Umweltskandal: Giftiger Schaum und Vertuschung am Bodensee
Der Verpackungskonzern Amcor vergiftete den Bodensee mit krebserregendem Löschschaum. Behörden wurden nicht informiert, der Umweltskandal zieht Kreise.

Am Bodenseeufer wurde giftiger Schaum aus einem Abwasserschacht entdeckt, der krebserregende Chemikalien enthielt. Die Substanzen stammen aus Löschschaum des Verpackungskonzerns Amcor in Goldach SG, wie «Aargauer Zeitung» berichtet.
Die Chemikalien gehören zur Gruppe der PFAS, die wegen ihrer Umweltgefahr auch als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet werden. Sie reichern sich in der Nahrungskette an und sind nicht abbaubar, so das «St. Galler Tagblatt».
Zwei Chemieunfälle mit gravierenden Folgen
Zwischen 2020 und 2021 ereigneten sich zwei schwere Chemieunfälle auf dem Gelände von Amcor. Dabei gelangten insgesamt 910 Kilogramm Löschschaum mit PFOS in die Goldach und weiter in den Bodensee.
Ein defekter Schieber der Meteorleitung war verantwortlich für die unkontrollierte Freisetzung der Chemikalien und führten zum Umweltskandal. Die Behörden wurden erst durch einen Fischereiaufseher alarmiert, das «St. Galler Tagblatt» machte den Unfall 2022 publik.

Interne E-Mails zeigen, dass Amcor den Austausch des verbotenen Löschschaums gezielt hinauszögerte. Der Kanton St.Gallen hatte eine Verlängerung der Übergangsfrist klar abgelehnt, wie das «Tagblatt» schreibt.
Nach den Unfällen entfernte Amcor den Löschschaum, informierte jedoch weder die Kläranlagen noch die Behörden über die giftigen Inhaltsstoffe. Dies erschwerte die Schadensbegrenzung erheblich.
Strafrechtliche Konsequenzen bleiben gering
Die St.Galler Staatsanwaltschaft verurteilte Amcor wegen Verstössen gegen das Gewässerschutzgesetz zu einer Geldstrafe von lediglich 5000 Franken. Zusätzlich musste der Konzern Entsorgungskosten in Höhe von 28'260 Franken zahlen.
Umweltaktivisten kritisieren diese Strafe als viel zu milde angesichts des Ausmasses der Verschmutzung. Der Bodensee ist Europas grösster Trinkwasserspeicher und versorgt Millionen Menschen mit Wasser, so «Vaterland».
Umweltskandal: Forderungen nach strengeren Massnahmen
Die St.Galler Regierung plant nun 13 Massnahmen zur Vermeidung zukünftiger Chemieunfälle. Dazu gehören strengere Kontrollen und höhere Strafen für Verstösse, wie «Süddeutsche Zeitung» berichtet.
Experten fordern zudem eine umfassende Untersuchung der langfristigen Folgen für die Umwelt und die Trinkwasserversorgung des Bodensees. Die Auswirkungen vom Umweltskandal bleiben bisher weitgehend unerforscht.