Pierin Vincenz

Pierin Vincenz: Gerichtsverfahren wird am Freitag fortgeführt

Der dritte Tag des Prozesses gegen Pierin Vincenz ist zu Ende. Der Verteidiger des Mitangeklagten Ferdinand Locher fordert einen Freispruch in allen Punkten.

Pierin Vincenz
Pierin Vincenz kurz vor dem Prozessbeginn am Dienstag, 25. Januar. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am dritten Tag des Vincenz-Prozesses führte die Staatsanwaltschaft ihr Plädoyer fort.
  • Die Verteidigung des Mitangeklagten Ferdinand Locher fordert einen Freispruch.
  • Morgen Freitag geht der Monster-Prozess in die nächste Runde.

Der dritte Prozesstag rund um den ehemaligen Raiffeisenchef Pierin Vincenz ist zu Ende. Einerseits hielten die drei Staatsanwälte ihre Plädoyers. Oliver Labhart fordert für Pierin Vincenz und Kollege Beat Stocker eine Freiheitsstrafe von 6 Jahren. Andererseits sprachen die Privatklägerinnen Aduno (heute Viseca) und die Raiffeisen-Bank vor. Ihr Plädoyer deckte sich grösstenteils mit jenen der Staatsanwaltschaft.

Zum Schluss kam der Verteidiger von dem Mitangeklagten Ferdinand Locher zur Wort. Gegen ihn wird eine teilbedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten gefordert. Lochers Anwalt konnte sein Plädoyer nicht beenden, er fordert jedoch einen Freispruch in allen Punkten. Am Freitag um 8.15 Uhr wird der Prozess weitergeführt.

Pierin Vincenz
Ex-Raiffeisenchef Pierin Vincenz. - Keystone

18.31: Das Plädoyer würde laut noch rund eine Stunde gehen, so Wernli laut «Blick». Darum spricht sich der Richter für eine Pause aus. Der Verteidiger von Locher kommt in der Folge direkt zu seinen Anträgen und fordert einen Freispruch in allen Punkten. Für zwei tage Haft und Anwaltskosten werde eine Entschädigung von 5000 Franken gefordert.

Der Prozess wird am Freitag ab 8.15 Uhr fortgeführt.

17.56: Ferdinand Locher war Hauptaktionär der Firma Eurokaution. Hierbei handelt es sich um eine der Firmen, an denen sich Vincenz und Stocker heimlich beteiligt haben sollen, berichtet der «Tagesanzeiger». Sein Anwalt Wernli erklärt, dass Locher grundsätzlich Gelegenheiten für Geschäfte suche.

Die Staatsanwaltschaft würde die Fakten mit falsch darstellen. Stocker und Vincenz hätten das Fussballstadion «Arena Thun» nicht gekauft. Locher habe lediglich einen Maklervertrag abgeschlossen, was strafrechtlich nicht verboten sei. Ebenso die Annahme von Provisionen sei nicht strafbar.

Ausserdem habe Locher zu keinem Zeitpunkt Informationen verheimlicht. Ebensowenig habe er das Aktienbuch verändert. Zu etlichen Treffen sei er gar nicht eingeladen worden.

Raiffeisen
Raiffeisens Notfallplan wird von Finma bemägelt. - Keystone

17.18: Der Raiffeisen-Anwalt hat sein Plädoyer um 17 Uhr beendet. Inhaltlich deckte sich dieses mehr oder weniger mit jenem des Staatsanwalts. Nun spricht der Verteidiger von Ferdinand Locher, Jürg Wernli. Er ist Immobilienunternehmen aus dem Berner Oberland. Er wurde bekannt als Stadioninvestor beim FC Thun. Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn eine teilbedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten. Ebenso wird eine Ersatzforderung von 1,8 Millionen Franken gefordert.

16.47: Der Prozess geht weiter, der Raiffeisen-Anwalt führt sein Plädoyer fort. Wie «Blick» berichtet, sitzt anstelle des Anwalts von Beat Stöcker nun eine Anwältin aus derselben Kanzlei. Was dies für Auswirkungen auf den Prozess hat, bleibt vorerst unklar.

