Nachbarn schäumen wegen «Gschmier» auf Häusern
Immer wieder werden Bahnhöfe, Mauern oder eben auch Wohnhäuser mit Graffiti besprüht – vor allem in Städten. Einwohner ärgern sich.
Das Wichtigste in Kürze
- Nachbarn ärgern sich über Sprayereien in ihren Wohnorten.
- Gerade wenn es neue oder traditionelle Gebäude trifft, stösst das auf Entsetzen.
- So häufig die Sprayereien sind – sie sind kein Kavaliersdelikt. Drei Jahre Knast drohen.
Ob auf Mauern, an Bahnhöfen oder Wohnhäusern – gerade in urbanen Gebieten sieht man sie häufig: Sprayereien.
So auch in der Zürcher Stadt Wädenswil. Um Silvester herum haben Unbekannte das Stadthaus – ein traditioneller Altbau – besprüht.
Die Einwohner ärgern sich. «Tolle Deko», meint jemand zynisch und postet ein Foto der Sprayerei auf Facebook. «Oh du heiliger Himmel, was für ein Pi**el», witzelt ein anderer.
Stadtrat Daniel Tanner (SP) erklärt gegenüber Nau.ch, dass auch das Gebäude der Stadtpolizei betroffen war.
«Alle Sprayereien wurden kurz danach entfernt. Die Stadt hat Anzeige gegen unbekannt gemacht.»
«Immer dieses huere Gschmier!»
Auch in Bern sorgen solche Schmierereien für Ärger in den Quartieren. Ein Nau.ch-Leser schimpft: «Immer dieses huere Gschmier! Selbst vor schönen alten Häusern machen die Deppen keinen Halt.»
Täter sind unter anderem Fussball-Fans – das zeigt etwa das Leserfoto des Berners. «Xhaka» steht unter anderem jetzt auf dem alten Wohnhaus.
Ähnliche Bilder gaben im Herbst auch in Dübendorf ZH zu reden. FCZ-Fans verschandelten im Oktober Statuen, Häuser und den Bahnhof, wie die Lokalzeitung «Glattaler» schrieb.
Doch auch politische Statements werden gerne aufgesprüht. Im Jahr 2018 bei einer Antifa-Demo fiel gar der historische Käfigturm in der Berner Altstadt Sprayern zum Opfer.
Graffiti verursacht hohe Sachschäden
Eine Zunahme verzeichnen die Kantone zwar aktuell nicht, wie eine Umfrage von Nau.ch unter Deutschschweizer Polizeien zeigt.
Doch das «Gschmier» kostet jedes Jahr viel Geld.
«Es kann zu sehr hohen Schadenersatzforderungen kommen», erklärt Andrina Vögeli von der Stadtpolizei Winterthur bei Nau.ch.
Die durchschnittlichen Kosten der Graffiti-Schäden, die bei der Axa gemeldet werden, betragen 1'500 Franken. Das teilt die Versicherung auf Anfrage mit.
Laut der Versicherung Helvetia ist pro Sprayerei «durchaus mit Kosten von 1000 Franken und mehr zu rechnen».
Wie hoch der Schaden ist, sei von verschiedenen Faktoren abhängig. Etwa «die Grösse der Sprayerei, den Untergrund, das Material und so weiter».
Über 2100 Fälle in Zürich, 3200 in Bern
Und die Kosten summieren sich: Laut der aktuellsten Kriminalstatistik gab es 2023 schweizweit 38'834 Fälle von Sachbeschädigungen. Wie viele davon Schmierereien und Sprayereien waren, ist nicht bekannt.
Doch diverse Kantone weisen das in ihren jeweiligen Kriminalstatistiken konkret aus.
Zürich zum Beispiel meldete 2023 über 2100 Fälle von Graffiti oder Sprayereien. Im zweitgrössten Kanton Bern waren es sogar mehr als 3200.
Die Nau.ch-Umfrage ergibt zudem: Bahnhöfe, Unterführungen, Kreuzungen, Brücken oder Autobahnraststätten sind bei Sprayern besonders beliebt.
Bis zu drei Jahre Knast drohen
Obwohl sie so häufig vorkommen – Sprayereien sind in der Schweiz kein Kavaliersdelikt. Laut der Stapo Winterthur droht Täterinnen und Tätern bis zu drei Jahre Haft.
Doch sie auch zu erwischen, ist nicht immer einfach. «Zur Täterschaft gibt es meist kaum Hinweise. Sie hinterlassen, ausser der Schmiererei, wenig Spuren», heisst es bei der Kantonspolizei Thurgau auf Anfrage.
«Anzeigen gegen Unbekannt sind deshalb an der Tagesordnung. Die Erfolgsaussichten, die Täter zu fassen, sind gering.»
Die Sprayer-Banden sind zudem «gut organisiert», wie der Berner Hauseigentümerverband Casa Blanca verlauten lässt. Auch das führe dazu, dass die Täterschaft «leider relativ selten» erwischt wird.
Trotzdem sind gewisse Chancen vorhanden: «Es kommt immer wieder vor, dass man die Sprayerinnen und Sprayer erwischt», berichtet Vögeli von der Stapo Winterthur.
«Danach wird geprüft, ob noch andere Graffiti von der Person stammen und es gibt ein Strafverfahren.»
Junge Sprayer verurteilt – Haft gibt es nicht
Erst vor wenigen Tagen wurden im Kanton Aargau zwei Männer Anfang 20 verurteilt.
Die Täter hatten laut der «Aargauer Zeitung» unabhängig voneinander an verschiedenen Orten «GCZ»-Schmierereien hinterlassen.
Hinter Gitter müssen sie jedoch nicht. Stattdessen gab es in beiden Fällen Geldstrafen, in einem nur eine bedingte. Beide mussten zudem Bussen zahlen.