Pury-Statue: Neuenburger stellen sich schützend vor Denkmal
Eine Petition fordert den Sturz der Pury-Statue in Neuenburg. Die Einwohner stehen aber eindrücklich hinter dem «Wohltäter» der Stadt.
Das Wichtigste in Kürze
- David de Pury vermachte im 18. Jahrhundert sein gesamtes Vermögen Neuenburg.
- Eine Petition fordert nun den Sturz der Statue des «Sklavenhändlers».
- Das Anliegen stösst vor Ort auf kein Verständnis.
Die Statue von David de Pury steht auf dem wichtigsten Platz in Neuenburg, der auch den gleichen Namen hat. Der «Wohltäter» von Neuenburg vermachte im 18. Jahrhundert sein riesiges Vermögen der Stadt.
Das viele Geld trug wesentlich zum Bau und der Verschönerung der Stadt bei.
So wurden etwa das Rathaus, ein ehemaliges Spital, die erste öffentliche Bibliothek der Schweiz und diverse Schulen mit Geldern von de Pury gebaut.
«Black Lives Matter»-Aktivisten
Eine Gruppe hat nun im Schlepptau der «Black Lives matter»-Proteste auch Neuenburg entdeckt. In einer Petition wird gefordert, die Statue des «Sklavenhändlers» müsse weg.
Der Bankier, Diamanten- und Sklavenhändler am portugiesischen Hof sei direkt oder indirekt mit dem Handel von 55'000 Sklaven beteiligt gewesen, so die Aktivisten.
Wichtiges Kulturerbe
Die Petition kommt aber vor Ort schlecht an. Die Neuenburger stehen hinter ihrem «Wohltäter».
Viviane Herdener (39) findet die Forderung nach einem Sturz der Pury-Statue eine Frechheit. «David de Pury ist ein wichtiges Kulturerbe von Neuenburg. Er hat unglaublich viel zur Entwicklung der Stadt beigetragen. Neuenburg wäre ohne ihn nicht die Stadt von heute.»
Es sei deshalb sehr wichtig, dieses historische Erbe zu bewahren: «Wir können hierhin kommen und unseren Kindern bei der Statue erklären, wer David de Pury war.»
Es war damals legitim
Auch Pierre Leuchter (72) kann sich gar nicht mit der Petition anfreunden. «De Pury war ein weitgereister Geschäftsmann. Was er tat, war damals legitim.»
Man mache es sich zu leicht, nur aus der heutigen Perspektive zu urteilen, sagt Leuchter. «Will man ein ruhiges Gewissen haben, soll man hier und jetzt die Mitmenschen respektieren.»
Oumar Sylla (40) stammt selber aus Afrika. Der Mann aus Guinea lebt seit 20 Jahren in Neuenburg. «Ich habe mich erst kürzlich genau informiert, was David de Pury eigentlich gemacht hat. De Pury wird hier sehr respektiert.»
Auch Sylla verweist auf den historischen Kontext. «Wenn alle finden, die Statue müsse weg, ist das ok. Wenn es aber nur eine kleine Gruppe ist, finde ich das nicht in Ordnung.»
Marie Nansoz (34) sagt: «Ich weiss nicht so genau, was de Pury im 18. Jahrhundert gemacht hat. Man muss das Ganze aber unbedingt in einem historischen Kontext sehen. Bevor man die Statue entfernt, sollte man das genauer anschauen.»