Pandemie verzögert Gleichstellungs-Fortschritt um eine Generation
Die Gleichstellung von Frauen und Männern wurde gemäss Gleichstellungsindex im Corona-Jahr deutlich verzögert. Die Schweiz konnte sich allerdings verbessern.
Das Wichtigste in Kürze
- Durch die Corona-Situation wurde der Weg zur Geschlechter-Gleichstellung steiniger.
- Über eine Generation mehr soll nun gemäss WEF die Zeit bis zur Gleichberechtigung dauern.
- Die Schweiz schafft es im Gleichstellungsindex 2021 neu in die Top 10.
Das Corona-Jahr 2020 hat die Gleichstellung von Frauen und Männern um Jahrzehnte zurückgeworfen. Das geht aus dem Gleichstellungsindex des WEF hervor. Die Schweiz verbesserte sich allerdings deutlich und stieg in die Top Ten auf.
Die Zeit, die benötigt wird, um die Gleichberechtigung zu erreichen, wurde durch die Covid-19-Pandemie um mehr als eine Generation verlängert. Das schreibt das Weltwirtschaftsforum (WEF) in der am Mittwoch veröffentlichten Studie.
135, 6 Jahre bis zur Gleichstellung
Schon 2019 rechnete das WEF damit, dass es bei gleichbleibenden Trends 95 Jahre bis zu Gleichstellung dauern würde. Nach den verheerenden Entwicklungen des Corona-Jahres sind es nun 135,6 Jahre.
Frauen seien weiter mit Hürden im Wirtschaftsleben und bei der politischen Beteiligung konfrontiert. Es bleibe für viele eine Herausforderung, mit Familie im Berufsleben zu bleiben.
Mehr Investitionen in Pflege gefordert
Die Pandemie habe Frauen besonders getroffen, weil sie überdurchschnittlich in Branchen tätig seien, die von Einschränkungen betroffen gewesen seien. Das schreibt das WEF. Zudem seien Haushalt sowie Kinder- oder Seniorenbetreuung überproportional an Frauen hängen geblieben.
Deshalb seien mehr Investitionen im Pflegebereich nötig. Die Politik müsse sicherstellen, dass Männer und Frauen gleichermassen Pflegeaufgaben übernehmen könnten. Es müsse mehr Weiterbildung für Frauen im mittleren Abschnitt ihrer Karriere geben. Zudem brauche es Vorgaben, die Diskriminierung bei Anstellung und Beförderung verhindern.
Skandinavien an der Spitze, Schweiz neu in Top 10
Zum zwölften Mal in Folge blieb Island an der Spitze der weltweiten Rangliste der Geschlechtergleichheit. Dahinter folgen Finnland, Norwegen, Neuseeland und Schweden, dann Namibia, Ruanda, Litauen und Irland. Litauen machte dabei einen Riesensprung vom 25. Rang im letzten auf den 8. Rang in diesem Jahr.
Die Schweiz vervollständigt die Top 10 und verbesserte sich damit um acht Plätze. Dieses Ergebnis ist insbesondere auf Fortschritte auf politischer Ebene und auf die Erhöhung der Anzahl ins Parlament gewählter Frauen zurückzuführen.
Bei der beruflichen Teilhabe und den wirtschaftlichen Chancen hat die Schweiz noch Nachholbedarf. In dieser Kategorie fällt sie um fünf Plätze auf Rang 39. Der Bericht verweist auf die geringe Zahl weiblicher Führungskräfte. Hinzu kommt, dass viel mehr Frauen als Männer in Teilzeit arbeiten und die unzureichende Dauer von Mutter- und Vaterschaftsurlaub.
Bei der Bildung liegt die Schweiz auf Platz 80, bei der Gesundheit auf Platz 128.