Orell Füssli

Orell Füssli zahlt trotz höchsten Buch-Preisen Mini-Löhne

Anna Baumert
Anna Baumert

Stadt St. Gallen,

Bei Orell Füssli müssen Kunden am meisten Geld für Bücher hinblättern. Derweil werden dem Personal laut einem Ex-Filialleiter «Hungerlöhne» gezahlt.

orell füssli
Orell Füssli hat in der Schweiz die höchsten Buchpreise. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Deutschschweiz hat Orell Füssli die höchsten Preise für Bücher.
  • Dabei streicht die Buchhandelskette hohe Margen ein.
  • Brisant: Um tiefe Löhne zahlen zu können, werden oft Quereinsteiger eingestellt.

Wer in der Deutschschweiz Bücher kaufen will, muss bei Orell Füssli am tiefsten in die Tasche greifen.

Ein Beispiel: der Roman «Seinetwegen» von Zora del Buono, der den Schweizer Buchpreis 2024 erhalten hat.

Bei Orell Füssli kostet das Buch 34,90 Franken – bei Ex Libris sind es 27,50 Franken. Noch mal deutlich billiger ist es bei Amazon.

Die deutsche Thalia ist die Muttergesellschaft von Orell Füssli, die meisten Bücher können von ihr zu günstigen Konditionen erworben werden. Das Ganze läuft ohne Zwischenhändler in der Schweiz.

Davon profitiert die Kundschaft jedoch nicht.

Margen «zwischen 45 und 65 Prozent»

«Die Bücher sind massiv überteuert», sagt ein ehemaliger Filialleiter aus St. Gallen gegenüber dem Konsumentenmagazin «Saldo».

«Orell Füssli hat Bruttomargen, die im Schweizer Handel ihresgleichen suchen – zwischen 45 und 65 Prozent.»

Derweil würden den Mitarbeitern nur «Hungerlöhne» gezahlt. «Die Saläre liegen beispielsweise deutlich unter den Mindestlöhnen von Aldi und Lidl», packt der Ex-Filialleiter aus.

Wegen der tiefen Löhne werde «händeringend nach Quereinsteigern» gesucht. Oftmals würden ehemalige Zahnarztgehilfinnen oder Büroangestellte eingestellt.

Sie absolvieren statt einer dreijährigen Buchlehre ein sechs Monate dauerndes Trainee-Programm.

Ungelernte bekommen 3970 Franken im Monat

Orell Füssli bestätigt dem Magazin, dass in der Filiale Rösslitor und im Laden am Bahnhof St. Gallen nur 11 von 28 Verkäuferinnen und Verkäufern eine dreijährige Buchhändlerlehre abgeschlossen haben.

Bei den restlichen Angestellten handle es sich um Personen mit KV-Abschluss oder Quereinsteiger.

Die Trainees bei Orell Füssli erhalten in den ersten drei Jahren meist den Mindestlohn für Ungelernte – nämlich 3970 Franken.

Nach der Lehre liegt der Lohn gemäss Gesamtarbeitsvertrag bei 4275 Franken im Monat.

Zum Vergleich: Bei Aldi liegt der Mindestlohn eigenen Angaben zufolge bei mindestens 4700 Franken brutto pro Monat.

Bewerber brachen wegen Lohn Gespräche ab

Der ehemalige St. Galler Filialleiter berichtet: «Der Lohn war bei den Mitarbeitergesprächen immer das grosse Thema.»

Als die Buchhandelskette Lüthy vor zwei Jahren einen Laden in der Stadt eröffnete, verlor er viele Mitarbeitende.

«Die Wahrheit ist: Sie verdienen besser bei Lüthy», erklärt der Ex-Filialleiter, der heute nicht mehr in der Branche arbeitet.

Kaufst du oft Bücher bei Orell Füssli?

Auch bei Bewerbungsgesprächen sei der Lohn ein Streitpunkt gewesen. Viele Bewerber hätten das Gespräch bei Orell Füssli vorzeitig abgebrochen. «Weil sie die Höhe des angebotenen Lohnes schlicht als unangemessen betrachteten.»

Orell-Füssli-Sprecher Alfredo Schilirò sagt dazu zum Konsumentenmagazin: «Wir definieren uns nicht über den günstigsten Preis, dieses Feld überlassen wir den Discountern.»

Kommentare

User #2693 (nicht angemeldet)

Die Firma ist für mich gestorben. Aggresive und nervende Werbung, teuer, Zusammenarbeit mit mehr als zweifelhaften “Zahlungsanbietern”

User #772 (nicht angemeldet)

🤘Den ganzen Tag herumstehen und wenn es hoch kommt 10 Kunden bedienen.. Nennt man sowas Arbeit? 😛

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