16.05: Generell ähnelt das Plädoyer der Raiffeisen sehr an jenes der Staatsanwaltschaft. Auch Urs Feller bringt viele Beweismittel hervor. Da die Aufmerksamkeit allerdings langsam abnimmt, gibt es eine Pause bis 16.30 Uhr.

15.13: Das Wort geht an den Anwalt der Raiffeisenbank, Urs Feller. Er schliesst sich dem mehrstündigen Plädoyer der Staatsanwaltsschaft vollends an, wie «Blick» schreibt.

Weiter führt er an, dass Vincenz genau gewusst habe, dass private Beteiligungen dem Verwaltungsrat offengelegt werden müssen. Als Beispiel nennt er eine Finanzierung eines Skilifts in Andiast GR.

Raiffeisen
Die Raiffeisen ist eine der Privatklägerinnen rund um den Fall Pierin Vincenz. - Keystone

Seinerzeit sei Pierin Vincenz in den Ausstand getreten. Dies, weil er keinen Interessenkonflikt riskieren wollte. Denn der Angeklagte hatte eine Ferienwohnung sowie familiäre Beteiligungen an den Bergbahnen.

«Vincenz Ausrede, dass er damals noch unerfahren war und nicht wusste, dass man Beteiligungen an anderen Firmen dem Verwaltungsrat mitteilen muss, ist eine Schutzbehauptung», betont Feller.

15.07: Marc Engler kommt zum Schluss seines Plädoyers. Sein Fazit: «Es zeigt sich, dass Vincenz und Stocker bei den Deals mit Commtrain, Eurokaution und GCL in einem Interessenskonflikt standen», zitiert «Blick» den Anwalt.

«Die Beschuldigten beteiligten sich stets heimlich an den Transaktionen, nahmen auf beiden Seiten des Verhandlungstisches teil und verheimlichten ihren Interessenskonflikt gegenüber Aduno stets. Im Verwaltungsrat immer für ihre eigenen Interessen.»

SCHWEIZ RAIFFEISEN VINCENZ PROZESS
Der ehemalige Raiffeisenchef Pierin Vincenz (r), Beat Stocker (2.r) und Bezirksrichter Sebastian Aeppli (l) beim Raiffeisen-Prozess. - Keystone

14.43: Nun kommt Marc Engler zum Verkauf der Genève Credit & Leasing (GCL), womit auch der mitangeklagte Genfer Unternehmer ins Spiel kommt. Auch seine Firma wurde durch die Aduno (heute Viseca) aufgekauft.

Der Deal fand nach langer Absprache mit Vincenz und Stocker statt – das beweisen mehrere E-Mails, so der «Tages-Anzeiger». Ein ähnliches Szenario skizziert Engler für die Übernahme von Eurokaution.

13.37: Und weiter geht es mit dem Prozess. Auf der Agenda stehen die Plädoyers der Privatklägerinnen. Allen Anfang macht die Kreditkartengesellschaft Aduno (heute Viseca).

Pierin Vincenz war dort Verwaltungsratspräsident und Beat Stocker operativer Chef, später Verwaltungsrat. Durch ihre Tätigkeit im Unternehmen waren sie auch bei der Übernahme von Commtrain involviert.

Aduno
Das Logo der Aduno Gruppe (heute Viseca). - Keystone

Eine weitere Person bringt Aduno-Anwalt Marc Engler ins Spiel – und zwar Beat Barthold. Er diente als «Strohmann» und galt als «ein treuer Soldat für Stocker». Der Grund: Er hatte stets dafür gesorgt, dass die Aktionäre Vincenz und Stocker unentdeckt blieben, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Wäre dies nicht so gewesen, wäre der Deal nie über die Bühne gegangen.

Aduno macht zusammen mit der Privatklägerin Raiffeisen die beiden Hauptangeklagten für einen Schaden von insgesamt 25 Millionen Franken verantwortlich. Dieses Geld fordern sie nun zurück.

Pause bis 13.30 Uhr

11.57: Staatsanwalt Oliver Labhart liest den Antrag zum Strafmass vor. Demnach sollen Pierin Vincenz und sein Kollege Beat Stocker zu einer Freiheitsstrafe von 6 Jahren verurteilt werden. Ihnen werde gewerbsmässiger Betrug und mehrfache aktive sowie passive Bestechung vorgeworfen.

