Regez & Fiechter distanzieren sich nicht von Sellner
Sarah Regez und Nils Fiechter distanzieren sich nicht von Martin Sellner oder der Jungen Tat. Pauschale Distanzierungen halten sie nicht für notwendig.
Das Wichtigste in Kürze
- Sarah Regez und Nils Fiechter distanzieren sich nicht von Sellner und der Jungen Tat.
- Stattdessen gebe es Überschneidungen – wie «mit fast jeder Gruppierung.»
- Ein Experte warnt, dass die Junge Tag versucht, Parteien zu unterwandern.
Seit Wochen rumort es in der Jungen SVP: Wegen der Teilnahme an einem Event mit dem Rechtsextremen Martin Sellner (35) fordern einige Kantonalsektionen den Rücktritt ihrer Strategiechefin Sarah Regez (30).
Grund dafür sei nicht die Teilnahme an sich, stellt Max Slongo, Präsident der JSVP Säntis, in der «Rundschau» klar. «Problematisch ist, dass sie sich nachher nicht distanziert.»
Am Mittwochabend standen Regez und Nils Fiechter (27), die privat ein Paar sind, in der «Rundschau» Red und Antwort. Dort bekräftigte Regez, nichts über Sellner gewusst zu haben. Sie sei in dieser Zeit an vielen Veranstaltungen gewesen. Zu jener mit Sellner sei sie von einem Kollegen mitgenommen worden. Und der österreichische Rechtsextreme Sellner habe keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Sie höre sich grundsätzlich alle Meinungen an, verteidigt sich Regez. Es sei ihr bewusst, dass Forderungen einer Distanzierung im Raum stünden. Doch: Obwohl Mitglieder der eigenen Partei fordern, dass sie sich von Sellner distanzieren soll, tut sie dies nicht. Auch nicht, als Moderatorin Franziska Ramser (43) mehrmals nachhakt.
Auch den von diesen Gruppen benutzten Begriff der Remigration lehnt sie nicht ab: Darunter verstehe sie alle demokratisch legitimierten Forderungen der Jungen SVP zum Thema Migration. Das Konzept «Alle Ausländer raus» lehne sie aber deutlich ab.
Brisant: Regez sagt, «es gibt Überschneidungen mit allen möglichen Gruppierungen».
Auch Nils Fiechter, der Präsident der Jungen SVP, wird von Moderatorin Ramser zur Jungen Tag befragt. Auf die Frage, ob er sich von der Gruppe distanziere, antwortet er: «Ich stehe für den Rechtsstaat ein, für die direkte Demokratie, die Unabhängigkeit und die Neutralität. Ich bringe auch klar zur Sprache, was das Problem ist: gewalttätiger Linksextremismus.» Von der rechtsextremen Gruppe distanziert er sich auch auf Nachhaken nicht: «Ich halte es nicht für notwendig, eine pauschale Distanzierung zu machen.»
Experte: Junge Tat versucht, Parteien zu unterwandern
Doch genau das wird dem JSVP-Präsidenten nicht nur von seinen Parteikollegen, sondern auch von einem Staatsschutz-Experten geraten. «Die Junge SVP sollte sich definitiv in einer offiziellen Mitteilung distanzieren», mahnt Xavier Dufour, der selbst SVP-Mitglied ist. Die Junge Tat sei extrem gefährlich, zu viel Gewalt bereit und wolle die Demokratie zu Boden bringen. Der von der Jungen Tat benutzte Begriff der «Remigration» sei nichts anderes als die «Rassenpolitik der Nationalsozialisten».
Gleichzeitig versuche die Gruppe, «politische Parteien zu unterwandern». Sie versuche, innerhalb gewisser Parteien Einfluss zu nehmen, damit sie sich radikalisierten. Eine mögliche Konsequenz wäre dann gemäss Dufour, dass der Nachrichtendienst jene Parteien überwache.
Diese Gefahr sieht Fiechter nicht, er betont die Wichtigkeit von Austausch. Es sei «antidemokratisch, sich pauschal von gewissen Gruppierungen oder Begriffen zu distanzieren». Auch kritisiert er die Medien: «Es war eine Kampagne gegen die JSVP und gegen uns als Personen.»
Dafür nimmt er Regez, deren Rücktritt gefordert wird, in Schutz, er stehe zu 100 Prozent hinter ihr: «Sie hat nichts falsch gemacht. Im Gegenteil, sie hat alles richtig gemacht.»