Nazi-Stücke boomen in Schweizer Brockenhäusern
In der Schweiz werden viele Sammler-Objekte mit nationalsozialistischem Bezug angeboten. Derzeit ist die Nachfrage besonders hoch – auch aus Deutschland.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Brockenhäuser verdienen mit Nazi-Objekten viel Geld.
- Die Leute würden aktuell alles mit Hakenkreuz drauf kaufen, sagt ein Händler.
- In Deutschland sind solche Symbole verboten – viele zieht es deshalb in die Schweiz.
In Deutschland sind Nazi-Symbole grundsätzlich verboten. In der Schweiz sieht das anders aus. Unter anderem in Brockenhäusern sieht man zahlreiche Gegenstände mit Hakenkreuzen oder Hitler-Parolen.
Und das Geschäft mit den umstrittenen Objekten läuft, wie das «Tagblatt» berichtet. Ein Verkäufer aus dem Kanton Thurgau, der anonym bleiben will, sagt: «Derzeit kaufen die Leute alles, was ein Hakenkreuz draufhat.»
Deutsche kommen extra in die Schweiz
Der Händler bietet unter anderem Flaggen mit Reichsadler und Hakenkreuz an. Auch eine Box mit der Inschrift «Blut und Ehre» ist in der Ostschweizer Brocki zu haben. So lautete damals die Parole der Hitlerjugend. Er erhalte aktuell viele Anfragen zu solchen Stücken, sagt der Verkäufer.
Als Beispiel nennt er ein Schild der NSDAP, an dem viele Kunden Interesse zeigten. «Alle wollten wissen, was es denn koste. Nicht eine einzige Person fand es problematisch.» Schliesslich habe er damit einen sehr hohen Preis erzielt.
Das «Tagblatt» spricht noch mit weiteren Brockenhäusern in der Region, die ähnliche Gegenstände ausgestellt haben. Insbesondere bei Kunden aus Deutschland seien diese beliebt, sagt eine Verkäuferin, die ebenfalls anonym bleiben will.
Sie erklärt: «Viele Leute aus Deutschland wissen, dass wir derartige Gegenstände in der Schweiz mehr oder weniger legal verkaufen dürfen. Deshalb kommen sie hierher und reissen sich alles unter den Nagel, was sie finden können.»
Verkäufer: Kunden sind Sammler, keine Nazis
Angelo Rutz spricht hingegen offen über sein Geschäft in Sankt Margrethen. Er verkaufe in seinem Laden Geschichte, sagt er, es seien wertvolle Sammelstücke. Dinge wie Wehrmacht-Uniformen zu verkaufen, findet er nicht problematisch: «Alle Armeen haben ihre Uniformen, die Deutschen hatten nun mal die schönsten.»
Die Ansicht von Rutz: Nach 80 Jahren muss man solche moralische Bedenken einfach mal vergessen. Er selbst registriert allerdings aktuell keine höhere Nachfrage. «Die Kunden kommen immer», wird er vom «Tagblatt» zitiert. Seine Kunden würden sich zum Spass eine Fahne oder eine Hitler-Statue kaufen, sagt er.
Seine Kunden seien keine Nazis, sagt Rutz, denn die teuren Stücke seien vor allem für historisch interessierte Menschen interessant: «Hier sehen Sie keinen Skinhead oder Leute in Springerstiefeln. Hierher kommen vor allem Sammler, die etwas ganz Bestimmtes suchen.»
Anders sieht das der Schweizerische Israelitische Gemeindebund, wie Generalsekretär Jonathan Kreutner klarstellt: «Wir sind schockiert, dass es so etwas in der Schweiz gibt.» Es sei bedenklich, wenn solche Nazi-Gegenstände ausgestellt und verkauft werden.