Plus 66 Prozent! Neuer Strompreis schockiert Thurgauer Familie
In der Thurgauer Gemeinde Aadorf sind Hunderte Haushalte von einer massiven Erhöhung des Strompreises für 2025 betroffen. Ein Familienvater ist besorgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Hochtarif für Haushalte der Elektra Häuslenen steigt für 2025 um 66 Prozent.
- Er sei schockiert und seine Familie dadurch schwer belastet, sagt ein Familienvater.
- Die Elektra hatte zuletzt sehr tiefe Preise – ein Grund für den umso stärkeren Anstieg.
Die Strompreise sinken im Jahr 2025 im Schweizer Durchschnitt um zehn Prozent. Anfang September publizierte die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) die entsprechenden Berechnungen.
Billiger wird der Strom aber nicht für alle, im Gegenteil. Je nach Wohnort wird er sogar massiv teurer – so etwa für einige Haushalte in der Thurgauer Gemeinde Aadorf.
Dort versorgt das Elektrizitätswerk Aadorf auf dem Gemeindegebiet rund 4800 Haushalte. Diese dürfen sich wie viele andere Schweizerinnen und Schweizer auf einen billigeren Strompreis freuen.
Die anderen 320 Haushalte – in den Ortschaften Häuslenen und Aawangen, die zu Aadorf gehören – werden hingegen von der Elektra Häuslenen mit Elektrizität versorgt. Und diese muss ihren Hochtarif für Haushalte deutlich erhöhen. Die Zahl steigt von jetzt gültigen 21.60 auf 36 Rappen pro Kilowattstunde – ein Plus von 66 Prozent!
Zur Einordnung: Der landesweit mittlere Preis für den typischen Haushalt liegt laut ElCom bei 29 Rappen pro Kilowattstunde.
Familienvater: «Es ist brutal»
Für einen Einwohner von Häuslenen sind die neuen Tarife ein Schock, wie er gegenüber Nau.ch klarmacht: «Wir sind schockiert und als junge Familie schwer belastet dadurch.» Auf Nachfrage sagt der Mann am Telefon: «Es ist brutal.»
Man nage nicht am Hungertuch, «aber die Preise gehen überall hoch», so der Familienvater. Es sei bitter, hänge man von einem einzigen Anbieter ab.
Schon jetzt zahlt die Familie für Strom in ihrem Zuhause mehrere Tausend Franken jährlich. Die hohen neuen Preise haben entsprechend Folgen. Die Heizung stelle er jetzt wahrscheinlich vorsorglich runter, sagt er. Zudem will er Geräte wie etwa den Geschirrspüler und die Waschmaschine erst am Abend zum Niedertarif laufen lassen. Dieser gilt immerhin bereits ab 20 Uhr, nimmt laut Tarifblatt auf der Webseite aber auch um 76,2 Prozent zu.
Strom 2022 zu hohen Preisen eingekauft
Nau.ch hat bei der Elektra Häuslenen nachgefragt, wie es zum sehr grossen Preisanstieg kommen konnte. Der Grund: Die Beschaffung der Energie für 2025 wurde bereits vor zwei Jahren in Angriff genommen, als der Strom durch den Ukraine-Krieg sehr teuer wurde.
Erste Tranchen seien Mitte 2022 bestellt worden, «als die Börsenpreise bei über 20 Rappen pro Kilowattstunde lagen», schreibt die Elektra. Damals habe die Aussicht bestanden, dass sich die Preise noch weiter erhöhen würden.
Die Systematik des Rechenmodells lege in einem solchen Fall fest, «dass zu diesem Zeitpunkt ein überhöhtes Paket beschafft wird, was dann auch so ausgeführt wurde. Diese Situation wird uns nun im Jahr 2025 beschäftigen».
Der Preisanstieg ist gerade deshalb so hoch, weil die Elektra Häuslenen in den vergangenen Jahren die Strompreise tief halten konnte. 2023 und 2024 waren die Tarife des EW Aadorf, dem anderen Stromversorger in der Gemeinde, für Haushalte über 50 Prozent höher als diejenigen der Elektra.
Für das nächste Jahr kann das EW Aadorf seine Tarife nun leicht senken. Die Elektra hingegen muss bei Haushalten nun eben deutlich mehr fordern. Im Direktvergleich ist sie neuerdings ein bisschen teurer.
Erst billiger Strom, jetzt teurer
Der Preisunterschied innerhalb der beiden Anbieter in derselben Gemeinde wird durch die unterschiedliche Herkunft des Stroms verursacht. Die Elektra beschafft ihren vom Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau, mit dem sie einen Vertrag für die strukturierte Beschaffung der Energie hat.
«Dank dieser strukturierten Beschaffung der Energie konnten wir in den Jahren 2022 bis 2024 unseren Kunden günstige Tarife anbieten», heisst es auf Anfrage. Für 2025 sind die Einkaufspreise aber um 133 Prozent gestiegen, was die noch nie dagewesene Erhöhung der Strompreise verursacht.
Die Gemeinde Aadorf will zur Mega-Erhöhung der Elektra keine Auskunft geben. Die Elektra Häuslenen sei eine eigenständige Organisation. «Die Verantwortlichen dort machen einen tollen Job und setzen sich für das Wohl der Bevölkerung ein», heisst es auf Anfrage.
Trotzdem: Nicht wenige dürften sich die neuen Tarife mehr als einmal angeschaut haben.