Reitschule Bern: Mann wurde Finger abgehackt – Polizei ausgesperrt
Die Reitschule Bern zieht nach Gewalt-Exzessen die Reissleine und schliesst vorübergehend. Zuletzt gab es einen brutalen Angriff. Polizei-Hilfe wurde verwehrt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Berner Reitschule wird temporär geschlossen. Die Gewalt eskalierte zuletzt.
- Ein Beispiel: Ende Dezember kam es zu einer Macheten-Attacke.
- Wie nun rauskommt, wurde verhindert, dass die Polizei Hilfe leistete.
Bis und mit 21. Januar bleiben die Tore der Berner Reitschule geschlossen. Das Kulturzentrum zieht die Reissleine. «In den vergangenen Wochen eskalierte die Gewalt um und in der Reitschule massiv», so die Betreiber.
Es ist auch von «Deal und Bandenkrieg», der sich «vor unserer Tür» manifestiert hat, die Rede.
Wie heftig diese ausgeartet ist, zeigt ein Vorfall von Ende Dezember.
Erst meldet die Polizei, dass ein Mann bei einer Auseinandersetzung mit einem scharfen Gegenstand verletzt wurde. Die SRF-Sendung «Schweiz aktuell» wird jetzt konkreter.
Finger mit Machete abgehackt – Polizei darf nicht helfen
Demnach seien am 29. Dezember zwei rivalisierende Banden auf dem Platz vor der Reitschule aufeinander losgegangen.
Einer Person wird dabei «ein Finger abgehackt». Die Polizei stellt kurz darauf eine Machete sicher. Das Gewalt-Delikt soll ein 25-jähriger Algerier begangen haben.
Der Vorfall bringt das Fass zum Überlaufen, die Reitschule macht eine gute Woche später wegen unhaltbaren Zuständen zu. Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende erzählt, wie es im Bericht weiter heisst.
Denn: Die Polizei will damals dem Opfer mit dem abgehackten Finger helfen. Doch die Beamten von Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Kapo Bern, werden von Reitschülern daran gehindert.
Die Reitschule will nicht mit der Polizei sprechen
Willi selbst sagt dazu: «Wenn es verletzte Personen gibt, haben wir das entsprechende Rettungsmaterial auf uns. Für uns wäre es wünschenswert, wenn es einen Austausch geben würde. Das wird aber aktuell abgelehnt – seitens Reitschule.»
Gegenüber Nau.ch teilt die Kantonspolizei Bern mit, dass es pro Monat etwa zu fünf Gewalt-Vorfällen bei der Reitschule kam. Allerdings würden nicht alle Fälle gemeldet, es gebe eine entsprechende Dunkelziffer.
Die Reitschüler zeigen auf alle anderen. Schuld an den Gewalt-Exzessen seien die Stadt, der Kanton und der Bund mit falscher Drogen- und Asylpolitik.
Kommt jetzt die Video-Überwachung?
Die neue Berner Stadtpräsidentin Marieke Kruit (SP) ist erst wenige Tage im Amt und hat auch das unangenehme Reitschule-Dossier geerbt.
Sie kontert in der Sendung: «Der Druck auf die Reitschule ist im Moment gross. Auch sie haben Leute, die dort arbeiten und sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie sehen selbst, dass Handlungsbedarf angesagt ist – sonst hätten sie ja nicht geschlossen.»
Handlungsbedarf. Dieses Wort ist in Bern im Zusammenhang mit der Reitschule aber schon oft gefallen. Passiert sei jedoch nie etwas, kritisiert die bürgerliche Opposition.
SVP-Stadtrat Alexander Feuz fordert etwa: «Der Gemeinderat muss der Polizei den Rücken stärken. Es braucht hier endlich Video-Überwachung.»
Im Mai lehnte der Berner Gemeinderat eine solche im Raum Schützenmatte jedoch ab.