«Der Beschuldigte Vincenz verfügte über eine starke Machtposition», zitiert der «Tages-Anzeiger» den Ankläger Labhart. «So konnte er die Transaktionen in die richtigen Bahnen lenken. Und er habe es geschafft, das Vertrauen von wichtigen Personen zu gewinnen und auszunutzen.» Stocker hingegen sei das «Hirn der Transaktionen» gewesen, so der Staatsanwalt. Dabei habe er Vincenz' Doppelspiel geradezu perfektioniert.

Beim Mitangeklagten Peter Wüst verzichtet die Staatsanwaltschaft auf die geforderte Strafe.

11.26: Nun übernimmt wieder Staatsanwalt Oliver Labhart. Sein Themenpunkt: Eurokaution. Bevor es zur Übernahme der Firma durch Aduno (heute Viseca) kam, seien Vincenz und Stocker beinahe aufgeflogen, heisst es.

«Statt ihre Aktienstellung wie immer diskret und geheim zu behandeln, liessen sie ihr Investmentvehikel ReImagine ins Aktienregister von Eurokaution eintragen», schreibt «watson». Stocker bemerkte den Fehler und fälschte das Aktienbuch – unter anderem durch Rückdatierungen.

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Der Mitangeklagte Beat Stocker wiederum ging wegen seiner Erkrankung am Stock. - Keystone

Vincenz bestreitet bislang, je an Eurokaution beteiligt gewesen zu sein oder etwas von deren Gewinn gehabt zu haben. Doch auch dies kann die Staatsanwaltschaft mit Beweisen widerlegen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt,

Der Mitangeklagte Ferdinand Locher etwa soll folgende Nachricht an Stocker geschrieben haben: «Kommt Pierin auch?» «Nein», antwortet Stocker. «Aber er ist voll involviert.»

Sollte der ehemalige Raiffeisenchef Pierin Vincenz verurteilt werden?

11.10: Nach der Pause führt der Staatsanwalt Marc Jean-Richard-dit-Bressel sein Plädoyer fort. Dabei zeigt er sich nach wie vor konzentriert, ohne sich zu verhaspeln.

Pause bis 10.45 Uhr

10.00: Staatsanwalt Marc Jean-Richard-dit-Bressel hat wieder das Wort übernommen. Er kommt auf die Firma Investnet zu sprechen.

Die Gründer Peter Wüst und Andreas Etter sollen zusammen mit Vincenz und Stocker die Raiffeisenbank hintergangen haben. Als Beweismittel hierfür verwendet der Staatsanwalt eine Reihe von Tabellen, E-Mails und vor allem ein brisantes Telefonat.

Es handelt sich um ein Gespräch zwischen Vincenz und Stocker aus dem Jahr 2018, wie «Blick» berichtet. «Ich habe Sprachregelungen mit Wüst und Etter abgemacht», soll Vincenz gesagt haben. «Ich habe ihnen gesagt: Sagt nie etwas anderes über unsere Zusammenarbeit, als wir abgemacht haben!» Und weiter: «Wenn Wüst einen Seich herauslässt, haben wir ein Risiko. Wir müssen uns sauber halten, dann können sie uns nicht knacken.»

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Staatsanwalt Marc Jean-Richard-dit-Bressel (r) und sein Kollege Oliver Labhart (l). - Keystone

Die Beteiligung von Beat Stocker war laut Staatsanwaltschaft ein gut gehütetes Geheimnis gewesen. So galt er lange Zeit nur Sprachrohr Vincenz', wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

Die Staatsanwaltschaft legt eine Pause ein. Weiter geht es um 10.45 Uhr.

09.25: Der Staatsanwalt Oliver Labhart geht nun auf die Bekanntschaft zwischen Pierin Vincenz und dem Inhaber von Genève Credit & Leasing (GCL) genauer ein. Diese Bekanntschaft, so die beiden Angeklagten, hätte es gar nicht gegeben. Nur zweimal wären sie sich über den Weg gelaufen, argumentierten sie in den Befragungen.

Labhart widerspricht diesen Aussagen nun. Er zeigt Bilder einer «konspirativen Dreierrunde, die sich regelmässig traf. Ihre Treffen endeten oft im Rotlichtmilieu», wie «Blick» schreibt. Auch hätte der Inhaber von Genève Credit & Leasing (GCL) Vincenz eine Uhr im Wert von 38'000 Franken geschenkt. Bei anderer Gelegenheit habe Vincenz den Genfer Unternehmer ans Prince-Konzert in Zürich eingeladen.

