Neue Mieter trifft die Zinserhöhung am härtesten
Die Referenzzinserhöhung dürfte vor allem Neumieter und Mieter, die in der Vergangenheit von Zinssenkungen profitiert haben, hart treffen, so eine Expertin.
Das Wichtigste in Kürze
- Nicht alle Mieterinnen und Mieter sind von der Referenzzinserhöhung gleich betroffen.
- Gemäss ZKB-Expertin Ursina Kubli muss rund die Hälfte mit einer Mieterhöhung rechnen.
- Besonders hart trifft es dabei Neumieter.
Mit der Anhebung des Referenzzinssatzes auf 1,5 Prozent können Vermieter ab jetzt den Mietzins anheben. Davon sind aber nicht alle Mieter gleich stark betroffen.
Denn die Mietzinserhöhung um bis zu drei Prozent ist nur zulässig, wenn die früheren Zinssenkungen an die Mieter weitergegeben wurden. Die Mietverträge müssen auf dem vorherigen Zinssatz von 1,25 Prozent basieren, um angepasst werden zu können.
Hälfte aller Mieter könnten betroffen sein
Das trifft viele hart. «Rund die Hälfte aller Mieter müssen in den kommenden Monaten mit einem Brief des Vermieters rechnen», schätzt Ursina Kubli. Laut der Leiterin Immobilienresearch bei der Zürcher Kantonalbank sei davon auszugehen, dass viele Vermieter in nächster Zeit aktiv werden.
Glück hat, wer auf dem Land lebt. «Bei schwer vermietbaren Objekten könnten sich manche Vermieter die Anpassung des Mietvertrages zweimal überlegen», erklärt Kubli. Denn: In ländlicheren Gegenden, wo die Nachfrage kleiner ist, dürften die Mieten weniger steigen, als in den Städten.
Zwei Kategorien von Mietern besonders betroffen
Am härtesten dürfte die Mieterhöhung laut Kubli zwei Kategorien von Mietern treffen. Einerseits jene, die in den vergangenen Jahren von einer Zinssenkung profitiert haben.
Dazu habe die ZKB Daten des Bundesamtes für Statistik (BfS) analysiert und entdeckt: «Zürcher Mieter haben die Mietzinssenkungen bei den vergangenen Senkungen des Referenzzinssatzes häufiger einfordert, beziehungsweise diese direkt vom Vermieter erhalten. Das wiederum bedeutet, dass sie eher mit einer Erhöhung rechnen müssen», erklärt Kubli.
Trotz dieser Erhöhung entwickle sich die Miete damit erst in Richtung des damaligen Mietniveaus. «Sie liegt häufig immer noch tiefer», so die Expertin.
Die Experten hätten zudem entdeckt, dass institutionelle Mieter im Vergleich zu Privaten die Mieten in der Vergangenheit eher gesenkt hätten. «Wer also einen institutionellen Vermieter hat, muss eher mit einer Erhöhung rechnen», erklärt die ZKB-Expertin.
Die zweite Kategorie der besonders stark Betroffenen umfasst die Neumieter. «Wer erst kürzlich eine Mietwohnung bezogen hat, hat im Mietvertrag ebenfalls einen Referenzzinssatz von 1,25», erklärt Kubli. «Diese Mieter konnten nicht von früheren Senkungen profitieren und zahlen stattdessen hohe Anfangsmieten.»
Mieter mit tiefem Einkommen stark gefordert
Sie warnt: «Diese Kategorie an Mietern könnte in Kombination mit einem tiefen Einkommen gefordert sein. Die Wohnausgaben in Prozent des Einkommens sind höher und das Potenzial für Sparmassnahmen bei den übrigen Ausgaben damit geringer. Mit den gestiegenen Nebenkosten sowieso.»
Die Teuerung endet aber nicht mit der jüngsten Anhebung – schon 2024 erwarten Experten einen weiteren Zinsschritt. In den nächsten fünf Jahren soll der Referenzzins voraussichtlich noch viermal steigen. «Allein dadurch ergibt sich ein Potenzial für Mieterhöhungen von gut 15 Prozent», so Kubli. Nur wenn die Inflation stärker nachlassen würde als erwartet, könnte sich die Zahl der Zinserhöhungen reduzieren.