Nau erklärt Ostern: Die Kreuzigung am Karfreitag
Am Karfreitag gegen 15 Uhr starb Jesus am Kreuz. Wer wollte vor Ostern seinen Tod – und warum? Könnte es sein, dass der Nazarener am Kreuz gar nicht verstarb?
Das Wichtigste in Kürze
- Am Karfreitag wurde Jesus ausgepeitscht und gekreuzigt. Er starb wohl gegen 15 Uhr am Nachmittag.
- Für die jüdische Führungselite war Jesus ein Aufrührer, der das Gleichgewicht mit den Römern stören könnte.
- Für die Römer beging Jesus mit seinem Messias-Anspruch ein Staatsverbrechen. Denn neue Könige bestimmt der Kaiser.
Die Geschichte von Ostern gleicht einem Krimi. Ostern ist ein Reigen aus Verrat, Rebellion – und Angst. Am Palmsonntag kam Jesus zusammen mit seinen Jüngern nach Jerusalem. Er brachte Ereignisse ins Rollen, die ihn noch vor Ablauf der Woche das Leben kosten würden.
Mitten in der Nacht von Donnerstag auf Freitag findet der Nazarener sich vor dem jüdischen Hohepriester Kaiphas wieder. Verraten von einem Vertrauten, muss er sich vor dem Rat der Oberpriester verantworten.
In den Tagen des Kaiphas ist der Hohepriester gleichzeitig auch der politische Führer der Juden. Es liegt in Kaiphas’ Verantwortung, die Gerichtsverhandlung zu leiten.
Für die jüdische Elite ist er ein Rebell
«Was sollen wir tun, denn dieser Mensch tut viele Zeichen? Wenn wir ihn so gewähren lassen, werden sie alle an ihn glauben. Die Römer werden kommen und sowohl unsere Stätte als auch unsere Nation wegnehmen.» Das soll er laut Johannes zu seinen Oberpriestern gesagt haben.
Für Kaiphas ist Jesus ein Aufrührer. Er wiegelt das jüdische Volk gegen die Römer auf. Er fürchtet Repressionen und Einmischung in jüdische Angelegenheiten.
Kaiphas beschliesst, den selbsternannten Gottes Sohn der Gotteslästerung schuldig zu sprechen und an die Römer zu übergeben. Denn nur sie durften das Urteil ausführen.
Für die Römer ein Staatsfeind
Für Pontius Pilatus, römischer Statthalter in Jerusalem, war Jesus Messiasanspruch tatsächlich ein Problem: Bei seinem Einzug hatten die Juden Jesus als «König von Isreal» begrüsst. Doch wer König wird, bestimmt der römische Kaiser. Diesen Titel für sich zu beanspruchen, kommt einem Staatsverbrechen gleich.
So kommt es, dass Jesus noch am gleichen Tag gerichtet wird. Am Kreuz – als Abschreckung für alle weiteren Aufständischen.
Vor Ostern auf dem Kreuzweg
Bevor Jesus den Kreuzweg beschreitet, bekommt er 40 Schläge mit der Lederriemenpeitsche. An ihrem Ende sind Eisen- und Knochenstücke angebracht. Die Peitsche macht aus dem Nazarener eine blut- und schmutzverkrustete Masse, aus der ganze Fleischstücke herausgerissen worden sind.
Dann binden Sklaven dem Sterbenden den Querbalken des Kreuzes über die Schultern. Die Prozession setzt sich in Gang. Wohl zur Mittagszeit, als die Sonne erbarmungslos vom Himmel brannte, werden Jesus Füsse an den Pfahl genagelt. Drei Stunden später ist der Mann, der für die einen Messias, für die anderen Rebell war, tot.
Hat Jesus Ostern überlebt?
Normalerweise trat der Tod am Kreuz erst nach etwa einem Tag ein. Bei Jesus Grablegung wurden zudem die Heil- und Wundkräuter Aloe und Myrrhe verwendet. Forscher stellten darum die These auf, Jesus habe die Kreuzigung in tiefster Ohnmacht überlebt.
Aus der Auferstehung würde dann eine Genesung. Und aus Ostern ein ganz anderes Fest.