Nach Kritik: Insel entlässt Direktionspräsident Uwe E. Jocham

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Redaktion, Keystone-SDA

Bern,

Der Chef der Berner Inselgruppe, Uwe E. Jocham, muss gehen. Das gibt der Verwaltungsrat am Donnerstag in einer Medienmitteilung bekannt.

Inselspital
Das Inselspital steht in der Kritik, der Verwaltungsrat hat nun personelle Konsequenzen gezogen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Direktor der Inselgruppe sowie der Direktor Medizin müssen gehen.
  • Der Verwaltungsrat ist überzeugt, dass es eine neue Unternehmensspitze brauche.
  • Zuletzt gab es laute Kritik am Inselspital und der Führung.

Die Insel Gruppe trennt sich von Direktor Uwe E. Jocham und dem medizinischen Direktor Urs P. Mosimann. Interimistisch übernehmen Christian Leumann und Bernhard Pulver die Leitung der Spitalgruppe, wie sie am Donnerstagabend bekannt gab.

Uwe E. Jocham.
Nicht mehr im Inselspital in Bern: Direktionspräsident Uwe E. Jocham. - zvg

Er sei überzeugt, dass es für die nächste Etappe eine Unternehmensspitze brauche, welche die Mitarbeitenden und insbesondere das Kader hinter sich zu vereinen und zu motivieren verstehe, teilte der Verwaltungsrat der Insel Gruppe in einem Communiqué mit.

Laute Kritik an Betriebs- und Kommunikationskultur

Die Insel Gruppe stand zuletzt unter anderem wegen ihrer Kommunikations- und Betriebskultur in der Kritik. Diese Kritik hatte in den letzten Monaten zugenommen.

Zwischen der Spitalleitung und einem Teil der Belegschaft taten sich schon länger Gräben auf. Diese wurden von der Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Bernischen Grossen Rates untersucht. In ihren im Februar veröffentlichten Abklärungen kam die GPK zum Schluss, dass die Widerstände und die Unzufriedenheit der Insel-Belegschaft unter anderem eng mit den laufenden Umstrukturierungen verbunden waren.

Kritik übte die GPK auch an der Kommunikation der Spital-Leitung. Die Insel-Leitung habe Fehler begangen habe, die das Vertrauen des Personals massiv beeinträchtigt hätten.

Verlust trotz Sparmassnahmen

Insel-Direktor Jocham verfolgte hochgesteckte Ziele und verordnete dem Unternehmen zahlreiche Spar- und Umstrukturierungsmassnahmen. Die GPK hielt aber auch fest, dass die Spitalgruppe nach der Einführung der Fallpauschalen gar nicht darum herum gekommen sei, das Unternehmen strukturell und finanziell neu aufzustellen.

Dennoch war im März bekanntgeworden, dass die Gruppe im Jahr 2023 einen Konzernverlust von 112,7 Millionen Franken geschrieben hatte.

Jetzt gehe es darum, das Potenzial des neuen Klinikinformations- und Steuerungssystems und des neuen Hauptgebäudes bestmöglich auszuschöpfen, schrieb die Gruppe am Donnerstagabend. Ebenso will sie die Organisation weiterentwickeln und die künftige Unternehmensstrategie gemeinsam umsetzen.

Leumann hört an der Uni früher als geplant

Bis eine neue Leitung der Direktion gefunden ist, setzt der Verwaltungsrat eine Interimsführung ein. Diese besteht aus Christian Leumann und Bernhard Pulver. Leumann ist Rektor der Universität Bern, Pulver der Verwaltungsratspräsident der Insel Gruppe.

Leumann werde sein Amt als Rektor der Universität Bern per 15. Juni und damit 6 Wochen früher als geplant abgeben, hiess es weiter. Gleichzeitig tritt Leumann als Mitglied des Verwaltungsrates der Insel Gruppe zurück.

Uwe E. Jocham war seit Anfang 2018 Direktor der Insel Gruppe, Urs P. Mosimann seit Mitte 2017 als Direktor Medizin und stellvertretender Direktionspräsident der Insel Gruppe tätig.

Kommentare

User #4078 (nicht angemeldet)

Hoffentlich wird dann bald wieder zum Wohle der Patienten und nicht für die Finanzen entschieden. So kannten es die Patienten der Insel noch lange Zeit nachdem in anderen Spitälern ( z.B. USZ) schon längst Druck in Richtung kostspieligen Eingriffen und OPs gemacht wurde.

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