Openair St. Gallen als grünstes Festival ausgezeichnet
Abfallberge, liegen gelassene Zelte und verlorene Gummistiefel. Ein alter Käse? Das Openair St. Gallen wurde als grünstes Festival Europas ausgezeichnet.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Openair St. Gallen gewinnt den «Green Operations Award».
- Europaweit unternehme das Festival am meisten für die Nachhaltigkeit.
- Die Festivalorganisatoren selber sagen: Es gibt trotzdem noch viel zu tun.
Sie erschrecken jährlich – Bilder von Zeltbergen auf leeren Festivalgeländen. Die Festivals gelten nicht als ausgesprochen umweltfreundlich. Und doch wird das Openair St. Gallen nun als grünstes Festival Europas ausgezeichnet.
Dies im Rahmen der European Festival Awards, quasi den Oscars der Festivalszene. Das Openair im Sittertobel sei seit Beginn weg in der nachhaltigen Festival-Arbeit ganz vorne mit dabei gewesen. Es habe Pionierarbeit geleistet, loben die Preisverleiher.
«Das ist Wahnsinn!», freut sich Festival-Sprecherin Nora Fuchs. Und doch tauchten in den vergangenen Jahren immer wieder Bilder vom Müllchaos noch vor Festivalbeginn auf.
Mit 1,5 kg Abfall pro Tag und Besucher schwingt das Festival im nationalen Vergleich oben mit. Besucher des Gurtenfestivals produzieren beispielsweise gemäss «SRF» 0,7 kg Abfall.
Openair St. Gallen muss 2500 Tonnen CO2 kompensieren
«Es geht darum, was wir für die Nachhaltigkeit tun, nicht die Menge Abfall», kontert Fuchs. «Seit 14 Jahren tun wir Jahr für Jahr mehr für die Umwelt.» So stehen jährlich Trash Heroes, also Abfall-Sammel-Helfer, im Einsatz. Zudem wird nur noch Öko-Strom auf dem Gelände genutzt.
Und: «Seit letztem Jahr sind wir klimaneutral.» Ein Novum in der Schweizer Festivallandschaft. Das Festival kompensiert mit Myclimate sämtliche CO2-Emissionen. Fuchs gesteht ein: «Wir kommen nicht ohne CO2-Emissionen aus, wenn man nur schon an die Anreise der Musiker und Besucher denkt.»
Letztes Jahr habe das Openair St. Gallen 2500 Tonnen C02 produziert. Im Gegenzug investiert das Festival in Klimaschutzprojekte. «Neu gehen drei Franken pro Ticket an solche Projekte, den Rest legen wir oben drauf.» Im 2019 waren dies rund 66'000 Franken gewesen.
Das Geld fliesst beispielsweise in einen Bodenfruchtbarkeits-Fonds im Bodensee-Umraum in der Schweiz und Nachbarländer. Oder ein Wiederaufforstungsprojekt in Nicaragua.
Was zahlt aber der Besucher für den Besuch am grünsten Festival? Die drei Franken seien im normalen Ticketpreis inbegriffen, so die Veranstalter. Der Anreiz soll nicht durch Extra-Zahlungen, sondern Depot-Systeme erfolgen.
Depot bei Geschirr und Zelten
Strikt verboten sind mittlerweile Alu und Glas auf dem Gelände, seit Jahren werden Mehrwegbecher benutzt.
Aber ohne finanzielle Anreize gehen diese nicht zurück. «Wir haben ein Depot-System mit sehr gutem Rücklauf», erklärt Fuchs. 95 Prozent gingen letztes Jahr zurück.
Dasselbe mit der Zelt-Schlacht auf den Festivalgeländen. Im Sitteltobel bezahlen die Besucher 20 Franken Depot, dafür wurden letztes Jahr 92 Prozent der Zelte wieder mitgenommen. Nur so erhalten sie das Depot zurück.
Dafür lobt Fuchs besonders die Besucher: «Wir stellen aber fest, dass auch bei Besuchern ein Umdenken stattfindet.» Und doch gäbe es noch einiges zu tun, trotz Auszeichnung zum grünsten Festival Europas.