PFAS-Giftstoffe: Fleischverkaufsverbot könnte erst der Anfang sein
Wegen zu hoher PFAS-Werte dürfen fünf Bauernbetriebe in St. Gallen ihr Fleisch nicht mehr verkaufen. Nun will der Bund weitere Lebensmittel prüfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Fleisch von St. Galler Bauern waren die PFAS-Werte zu hoch.
- Die Behörden verhängten deshalb ein Verkaufsverbot.
- Jetzt will der Bund auch andere Lebensmittel auf PFAS testen.
Mehrere Bauern im Kanton St. Gallen dürfen ihr Fleisch ab sofort nicht mehr verkaufen. In ihren Produkten wurden zu hohe PFAS-Werte festgestellt. Die Behörden stoppten daraufhin sofort den Vertrieb der Lebensmittel.
Bislang vom Verkaufsverbot betroffen sind fünf Betriebe. Doch weitere könnten folgen. Denn der Bund will nun auch andere Lebensmittelgruppen auf PFAS untersuchen, wie SRF berichtet.
Grenzwerte auch für weitere Lebensmittel nötig?
Seit dem 1. August gelten in der Schweiz PFAS-Grenzwerte für Fleisch, Fisch und Eier. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) prüft jetzt, ob die Grenzwerte auch für weitere Lebensmittel nötig sind.
«Zusammen mit den Kantonen sammeln wir Belastungen in weiteren Lebensmittelgruppen», erklärt BLV-Vizedirektor Michael Beer gegenüber SRF. Und weiter: «Sobald wir diese Daten haben, werden wir weitere Massnahmen, wie beispielsweise Höchstwerte festlegen.»
Der Kanton St. Gallen war der erste, der PFAS-Ergebnisse präsentierte. In den anderen Kantonen werden die Tests ebenfalls noch durchgeführt. Heisst: Es ist davon auszugehen, dass weitere Betriebe von einem Fleischverkaufsverbot betroffen sein dürften.
PFAS können für Menschen ein Gesundheitsrisiko sein
«Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen» (PFAS) werden seit Jahrzehnten industriell genutzt. Der Stoff kommt beispielsweise in wasserabweisenden Regenjacken und teflonbeschichteten Bratpfannen vor.
Doch die Chemikalien gelangen eben auch in die Umwelt. Die Behörden in St. Gallen vermuten, dass die erhöhten PFAS-Werte in den Böden auf Klärschlamm zurückzuführen sind. Damit wurden bis 2006 noch Felder gedüngt.
Obwohl PFAS für den Menschen ein mögliches gesundheitliches Risiko darstellen, sieht der Bund zurzeit keine akute Gefahr. Aber: «Bei den langfristigen Folgen gibt es noch viele Fragezeichen. Deshalb muss man die Aufnahme der PFAS-Stoffe möglichst reduzieren», so Beer.
Auch Martin Scheringer, Umweltchemiker der ETH Zürich, äussert seine Bedenken. PFAS-Stoffe seien ein grosses Problem, weil sie sich anreichern und nicht abgebaut werden können. Eine zu hohe Konzentration im menschlichen Körper könne Schäden an Leber, Nieren sowie Schilddrüsen verursachen. Auch Krebs werde durch die Chemikalie gefördert.
Scheringer betont aber auch: «Diese Effekte treten erst auf, wenn die Stoffe über längere Zeit aufgenommen werden.»