Nau.ch hat bei einem Steuerexperten nachgefragt. (Symbolbild)

Andererseits: Der Steuerabzug unterscheide sich je nach Kanton. «Und es gibt ja auch sehr erfolgreiche Bettler. Sodass man wohl von einem gewissen Ausmass an Steuerhinterziehung ausgehen kann.»

Hintermann betont jedoch: «In der Praxis sind vermutlich aber nicht die von Bettlern umgangenen Einkommenssteuern wichtig.» Vielmehr führe das Nicht-Deklarieren von Einkommen zu höheren Sozialleistungen – sofern der Bettler diese bezieht.

Würden Sie einem Bettler per Twint oder Kreditkarte Geld spenden?

Ob ein Bettler, der Kreditkarten akzeptiert, Steuern bezahlt, hänge schliesslich von zwei Faktoren ab: «Von seinem finanziellen Erfolg und seiner Steuerehrlichkeit». Denn «die Kreditkartenunternehmen liefern die Daten ja nicht an die Steuerbehörde», so Hintermann.

Nicht zu vergessen sei aber, dass Bettler – wie wir alle – Steuern in der Form von Mehrwertsteuern bezahlen.

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