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Pierin Vincenz (l) und sein Anwalt Lorenz Erni. - Keystone

08.50: Der erste Punkt des heutigen Prozesses widmet sich dem Themenkomplex Genève Credit & Leasing (GCL). Die Staatsanwaltschaft versucht aufzuzeigen, wie Vincenz und Stocker mit dem Inhaber der Investmentfirma einen Deal ausgehandelt haben.

Wichtige Beweisstück hierfür sind E-Mails und Notizbücher der Angeklagten, gegen deren Herausgabe sich Vincenz und Stocker «mit Händen und Füssen gewehrt» hätten. Dies schreibt «Blick».

08.15: Das Zürcher Bezirksgericht ist im Volkshaus in den dritten Prozess-Tag rund um Ex-Raiffeisenchef Pierin Vincenz gestartet: Die Staatsanwälte setzen ihr mehrstündiges Plädoyer fort.

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Wegen des grossen Publikumsinteresse tagt das Zürcher Bezirksgericht im Volkshaus. - Keystone

Sie hatten das Vorgehen von Vincenz und seinem Geschäftskollegen Beat Stocker am Mittwoch als dreist und unzulässig bezeichnet. Die «Tour de Suisse durchs Rotlichtmilieu», die er als Spesen abgerechnet hatte, sei von rein privater Natur gewesen. Eine ähnliche Haltung seitens der Staatsanwaltschaft ist deshalb auch heute Donnerstag zu erwarten.

Im weiteren Verlauf des Donnerstags sind auch die Plädoyers der Privatkläger – der Raiffeisengruppe und der früheren Aduno – vorgesehen. Zudem wird die Verteidigung eines Nebenbeschuldigten auftreten.

Alle Eckdaten zum bisherigen Prozess

Der Monsterprozess gegen Pierin Vincenz geht heute in den dritten Tag. Der ehemalige Raiffeisen-Chef und sein Geschäftspartner Beat Stocker sind wegen Betrugs und ungetreuer Geschäftsführung angeklagt.

Heute geht der Prozess um 8.15 Uhr um Zürcher Volkshaus weiter. Das Wort wird die Staatsanwaltschaft haben. Nach deren Plädoyer werden Vertreter der Privatkläger und die Verteidiger sprechen, was mehrere Tage in Anspruch nehmen dürfte.

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Während der ersten Prozesspause eilt der angeklagte Ex-Banker ins Freie. - Keystone

Nachdem an Tag eins Pierin Vincenz während zwei Stunden befragt worden war, standen gestern Stocker und weitere Mitangeklagte im Fokus. Sie alle wiesen – wie auch Vincenz – alle Schuld von sich. Stocker, der mehr Geld eingesteckt haben soll, sagte zu Nau.ch: «Die Richter müssen jetzt herausfinden, was wahr und was Meinung ist.»

Die Staatsanwälte haben das Vorgehen von Vincenz und Stocker am Mittwoch als dreist und unzulässig bezeichnet. Die «Tour de Suisse durchs Rotlichtmilieu», die er als Spesen abgerechnet hatte, sei von rein privater Natur gewesen. Vincenz sagte am Tag zuvor, dass er mit Geschäftskunden in den Stripclubs gewesen und die Abrechnung deshalb berechtigt gewesen sei.

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Der Mitangeklagte Beat Stocker redet zu Nau.ch - Nau.ch / Drone-Air-Media.ch

Stocker und Vincenz sollen bei Firmendeals verdeckt beteiligt sein. Ausserdem wird ihnen vorgeworfen, Stripclub-Besuche und private Reisen als Geschäftsspesen abgerechnet zu haben. Damit sollen sie rund 25 Millionen Franken unrechtmässig eingenommen haben.

Der Prozess vor dem Zürcher Bezirksgericht findet wegen des grossen Andrangs im Zürcher Volkshaus statt. Eine zeitliche Verschiebung wegen der Corona-bedingten Abwesenheit eines Mitangeklagten wurde am Dienstag abgelehnt.

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