Prozess: Credit Suisse und bulgarische Mafia auf der Anklagebank
Das Wichtigste in Kürze
- Ab heute muss sich in Bellinzona die CS wegen möglicher Geldwäscherei verantworten.
- Die Bank weist die gegen sie erhobenen Vorwürfe in aller Form zurück.
Die Credit Suisse muss sich ab heute Montag vor dem Bundesstrafgericht für ihre Beziehungen zu einem kriminellen bulgarischen Netzwerk verantworten. Dieses betrieb einen grossangelegten Kokainhandel und war in Geldwäscherei verwickelt.
Neben der Grossbank und einer ihrer Anlageberaterinnen sind zwei Bulgaren und ein ehemaliger Angestellter der Bank Julius Bär angeklagt.
Die Credit Suisse weist die gegen sie erhobenen Vorwürfe in aller Form zurück, wie sie gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Sie sei auch von der Unschuld ihrer ehemaligen Mitarbeiterin überzeugt.
Dutzende Tonnen Kokain nach Europa geschmuggelt
Die von der Bundesanwaltschaft (BA) angeklagten Parteien sollen in unterschiedlicher Weise mit Evelin Banev zusammengearbeitet haben. Banev ist der Chef eines kriminellen Netzwerks, das Dutzende Tonnen von Kokain aus Lateinamerika nach Europa importierte.
Mithilfe der Angeklagten soll Banevs Organisation einen Teil des Geschäfts-Erlöses gewaschen haben. Zwischen 2004 und 2007 sollen es über 70 Millionen Franken gewesen sein. Die BA geht davon aus, dass der Gewinn pro Tonne Kokain 30 Millionen Euro betrug.
Die Credit Suisse muss sich im Rahmen der Unternehmens-Strafbarkeit wegen qualifizierter Geldwäscherei verantworten. Die BA ist der Ansicht, die Bank habe nicht alle notwendigen organisatorischen Massnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass die Gelder kriminellen Ursprungs auf ihre Konten eingezahlt werden konnten.
Bei den beiden angeklagten Bulgaren handelt es sich um Banevs Finanzberater und einen im Wallis niedergelassenen ehemaligen Ringer. Die beiden Männer sind wegen qualifizierter Geldwäscherei und Beteiligung an einer kriminellen Organisation angeklagt.
Banev bereits verurteilt
Die ebenfalls wegen qualifizierter Geldwäscherei angeklagte Ex-Mitarbeiterin der Credit Suisse verwaltete die für den Banev-Clan eröffneten Konten. Der letzte Angeklagte war ein Freund von Banevs Finanzberater. Als Mitarbeiter bei der Bank Julius Bär hatte er zwei Konten für Briefkastenfirmen von Banev und eines für seinen Freund eröffnet. Als die Zürcher Bank sich weigerte, diese Beziehungen weiterzuführen, kündigte der Mann und stellte sich in den Dienst des bulgarischen Netzwerks.
Das Schweizer Verfahren wurde 2008 von der BA eingeleitet, nachdem Bulgarien im Jahr zuvor ein Rechtshilfegesuch gestellt hatte. Banev wurde in Bulgarien, Italien und Rumänien zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.