Pflicht zum Homeoffice bringt keine grosse Veränderung

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

Zürich,

Homeoffice ist und bleibt weiterhin Pflicht. Neue Zahlen zeigen aber, dass kaum mehr Menschen von zuhause aus arbeiten als vor der Corona-Pandemie.

Telearbeit homeoffice
Eine Person arbeitet im Homeoffice. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz Homeoffice-Pflicht hat der Anteil der Heim-Arbeit nur geringfügig zugenommen.
  • Nur 50,9 Prozent der Erwerbstätigen sind mehr als einen halben Tag pro Woche zuhause.
  • Geringverdiener und Frauen arbeiten besonders selten im Homeoffice.

Aktuell steht in der Corona-Verordnung des Bundes: «Homeoffice ist in allen Bereichen Pflicht, in denen es ohne unverhältnismässigen Aufwand möglich ist zu Hause zu arbeiten.»

Demnach bleiben alle Schweizerinnen und Schweizer, welche zu Hause arbeiten können, daheim. Oder etwa nicht?

Arbeiten Sie im Homeoffice?

Volle Busse, Gedränge an den Bahnhöfen, hohes Verkehrsaufkommen zu Stosszeiten: Das derzeitige Strassenbild suggeriert aber etwas anderes, als man es von einem verpflichtenden Homeoffice erwarten würde.

Jetzt belegt eine neue Studie des Vergleichsportals «Comparis»: Der Anteil des Homeoffice ist seit dem Coronavirus nur unwesentlich angestiegen.

Nur 50 Prozent im Homeoffice

Für eine heute Montagmorgen veröffentlichte Studie befragte Comparis rund 1000 Personen. Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage: 50,9 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten mehr als einen halben Tag pro Woche zuhause.

Das sind gerade einmal 9 Prozent mehr als im Vorkrisen-Jahr 2019. Der Anteil derer, die mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit zuhause sind, stieg um 16 Prozentpunkte auf 37,3.

Coronavirus Homeoffice Comparis Studie
Es befinden sich mehr Menschen im Homeoffice als vor der Pandemie des Coronavirus. Der Unterschied ist jedoch verhältnismässig gering. - Comparis

«Diese Zahlen belegen, dass nach wie vor viele zur Arbeit pendeln», erklärt Comparis-Immobilienexperte Frédéric Papp. Dies zeige sich auch im Mobilitätsmonitoring: Arbeitnehmer legen deutlich grössere Strecken zu Arbeitszwecken zurück als während des ersten Lockdowns.

Damals pendelten aufgrund des Coronavirus deutlich weniger Menschen, obwohl keine Homeoffice-Pflicht galt.

Frauen und Geringverdiener seltener im Homeoffice

Überhaupt kein Homeoffice machen gemäss der Comparis-Studie 45,9 Prozent der Erwerbstätigen – vor der Pandemie waren es 51,6 Prozent.

Zwischen den Bevölkerungsgruppen bestehen grosse Unterschiede: 53,7 Prozent der Geringverdiener bis 4000 Franken arbeiten weiterhin auswärts. Bei den Personen mit einem Einkommen über 8000 Franken sind es gerade einmal 35,5 Prozent.

homeoffice
Eine Frau bei der Arbeit im Homeoffice. Das Coronavirus hat Auswirkungen auf diverse Bereiche des Lebens. Foto: Sebastian Gollnow/dpa - dpa-infocom GmbH

Ausserdem arbeiten Männer häufiger im Homeoffice als Frauen: Während 51,9 Prozent der Männer zuhause bleiben können, sind es nur 40,4 Prozent der erwerbstätigen Frauen.

«Frauen arbeiten im Vergleich zu Männern eher in Teilzeit und in Berufen, die eine physische Präsenz erfordern», begründet Papp.

In Deutschland deutlich mehr im Homeoffice

Es zeigt sich, dass die Homeoffice-Verordnung des Bundesrats aufgrund des Coronavirus nur einen geringen Einfluss hat. Diese lässt den Unternehmen auch viel Spielraum.

Beim Wirtschafts-Staatssekretariat SECO heisst es lediglich: Arbeitgeber seien um Homeoffice verpflichtet, «wo dies aufgrund der Art der Aktivität möglich und mit verhältnismässigem Aufwand umsetzbar ist.»

Coronavirus
Zur Eindämmung des Coronavirus gilt seit Anfang November in Österreich die Zertifikatspflicht am Arbeitsplatz. - Keystone

Die Formulierung lässt den Unternehmen grossen Interpretations-Spielraum.

Im Vergleich zu Deutschland, wo ebenfalls eine Homeoffice-Pflicht gilt, bleibt die Heim-Arbeit wenig verbreitet.

Dies belegt eine kürzlich veröffentlichte Studie der Zürcher Kantonalbank: Demnach verbringen deutsche Arbeitnehmer seit Pandemie-Beginn durchschnittlich fast drei Tage pro Woche zuhause. In der Schweiz sind es lediglich eineinhalb Tage.

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