PostFinance erhält Negativ-Award für die Stimmerkennung

Nick Mäder
Nick Mäder

Zürich,

Am Big Brother Award erhalten Unternehmen einen Schmähpreis für ihren nachlässigen Umgang mit sensiblen Daten. Mittendrin: Die Stimmerkennung der PostFinance.

PostFinance zinsen
Postfinance verrechnet Negativzinse ab 500'000 Franken. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor dem kommenden Digitaltag werden die Big Brother Awards verliehen.
  • Den Schmähpreis erhalten Unternehmen, die nachlässig mit sensiblen Daten umgegangen sind.
  • Die PostFinance wurde für ihre Stimmerkennung ausgezeichnet.

Am 3. September findet der dritte nationale Digitaltag statt. Nebst Bühnenshows und Startup Pitches werden schweizweit Kurse und Talks angeboten. Letztes Jahr kritiserten aber Organisationen wie der «Chaos Computer Club Schweiz» den fehlenden Dialog mit den Veranstaltern.

Nun sind die Big Brother Awards zurück in der Schweiz. Nach zehn Jahren Pause fand am Donnerstagabend die Verleihung des Negativpreises für Datenkraken aus Wirtschaft und Politik wieder statt. Ausgezeichnet wurden Unternehmen und staatliche Stellen in drei unterschiedlichen Kategorien.

Stimmabruck der PostFinance

Seit September 2018 verwendet die PostFinance den Stimmabdruck, um Kunden am Telefon zu identifizieren. Mit diesem ist es möglich, eine bestimmte Person anhand der Stimme wieder zuerkennen.

PostFinance App
Die PostFinance erhält für ihre Stimmerkennung den Big Brother Award in der Kategorie «Publikum». - Keystone

Das Anfertigen eines solchen Stimmabdrucks betrachtet die Jury der Big Brother Awards als «kritisch». Da dabei Muster der Stimmen einer Person gespeichert werden, sei der Abdruck für die Überwachung einer Person geeignet. Und dies ausserhalb des PostFinance-Zwecks, heisst es in einer Medienmitteilung.

Keine Wahlfreiheit

Weiter kritisiert die Jury die unzureichende Information der Stimmerkennung gegenüber dem Kunden. Hinzu komme, dass dem Kunden automatisch ein Stimmprofil angelegt wird. «Man muss die Stimmerkennung explizit deaktivieren, um einen Abdruck der Stimme zu verhindern», schreibt die Jury.

Die Kunden sollten gemäss der Preisverleiher zumindest die Wahlfreiheit haben, ob ein solcher angelegt wird oder nicht.

Zwei weitere Awards

Nebst der PostFinance wurde auch das Zwangsmassnahmengericht des Kantons Zürich mit dem Negativ-Award ausgezeichnet. Es wird insbesondere der Einsatz von sogenannten Staatstrojanern kritisiert, welche die digitale Intimsphäre verletzen würde.

Bundesamt für Gesundheit
Das Bundesamt für Gesundheit erhielt den Negativpreis für das elektronische Patientendossier. - Keystone

Des weiteren erhielt das Bundesamt für Gesundheit den Schmähpreis für das elektronische Patientendossier (EPD). Die Jury warnt vor einer grösseren Datenschutzkatastrophe. «Statt einem dezentralisierten EPD wird nur an zwei Systemen gearbeitet.» So würden zentralisierte Angriffspunkte entstehen, wodurch der Aufwand für Angreifer verringert werde.

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